Im Namen des Erhabenen  

  Interview mit Dr. M.O. Athai

 

Muslim-Markt interviewt
Dr. Mohammad Omar Athai, praktizierender Internist und Autor des Buches "Der Islam ist die heilende Medizin" 
1.1.2016

Dr. Mohammad Omar Athai (geboren 1947 in Kabul/Afghanistan) hat nach dem Abitur in Kabul ein Stipendium für das Medizinstudium in Deutschland erhalten. Nach Ablegen des Staatsexamens in Münster (Westfahlen) begann er die Facharztausbildung für innere Medizin. 1983 hat er sich als Internist im Großraum Lingen (Ems) niedergelassen. Schon früh interessierte er sich für „Alternativmedizin“, die er selbst lieber „Ergänzungsmedizin“ nennt. Er begann eine Ausbildung bei der Deutschen Akademie für Akupunktur und Aurikulo-Medizin in Kooperation mit der Initiative für Medizin ohne Nebenwirkungen, der Europäischen Akademie für Traditionelle chinesische Medizin, bei der Deutschen Akademie für interdisziplinäre Schmerztherapie und bekam Zusatzauszeichnungen für Naturheilverfahren, Homöopathie und Akupunktur. 2015 veröffentlicht er sein Buch "Der Islam ist die heilende Medizin".

Dr. Mohammad Omar Athai ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im Großraum Lingen (Ems).

MM: Sehr geehrter Herr Dr. Athai, es gibt das Vorurteil, dass ein Schiit nicht Omar heißen kann, wie kamen Sie zu Ihrem Namen?

Dr. Athai: Weil meine Eltern ein Zeichen für Toleranz setzen wollten, daher haben sie mich Omar genannt. Wer an Allah und Qur'an, unserem Propheten Mohammad (s.) und alle anderen Propheten, die im Qur'an genannt sind, an die Engel und an dem Tag der Auferstehung glaubt, ist Muslim. Fanatismus und Intoleranz spaltet und schwächt uns und sind unislamisch.

MM: In Ihrem Dorf ist selbst dem christlichen Dorfgeistlichen bekannt, dass Sie Imam Khomeini geliebt haben. War das kein Problem als Arzt und als Mensch?

Dr. Athai: Nein, Allah sei Dank gibt es kein Problem, im Gegenteil. Der Pastor unseres Dorfes selber und seine Eltern kamen immer zu mir zur Behandlung, obwohl im selben Dorf und der Umgebung viele Ärzte christlichen Glaubens praktizieren. Am Todestag von Imam Khomeini (r.) kam unser Pastor "zufällig" zur Behandlung und sah, dass ich sehr traurig bin und fragte mich nach der Ursache. Ich habe ihm den Grund erzählt. Er sagte mir, dass er meine Trauer gut verstehen kann, und sagte mir noch einige passende Trost spendende Worte. Bei solchen Momenten und Situationen wird das Herz eines Muslims durch das Licht Allahs überflutet.

MM: Warum hat Ihnen ihr klassisches Studium nicht genügt, so dass Sie sich "Ergänzungsmedizin", wie Sie es nennen, weiterentwickelt haben?

Dr. Athai: Dank moderner Technologie, Pharmakologen und andere moderne Methoden (durch Gnade Allahs) können wir heute viele Krankheiten behandeln. Aber solche Behandlungen sind leider meist Symptombehandlung. Mir ist es lieber, wenn die Krankheiten erst gar nicht entstehen und vor allem nicht chronisch werden. Daher habe ich versucht, allertiefste Ursachen der vielen heutigen Leiden aus islamischer Sicht medizinisch-naturwissenschaftlich zu erklären. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist.

MM: Wie kam es dazu, dass Sie ein Buch zum Thema aus der Sicht des Islam verfasst haben?

Dr. Athai: Weil ich bei allem, was ich in meinem Leben lese, tue oder beabsichtige, den Islam im Hinterkopf habe.

MM: Was kann der Islam zur Ergänzungsmedizin beitragen?

Dr. Athai: Lesen Sie mein Buch. Ich stehe Ihnen für Ihre Fragen und Diskussion sehr gerne zur Verfügung.

MM: Bitte geben Sie uns doch einige Stichproben als Kaufanreiz zu ihrem Buch, einige Beispiele der islamischen Besonderheiten.

Dr. Athai: Zum Beispiel der Alkohol ist im Islam absolut verboten. Anderseits ist der Alkohol in Medikamenten unbedenklich. Diese Schein-Paradoxie wird in meinem Buch Dank moderner Hirnforschung ausführlich erläutert. Oder was sehr häufig gedacht und gesagt wird: Beim lüsternen Anschauen der Frauen oder pornographischer Bilder (alles Sünde im Islam) will man nur Appetit für zu Hause holen und es wird niemandem etwas weggenommen. In diesem Buch wird auf naturwissenschaftlicher Grundlage erklärt, wie solche Gedanken und Absichten zu psychovegetativen und somatischen Krankheiten führen können.

MM: Im derzeitigen Sommer müssen Muslime im Land sehr lange fasten. Schadet das nicht?

Dr. Athai: Wenn man nicht krank ist und der Körper gut vorbereitet ist, schadet es niemals. Ganz im Gegenteil bringt das Fasten dem Organismus unvorstellbare Vorteile psychischer-, somatischer- und geistiger Art. Kein Mensch kann sich auf dem Pfad der Vervollkommnung auch nur einen Zentimeter ohne Fasten fortentwickeln. Dabei spielt das Nicht-Trinken von Flüssigkeit eine sehr, sehr große Rolle. Dies wird in meinem Buch ausführlich dargestellt.

MM: Ein oft zumindest subjektiver Eindruck ist, dass Muslime in Deutschland eine geringere Lebenserwartung haben und im Alter eher zu Übergewicht neigen und weniger Sport betreiben. Welche kulturellen Hindernisse sind dafür mitverantwortlich?

Dr. Athai: Zum ersten Teil der Frage: In Afghanistan war es z.B. so, wer etwas übergewichtig war, wurde häufig positiv angesehen und mit den wohlhabenden Ausländern wie z.B. Europäern verglichen. Zum zweiten Teil: Nach meiner Ansicht "verschlacken" wir konstitutionell schneller bei Überfütterung und vor allem beim Nichtfasten als z.B. Europäer es tun. Also wenn wir lange und gesund leben wollen, müssen wir außer dem Monat Ramadan noch zwischendurch im Laufe des Jahres fasten und die Überfütterungen meiden.

MM: Viele Kritiker des hiesigen Gesundheitswesens behaupten, dass es zu materialistisch orientiert sei und z.B. viel zu viele Medikamente konsumiert werden. Andererseits erhält der Arzt viel mehr Honorar für eine viertel Stunde Behandlung als für eine halbe Stunde Gespräch. Wie kann man dieses Dilemma überwinden?

Dr. Athai: Das ist eine Maschinerie, die mit vielen anderen Systeme gleicher Art gekoppelt ist und kann schlecht umgestellt werden. Aber wenn jeder von uns eine andere Sichtweise bekommt, indem man sich diesbezüglich im Islam vertieft und davon lernt, dann können wir als gesunder Vorreiter unseren Mitmenschen zeigen, wie wertvoll eigentlich wir Muslime für die anderen sind. Das war auch ein wichtiger Anlass, um dieses Buch zu schreiben.

MM: Dr. Athai, wir danken für das Interview.

Links zum Thema

Senden Sie e-Mails mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an: info@muslim-markt.de 
Copyright © seit 1999 Muslim-Markt