MM: Sehr
geehrte Frau Hecht-Galinski, es sind inzwischen 10 Jahre her, dass wir
unser erstes Interview mit Ihnen veröffentlichen durften. Was hat sich
seither für die Palästinenser verändert?
Hecht-Galinski: Wie schnell die Zeit
vergeht. Seither ist zumindest für die Palästinenser alles schlimmer
geworden. Die Besatzung hat sich ausgeweitet. Die Zahl der durch die
Besatzer ermordeten Palästinenser nimmt immer weiter zu, darunter viele
Frauen und Kinder. Die westliche Unterstützung für die Apartheidspolitik
ist immer heftiger geworden. Die Verzweiflung der Palästinenser hat
zugenommen und ein Ausweg scheint in immer weiterer Entfernung zu
liegen.
MM: Aber Netanjahu ist doch inzwischen
in Israel nicht mehr an der Macht, hat das keine Auswirkungen gehabt?
Hecht-Galinski: Doch sicher hat das
Auswirkungen gehabt. Naftali Bennett ist eine erneute Steigerung zu
Netanjahu. Dieser als "Siedlerkönig" bekannte Nachfolger hat sich ja
damit gebrüstet, eigenhändig viele Araber umgebracht zu haben. Er
hat damit geprahlt, dass es unter ihm niemals einen Palästinenserstaat
geben wird. Was also kann von so einem Staat erwartet werden?
Schließlich wird er von einer deutschen Bundesregierung, die immer stets
an der Seite Israels steht, völlig unabhängig davon, welche Verbrechen
begangen werden, unterstützt. Wer glaubt denn daran, dass Israel jemals
wieder zu Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht
zurückkehren wird?
MM: Das klingt ja fast sarkastisch?
Hecht-Galinski: Vielleicht ist das ein
Abwehrmechanismus, um das zu verkraften, was dieser "jüdische Staat" der
Welt und uns Deutschen aufbürdet. Gerade erst habe ich gelesen wie
zahlreiche Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) wegen angeblichem
Antisemitismus ihren Job verloren haben und weitere sollen folgen. Das
waren teils arabisch-stämmige Mitarbeiter, welche die unaufhörlichen
"Lobpreisungen" auf Israel nicht mittragen wollten und Kritik an der
Apartheid und den unhaltbaren Zuständen hatten. Aber jegliche Kritik,
die den wahren Kern des Konflikts angreift, nämlich, dass Apartheid in
Israel inzwischen so offensichtlich und unbestreitbar ist, also Israel
ein jüdischer Apartheidstaat ist, wird rigoros unterdrückt. In diesem
Fall, wie auch in ähnlichen Fällen, wird auch mit der "Kaltstellung"
oder Entlassung von Mitarbeitern reagiert. Und das regt mich auf.
Anstatt diejenigen zu entlassen, die jedes Verbrechen Israels mittragen
und schön reden, werden die entlassen, die auf wahre Missstände
hinweisen. Sie kennen ja die "besonderen" Richtlinien der
Springer-Presse, die jeder Mitarbeiter vertraglich akzeptieren muss,
faktisch im "jüdischen Interesse" und im Interesse Israels zu schreiben.
Und es macht mich wirklich wütend, wenn die öffentlich-rechtliche
Repräsentanz Deutschlands (DW) in der weltweiten Medienlandschaft diese
unhaltbaren Richtlinien zum Schutz eines Apartheidstaates durch die
Hintertür den eigenen Mitarbeitern aufzwingt.
MM: Müsste die Deutsche Welle nicht
weltweit deutsche Interessen vertreten?
Hecht-Galinski: Das müsste man die
Deutsche Welle einmal selbst fragen. Jetzt sollen alle Mitarbeiter das
Existenzrecht Israels anerkennen. Wie kann man verlangen das
Existenzrecht eines Staates anzuerkennen, der keine festgelegten Grenzen
hat, der sich jeden Tag ausdehnt, der skrupellos ethnische Säuberungen
und Judaisierung betreibt? Wie kann ein anständiger Journalist das
Existenzrecht eines Apartheidstaates unterstützen? Alle staatlichen oder
halbstaatlichen Sender wie RT in Russland oder TRT der Türkei und
ähnliche Sender vertreten zunächst die Ansicht und Interessen des
eigenen Landes. Nur die Deutsche Welle soll nicht die Interessen
Deutschlands sondern die Interessen Israels vertreten? Die Folge ist
eine Unglaubwürdigkeit und Ansehensverlust Deutschlands in Großteilen
der Welt, weil wir uns an die Seite eines Apartheidstaates begeben. Wir
sollen also die Werte Israels vertreten und damit die Apartheid?
MM: Warum lässt sich Deutschland so
demütigen?
Hecht-Galinski: Vielleicht weil
Deutschland kein souveräner Staat ist oder weil unsere Machthaber
Abhängigkeitsverhältnisse haben, die wir nicht kennen? Haben Sie nicht
gesehen, wie unser Bundeskanzler Scholz wie ein artiger Schuljunge neben
seinem "Lehrer" Biden stand, als dieser verkündete, dass die Pipeline
Nord-Stream 2 nicht in Betrieb genommen wird, falls Russland die Ukraine
angreift. Seit wann bestimmen die USA darüber, welche Energienquellen
wir nutzen und welche unserer Pipelines ein- oder abgeschaltet werden?
Aber Scholz stand daneben, stumm als "Befehlsempfänger" seines "Chefs".
Diese Anmaßung des US-Präsidenten, hat erneut bewiesen, wie es um die
wahren Machtverhältnisse bestimmt ist. Wer noch nicht verstanden hat,
dass wir nicht souverän sind, sondern ein Vasall, konnte es live im
Fernsehen miterleben. Und das betrifft eben auch die deutsche Haltung
zum Verhältnis zum "jüdischen Staat".
MM: Stichwort Apartheid: Historisch
waren die Briten maßgeblich an der Gründung Israels und der Vertreibung
der Palästinenser beteiligt. Und über sieben Jahrzehnte standen fast
alle britischen Organisationen mehr oder weniger hinter Israel. Jegliche
Kritik von Amnesty International bezüglich der Menschenrechtsverbrechen
waren punktuell. Wie ist es zu verstehen, dass ausgerechnet jene
Organisation nun einen bis auf die Gründerzeit zurückgehenden Rückblick
startet und Israel zum Apartheidstaat erklärte?
Hecht-Galinski: Endlich hat Amnesty den
Mund aufgemacht. Letztendlich haben sie das bestätigt, was wir schon
seit Jahren sagen und was alle, die sich der Thematik verbunden fühlen,
ohnehin wussten. Viele andere Organisationen haben das schon längst
gesagt. Amnesty ist diesbezüglich eher als sehr spät einzustufen. Aber
lieber zu spät als nie! Allerdings ist es mehr als beschämend, dass die
deutsche Sektion sich davon mehr oder weniger distanzierte und einen
Passus hinzufügte. Sie fühlte sich bemüßigt aufgrund unserer eigenen
Vergangenheit so zu handeln. Allerdings, faktisch bleibt aber alles beim
Alten. Alle zaghaften Kritik-Versuche der Politik, wie eine
Feigenblatterklärung, dass der völkerrechtswidrige Siedlungsbau
kontraproduktiv sei, führt ja zu keinerlei Konsequenzen, die den
"jüdischen Staat" besorgt machen müsste. Aber wenn sich die Russen die
Krim, die ja historisch immer russisch war, einverleiben, gibt es
Sanktionen über Sanktionen. Dabei gibt selbst der eingefleischte
Transatlantiker Klaus von Dohnanyi in seinem neuen Buch zu, dass die
Krim historisch zu Russland gehört. Aber wenn Israel sich den Golan
einverleibt und annektiert, ein Gebiet das immer Syrisch war, gibt es
keinerlei Maßnahmen gegen Israel. Diese Doppelmoral zieht sich durch die
gesamte deutsche und westliche "Werte"-Politik bezüglich Israel. Amnesty
musste jetzt reagieren, weil die Apartheid nicht mehr zu verheimlichen
ist. Und Amnesty hätte sich insgesamt unglaubwürdig gemacht, wenn es die
nicht mehr zu übersehende Unterdrückung der Palästinenser, die täglichen
Demütigungen, die Ermordungen, die Vertreibungen usw. weiterhin nur
punktuell betrachtet hätte. Wir sind inzwischen an einem Punkt
angelangt, an dem Südafrikaner, wie der verstorbene Bischof Desmond
Tutu, sowie jüdische Anti-Apartheidaktivisten, die es wirklich wissen
müssen und erlebten, was Apartheid bedeutet, heute sagen, dass die
Apartheid in Israel inzwischen viel schlimmer ist, als sie jemals in
Südafrika war. Da müssten doch alle Alarmglocken schrillen.
MM: Genau so ungewöhnlich wie Amnestys
Vorstoß war die Reaktion vieler Staaten darauf, denn es kommt selten
vor, dass Amnesty einen Staat kritisiert und mehrere Regierungen anderer
Staaten jenem Staat zur Hilfe eilen, insbesondere die Bundesregierung.
Hecht-Galinski: Von der Bundesregierung
habe ich nichts anderes erwartet. Wenn es um Israel geht, dann werden
alle eigenen "Werte" außer Kraft gesetzt und dann wird eine Art der
Unterwerfung für zionistische Interessen nicht nur praktiziert, sondern
auch von jedem abverlangt. Wer dem nicht nachkommt, der wird
automatisch als Antisemit diffamiert. Willkommen im Club! Mit diesem
falschen Ansatz werden abweichende Meinungen auf Linie getrimmt und
jegliche Kritik im Keim erstickt. Das ist meines Erachtens genau der
falsche, ein geradezu gefährlicher Ansatz. Aufgrund unserer eigenen
deutschen Geschichte sind wir mehr als alle anderen verpflichtet gegen
Menschenrechtsverbrechen und Apartheid aufzuschreien. Wir sind
verpflichtet an der Seite der Unterdrückten zu stehen und nicht an der
Seite der Unterdrücker.
MM: In die letzten zehn Jahre fällt auch
das neue Nationalstaatsgesetz Israel. Wie ist das zu bewerten?
Hecht-Galinski: Das Nationalstaatgesetz
ist der festgeschriebene Beweis und die Manifestierung des
Apartheidsystems. Es würde den Rahmen dieses Interviews sprengen, wenn
ich auf alle Details eingehen würde. So wurde vor etwa zwei Wochen das
sogenannte Staatsbürgerschaftsgesetz in erster Lesung verabschiedet,
dadurch soll verhindert werden, dass Palästinenser die mit israelischen
Staatsbürgern verheiratet sind, automatisch die Zugehörigkeit oder einen
Wohnsitz in Israel erhalten können. Aber allein die Tatsache, dass ein
Jude eine Palästinenserin nicht heiraten darf, ist doch eine Politik,
die alle unsere "Werte" mit Füßen tritt. Diese Gesetze sind nichts
anderes als "Rassegesetze", unter so vielen anderen diskriminierenden
"Rassegesetzen" im "jüdischen Staat". Das ist eine traurige und
empörende Tatsache und das muss auch so genannt werden, damit das Ausmaß
dessen deutlich wird. Aus diesem Grund kann und darf ich diese
schändliche Politik nicht mittragen. Deutsche Staatsbürger dürfen solche
Verbrechen nicht schweigend hinnehmen. Die Politiker dürfen nicht in
meinem Namen alle diese Verbrechen mittragen. Immer wieder wird der
Holocaust als Argument bemüht. Ich leugne doch den Holocaust nicht. Ich
bringe sogar dafür Verständnis auf, wenn in einigen wenigen Ländern wie
Deutschland die Holocaust-Leugnung unter Strafe steht. Aber dann stellt
sich mir ebenso die Frage, warum wird nicht auch die Nakba-Leugnung
geahndet? Die Nakba ist die Katastrophe, welche die Palästinenser
erleiden mussten, als sie Opfer der ethnischen Säuberung während der
Staatsgründung durch Israel geworden sind, also eben auch indirekte
Opfer des Holocaust. Warum dürfen alle überzeugten Zionisten die Nakba
auch in Deutschland ungestraft leugnen oder relativeren? Es gibt doch
nicht nur ein historisches Leid von Juden, selbst wenn die Ausmaße nicht
vergleichbar sind. Aber das Leid der Palästinenser seit fast einem
Jahrhundert wird in Teilen Israels und von viele eingefleischten
Zionisten geleugnet, weil es das Selbstverständnis auf der Seite des
Guten zu stehen, unterminieren würde.
MM: Die folgende Frage haben wir Ihnen
bereits vor 10 Jahren gestellt aber wollen sie wiederholen. Ihr
damaliges Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" wirf immer
noch - und das in der x-ten Generation - die Frage auf, warum
Deutschland so uneingeschränkt jedes Verbrechen Israels sowohl moralisch
als auch durch massive Waffenverkäufe und zuweilen Waffengeschenke
mitträgt. Haben Sie eine Antwort darauf?
Hecht-Galinski: Leider haben sich alle
meine Hinweise aus dem damaligen Buch nicht nur immer klarer
verdeutlicht, sondern es ist noch viel schlimmer geworden. Das schlechte
Gewissen kann durch eine Art kollektive Traumatisierung auch weiter
vererbt werden. Ich bin ja gar nicht dagegen, dass das reiche
Deutschland an die Opfer Entschädigung zahlt. Aber die bisherigen
Zahlungen Deutschlands sind doch nur in begrenztem Ausmaß bei den wahren
Opfern angekommen. Der "jüdische Staat" hat die Gelder doch
hauptsächlich für Waffen und Ähnliches genutzt. In Israel leben viele
Holocaust-Opfer unter elenden Umständen und erleiden Armut. Wo sind
viele der "Wiedergutmachungs"-Zahlungen" geblieben? Viele Gelder sind in
Skandalsümpfen verschwunden. Was mich ärgert, ist die
Instrumentalisierung des Holocaust, wie es Norman Finkelstein so
treffend in seinem Buch "Holocaust-Industrie" beschrieben hat.
Allerdings ist in den den USA immer mehr zu beobachten, dass sich junge
Juden öffentlich distanzieren vom "jüdischen Staat", seiner Lobby und
seinen Methoden. Nur in Deutschland geschieht das bedauerlicher Weise
noch nicht so häufig und öffentlich. Aber warum haben wir wohl gerade in
Berlin so viele Juden, die größtenteils aus Israel ausgewandert sind?
Hängt das nicht eben auch damit zusammen, dass sie nichts mehr mit jenem
Staat zu tun haben wollen oder zumindest nicht bereit sind, sich selbst
für ein Apartheidsystem aufzuopfern?
MM: Der Einfluss hängt wohl auch damit zusammen,
dass Israel über sehr starke Lobby-Organisationen verfügt.
Hecht-Galinski: Ja, es regt mich auf,
dass wir einen Zentralrat der Juden haben, dessen Aufgabe sich um
deutsche Juden zu kümmern und das Judentum bekannt zu machen sein sollte. Aber was
macht er? Er betreibt nichts als israelische Staatspolitik. Wenn eine
türkische oder russische religiöse Organisation in Deutschland sich
positiv über den jeweiligen Staat äußert, wird er sofort in die
Schranken verwiesen. Aber der Zentralrat darf wie Israel alles. Wenn ich
dann auch noch sehe, wie die gesamte deutsche Politik sich für den in
Russland so unbedeutenden Navalny einsetzt und alle Medien mitspielen,
frage ich: Warum hat noch nie ein deutsche Politiker sich für einen
der palästinensischen Gefangenen eingesetzt, die teilweise ohne jegliche
Anklage monatelang in israelischen Gefängnissen festgehalten werden.
Hatte sich nicht die grüne Außenministerin Baerbock während des
Wahlkampfs für Julian Assange eingesetzt und sogar zu Recht Asyl in
Deutschland für ihn gefordert? Was ist daraus geworden? Das ist doch
keine "Werte"-Politik der deutschen Ampel-Regierung sondern im wahrsten
Sinn des Wortes wertlos und heuchlerisch.
MM: Was ist Ihre Utopie für Israel, denn
von der sogenannten Zweistaatenlösung spricht außer der Bundesregierung
und anderen unseriösen Akteuren in dieser Hinsicht kein ernst zu
nehmender Analyst mehr?
Hecht-Galinski: Meine Utopie habe ich im
Laufe der Jahre oft erwähnt. Ich wünsche mir, dass wir uns in einem
befreiten Jerusalem treffen. Für mich gibt es nur noch die
Einstaatenlösung. Natürlich will ich mir nicht anmaßen über die
Palästinenser zu entscheiden. Aber die Einstaatenlösung mit allen
Ethnien, mit allen Religionen und allen gleichberechtigten Bürgern
scheint mir die einzige realisierbare Lösung für eine friedliche
Zukunft. Denn selbst wenn die arabischen Kollaborateure, die Israel im
Parlament und der Regierung mit einsetzt, den Apartheidstaat nicht sehen
wollen, so sieht es inzwischen die Welt, selbst Bevölkerungen der
Staaten, die Israel massiv unterstützen. Der "jüdische Staat" muss zu
einem demokratischen Staat für alle seine Bürger werden. Das ist einzige
Lösung, die noch akzeptabel ist, wenn überhaupt noch ein Zusammenleben
möglich sein könnte und als Zukunftsmodell machbar. Ansonsten wird es
nur einen immer schlimmer werdenden Apartheidstaat geben, der nur dank der Unterstützung durch die USA und Deutschlands dahinvegetieren wird.
Das wäre eine Katastrophe. Angesichts meines Lebensalters schwindet aber
meine Hoffnung, dass ich noch eine Änderung der Zustände miterleben
werde.
MM: Aber bei Ihrem Modell wären die
Juden nach heutigen Stand in der Minderheit.
Hecht-Galinski: So what! Das ist doch
irrelevant. Andere Staaten müssen solch eine Situation doch auch
meistern. Schauen Sie auf Deutschland. Wir haben es mit einer
überalterten Gesellschaft zu tun und bekommen zu wenig Kinder. Ich
selbst habe auch keine Kinder. Die ausgebildeten Arbeitskräfte fehlen
und werden immer weniger. Wer wird in Zukunft ein tragfähiges
Rentensystem sichern? Da ist doch die einzige Lösung Einwanderung. Wir
brauchen diese jungen Menschen. So sind wir ein Einwanderungsland und
wir werden uns zwangsläufig mit anderen mischen. Das würde mir keine
Kopfschmerzen bereiten, wenn wir uns auf gewissen Rahmenbedingungen
einigen, bei der alle Bürger gleiche Rechte genießen und gleiche
Pflichten haben. Es wird doch in Deutschland niemals einen reinen
"Muslimstaat" oder reinen "Christenstaat", "Judenstaat" oder
"Atheistenstaat" geben. Wir brauchen einen Staat, in dem sich die Bürger wohl fühlen mit Religions- Meinungs- und Pressefreiheit, ohne Angst, dass
man wegen seiner Religion oder Herkunft Repressionen erleidet. Das sind
für mich selbstverständliche demokratische Werte. Und so stelle ich mir
auch die zwangsläufige Zukunft für Palästina vor.
MM: Auf Ihrer Plattform
Sicht vom Hochblauen sammeln Sie die Artikel
von teils hochrangigen Autoren zum Thema. Warum heißt die Seite
eigentlich so?
Hecht-Galinski: [lacht] Das kann ich
Ihnen erklären. Wir wohnen an einem Berg, der "Hochblauen" heißt. Er ist
sozusagen unser Hausberg. Ursprünglich hieß die Plattform "Sicht aus dem
hinteren Kandertal". Daraus habe ich später "Sicht vom Hochblauen"
gemacht. Unter diesem Namen ist die Plattform inzwischen so bekannt,
dass es bei diesem Namen geblieben ist und bleibt. So sitze ich hier
oben, und kann meine Sicht verbreiten.
MM: Frau Hecht-Galinski, wir bedanken
uns für das Interview. |