MM: Sehr
geehrter Schwester im Islam Adeoye. Obwohl sie von Geburt an Deutsche
sind, eine deutsche Mutter haben und ihre Muttersprache deutsch ist,
werden sie ständig nach ihrem "Migrationshintergrund" angesprochen. Wie
gehen Sie damit um?
Adeoye: Natürlich werde ich oft auf
meinen Migrationshintergrund angesprochen, aber ich empfinde das nicht
als lästig. Ich sehe das eher als Vorteil, denn dank meiner Eltern hatte
ich die Möglichkeit etwas über beide Kulturen zu erfahren, während ich
aufwuchs. Die Kombination aus südländischem Wesen und westlichen
Erfahrungen machen mich immerhin aus. Viele Leute unterschätzen Menschen
mit Migrationshintergrund und, mal abgesehen davon dass ich gebürtige
Deutsche bin, finde ich, das genau das in vielen Situationen oft ein
Vorteil für mich ist.
MM: In wiefern ein Vorteil, wie meinen
Sie das?
Adeoye: Insofern dass die Menschen in
den meisten Fällen von falschen Annahmen ausgehen, beispielsweise im
Bezug auf die Sprache oder das Verhalten, und sind dann angenehm
Überrascht wenn sie sich irren. Dadurch hinterlässt man ja auch einen
gewissen positiven Eindruck und der erste ist in vielen Fällen ja der
wichtigste.
MM: Wie sind Sie auf die Idee gekommen,
eine neue Frauenzeitschrift zu gründen?
Adeoye: Der Gedanke an ein Magazin,
basierend auf derartigen Hintergründen, beschäftigte mich schon länger,
insbesondere wegen der momentanen, medialen Darstellungen des Islams. Da
ich Hauptberuflich noch Studentin bin, entschloss ich mich, mit dem
Erhalten der Aufgabenstellung, ein innovatives Magazin zu entwickeln und
entwerfen, für eine Semesterarbeit, die Chance zu ergreifen und meine
vorher gehegten Überlegungen zu realisieren.
MM: Und wie kamen Sie auf den Namen
Imra'ah?
Adeoye: Ich habe einen Namen gesucht,
der sowohl offensichtlich auf das arabische im Islam hinweist, wollte
aber dennoch, da wir immerhin ein Magazin sind das in Deutschland
publiziert wird, die deutsche Schreibweise verwenden. So kam ich auf den
Namen Imraah, der im arabischen "Frau" bedeutet und habe es durch die
Lautschrift in die deutsche Schreibweise mit aufgenommen.
MM: Welches Frauenbild wird in der Zeitschrift
vermittelt?
Adeoye: Das Frauenbild, das wir
versuchen zu vermitteln, ist das Bild der Frau im Islam, was in den
anderen Medien untergegangen ist. Während man in Deutschland von
Mitteilungen überhäuft wird, die propagieren, wie schlecht es "allen"
muslimischen Frauen geht und wie unterdrückt sich "alle" muslimischen
Frauen fühlen, wollen wir mit der Zeitschrift vermitteln, dass es nicht
so ist. Ich bezweifle nicht, dass es Frauen gibt, die sich unterdrückt
fühlen und misshandelt werden, was aber auch mal gesagt werden muss,
aber das Frauenbild, welches wir versuchen zu vermitteln, ist, dass es
nicht "alle" Frauen sind. Wir wollen zeigen, dass es auch anders sein
kann, dass muslimische Frauen stark sind und dankbar auf ihre Religion,
dass sie sich nicht einschränken lassen und es sowohl familiär wie auch
beruflich geschafft haben.
MM: Aller Anfang ist schwer, und es
dauert, bis sich eine neue Zeitschrift etabliert hat. Wie kann die
Zeitschrift das finanziell verkraften?
Adeoye: Nun denn, natürlich braucht
alles seine Zeit, aber mit den richtigen Werbemaßnahmen und angemessener
PR wird sich alles in die richtige Richtung entwickeln. Da die erste
Ausgabe privatfinanziert wurde und wir mit der zweiten Ausgabe anfangen
Werbekunden mit einzubeziehen sollte sich der finanzielle Teil mit der
Zeit ergeben.
MM: Sie selbst waren erst jüngst im
Iran, erzählen Sie uns von Ihren Eindrücken?
Adeoye: Ich muss sagen, der Iran ist ein
Land voller Schönheit und Kultur, was man schnell vergisst, wenn man
durch die Medien immer nur die negativen Sachen zu hören bekommt. Ich
denke medial bewegen sich die Muslime in dieser Region schneller in die
richtige Richtung als in den westlichen Ländern, was allerdings auch
daran liegt, dass sich zu etablieren hier ein Stück weit schwieriger ist
als in einem islamischen Land. Im Moment bemüht der Iran sich, den Islam
und sich selbst, durch die Medien wieder ins richtige Licht zu rücken,
was auch nicht verkehrt ist. Man sollte meiner Meinung nach nur
vorsichtig sein das auf Propaganda nicht am Ende, als Abwehr ebenfalls
Propaganda die Lösung ist.
MM: Zurück nach Deutschland, welche nahen und mittelfristigen Ziele
haben Sie als Muslima n Deutschland?
Adeoye: Natürlich erstmal mein Studium erfolgreich abzuschließen,
das Magazin aufzubauen, weiterhin die Zeit finden die bisher besuchten
Frauengruppen zu besuchen und Inschaallah irgendwann nach Mekka.
Außerdem möchte ich gerne noch mal den Iran besuchen und in noch andere
Islamische Länder reisen um mich von Kultur und Tradition inspirieren zu
lassen. MM: Frau Adoye, wir
danken für das Interview. |