MM: Sehr
geehrter Herr Dr. Wagner, eine private Frage vorab: Sie sind kein
"normaler" Arzt. Warum betreiben Sie keine Schulmedizin?
Dr. Wagner: Ich bin ein "normaler" Arzt!
Es steht einem Arzt aber grundsätzlich frei eine Behandlung
vorzuschlagen, die nach seiner Einschätzung die für den Patienten
effektivste und schonendste darstellt. In meinem Fall ist das zum
überwiegenden Teil die Homöopathie oder verwandte Methoden. Natürlich
muss ich auch die schulmedizinischen Möglichkeiten und Therapien in
Betracht ziehen und verordne sie auch, wenn ich es für nötig halte.
MM: Am 9.5.2009 fand in Hamburg ein
Vortrag von David Ray Griffin statt, welcher u.a. von der IPPNW (Ärzte
gegen den Atomkrieg, Ärzte in sozialer Verantwortung) und maßgeblich von
Ihrer Person organisiert wurde. Sind Sie ein Verschwörungstheoretiker?
Dr. Wagner: Ich bin in erster Linie am
Ideal der Aufklärung orientiert, in dem der Mensch sich von Vorurteilen
mittels seines Verstandes zu befreien sucht. Dabei überprüfe ich eine
bestehende Theorie auf ihre Übereinstimmung mit allen Tatsachen und
Naturgesetzen. Es spielt dabei keine Rolle, aus welchem Bereich die
Theorien kommen. Das Wort "Verschwörungstheoretiker" ist ein Klischee.
Es gibt natürlich Menschen, auf die dieses Klischee zutrifft, aber das
sagt nichts darüber aus, ob Verschwörungen im Einzelfall stattgefunden
haben oder nicht.
MM: Was waren die Kernaussagen des
Vortrags?
Dr. Wagner: Die Kernaussagen der
Vortrags waren, dass der Tathergang des 11. September 2001, wie er im
offiziellen 9/11 Comission Report dargestellt wird, definitiv nicht den
Tatsachen entspricht. Die erdrückende Indizien- und Beweislast gegen
diese offizielle Version legte Griffin in allen wesentlichen Zügen dar.
Der Vortrag berichtete außerdem über die Entwicklung der 9/11 Truth
Bewegung.
MM: Sie Engagieren sich ja auch in der
"9/11 Truth Bewegung (Movement)". Was muss man sich darunter vorstellen?
Dr. Wagner: Die 9/11 Truth Bewegung ist
heute eine Bewegung aus Experten und Zivilpersonen verschiedenster
Berufsgruppen, die eine objektive Untersuchung des 11. September 2001
fordert. Bei den Experten handelt es sich um Architekten, Ingenieure,
Piloten, Politiker, Geheimdienstler, Militärs, Feuerwehrleute,
Journalisten, Ärzte, Rechtsanwälte, Physiker, etc. Die Bewegung hat
inzwischen insbesondere in den USA eine erstaunliche Dynamik gewonnen.
MM: Nun kann sicherlich angenommen
werden, dass sich zumindest Teile der Informationen jener Bewegung auch
bis zu respektablen Personen der Gesellschaft herumgesprochen haben. Wie
kommt es Ihrer Meinung dennoch dazu, dass sich jene Fragen und
Erkenntnisse nicht bis in die Politik durchsetzen können?
Dr. Wagner: Wir sind meiner Meinung nach
noch weit davon entfernt, dass die Tatsachen des 11. September
Politikern und Entscheidungsträgern bekannt wären. Vorurteile und
geschickte Stigmatisierung als "Verschwörungstheorie" verhindern ein
Bekanntwerden der Fakten. Insgesamt sind Politiker von der öffentlichen
Meinung und von den Medien abhängig, für die der "Terrorismus" nach
allen Regeln der Kunst in Szene gesetzt wird, damit ein Mythos entsteht.
Der 11. September ist dabei erstaunlicherweise keine Ausnahme, sondern
eher ein Regelfall. Kein Politiker kann es wagen, sich gegen einen
Mythos aufzulehnen. Der „aggressive Islam“ ist ein moderner Mythos, der
geschaffen wird, um Ressourcenkriege hoffähig zu machen.
MM: Sie selbst sind u.a. auch in der
Partei "die Linke" engagiert. Wird das Thema dort thematisiert?
Dr. Wagner: Auf Kreisebene gibt es viele
interessierte und kritische Parteimitglieder, auf Landesebene einige und
auf Bundesebene ist das Thema praktisch noch unbekannt.
MM: Was ist Ihres Erachtens nach zu tun,
damit sich das ändert; nicht nur in der Linken?
Dr. Wagner: Auf diese Frage habe ich
noch keine schlüssige Antwort gefunden. Was bleibt ist beharrlich weiter
Aufklärungsarbeit zu leisten und uns auf die eine oder andere Art zu
Wort zu melden.
MM: Erlauben Sie in diesem Zusammenhang
eine kritische Frage dazu: Ist es nicht am Besten aus Sicht der
Westliche Welt, wenn man die Dinge so belässt, wie sie mehrheitlich
dargestellt werden? Würde es nicht zu einem Erdbeben, einer Art
Revolution und Zusammenbruch des gesamten westlichen System führen,
inklusive seiner politischen, wirtschaftlichen und medialen Strukturen,
wenn die Fragen, die Leute wie Griffen stellen, wahrheitsgemäß
beantwortet werden würden?
Dr. Wagner: Dies ist eine sehr wichtige
Frage, weil sie grundsätzlicher Natur ist. Kann es Frieden geben ohne
Gerechtigkeit? Kann es Gerechtigkeit geben ohne Wahrheit? Es lohnt sich,
über dieses Thema genau nachzudenken und man sollte auch wissen, wohin
ein Weg abseits von Gerechtigkeit führt! Spätestens, wenn man selbst
erfahren muss, was Ungerechtigkeit bedeutet, wird man über diese Fragen
nachdenken. Wir befinden uns gesellschaftlich in fast jeder Hinsicht
fern der Wahrheit, nicht nur beim Thema 11. September. Die Situation der
Medizin, des Währungssystems und des Gesellschaftsmodells sind ähnlich.
Kein Begriff prägt die heutige Gesellschaft besser als der Begriff der
Desinformationsgesellschaft – eine Gesellschaft in der politische
Entscheidungen allein dem Zweck dienen, Probleme zu vertuschen (z.B. die
Bankenrettung) und Machtstrukturen zu erhalten.
Zum Stichwort Revolution – eine schöne Sache
wäre das: eine politische Führung ins Amt zu heben, die den Frieden nach
innen und nach außen ernst nimmt, keine Stellvertreterkriege führt und
keine Lobbypolitik betreibt, sondern ein Verständnis für soziale und
politische Zusammenhänge aufbieten kann, innenpolitisch wie
außenpolitisch. Was wäre dagegen zu sagen, eine Regierung zu haben, die
der NATO-Osterweiterung Einhalt gebietet, die statt einer
Aufmilitarisierung der EU (Lissabonvertrag) friedenssichernde Maßnahmen
ergreift, die ein aggressives Apartheits-Regime im nahen Osten
boykottiert anstatt es zu stützen, die in der sozialen Frage keine
Alibipolitik betreibt, die eine problemorientierte Flüchtlingspolitik
betreibt, die die Krankheit der EU (Lobbyismus, Kapitaldiktatur) erkennt
und daraus Konsequenzen zieht, die in der Bildungspolitik nicht allein
die Leistungsfrage im Hinblick auf ein fest betoniertes
Gesellschaftskonzept stellt, sondern die Frage nach der individuellen
Entfaltungsmöglichkeit. Damit eines ganz klar ist: Die gegenwärtige
Politik, die vor allem auf Problemverdrängung und Machtstrukturerhaltung
ausgerichtet ist, ist verantwortlich für das Abgleiten der Gesellschaft
ins Chaos.
MM: Die von Ihnen erwähnten
Ressourcenkriege sind ja nicht unabhängig von der aktuellen
Weltwirtschaftskrise zu sehen. In diesem Zusammenhang engagieren Sie
sich ja auch für eine Art Regionalwährung. Was ist Ihr Hintergrund dazu?
Wollen Sie den EURO abschaffen?
Dr. Wagner: Die Idee der Regionalwährung
will vor allem eines: Ein Bewusstsein dafür schaffen, dass soziale und
gesellschaftliche Strukturen durch das Währungssystem beeinflusst
werden. Der EURO ist eine Währung, die eingeführt wurde, um dem Dollar
als Weltwährung Konkurrenz zu machen. Der Effekt der Zerstörung
regionaler Kreisläufe und sozialer Gerechtigkeit ist aber nicht in
erster Linie dem EURO anzulasten. Hier spielt die EU eine viel größere
Rolle, die übrigens mit dem Lissabonvertrag noch viel stärker als bisher
die Natur und sozialverträgliche Arbeitsverhältnisse zerstören wird.
MM: Nicht zuletzt sind Sie Mitglied der
internationalen Organisation "Ärzte gegen den Atomkrieg" IPPNW, warum
nur gegen den Atomkrieg?
Dr. Wagner: Der Titel „Ärzte gegen den
Atomkrieg“ ist historisch zu verstehen. Die internationale Vereinigung
gründete sich im kalten Krieg, als Atomwaffen das vorherrschende Problem
waren. 1986 erhielt die IPPNW den Friedensnobelpreis. Heute zeigt der
Namenszusatz "Ärzte in sozialer Verantwortung", dass alle Themen, die
den Frieden und die Gesundheit bedrohen in der IPPNW bearbeitet werden.
MM: Aufklärung des 11. Septembers,
alternative medizinische Ansätze, Abschaffen des Feindbildes Islam, neue
Gedanken im Finanz- und Wirtschaftssystem, Einsatz gegen Kriege, glauben
Sie, dass das alles am Besten in der Partei "die Linke" umzusetzen ist?
Dr. Wagner: Ich bin kein Parteisoldat
und überprüfe jede politische Position. Seit längerer Zeit ist jedoch
"die Linke" sicher die einzige Partei in Deutschland, die aus den
Problemen der Gesellschaft ernstzunehmende Konsequenzen zieht. Als
eindeutiges Beispiel führe ich hier den Afghanistan-Einsatz der
Bundeswehr an. Dass die Bundeswehr in Afghanistan die Sicherheit
Deutschlands verteidigt und den Terrorismus bekämpft ist mit Sicherheit
nur eines: Der größte Schwachsinn seit dem Ritt von Baron von
Münchhausen auf der Kanonenkugel! Lediglich „die Linke“ stimmte von
Anfang an und aus guten Gründen gegen diesen US-Stellvertreterkrieg in
dem es um Pipelines und geostrategische Interessen, sowie um die
Vorherrschaft im Drogengeschäft geht.
MM: Herr Dr. Wagner, wir danken für das
Interview. |