MM: Sehr
geehrter Herr Neun, Ihre zunehmend in der Blooger-Szene bekannte
Homepage "Radio Utopie" ist weder ein Radio noch Utopie, sondern ein
sehr reale Web-Präsenz. Was hat es mit dem Namen auf sich?
Neun: Nun, ein Radio ist es schon,
jedenfalls ab 18 Uhr. In der Tat war Radio Utopie zuerst ein
Internetradio, was ich im Sommer 2006 gründete, zusammen mit ein paar
anderen WASG-lern. Nur wurde das Radio einfach nicht gehört, wie leider
immer noch fast jedes andere Internetradio auch. Also musste ich mir was
ausdenken. Ende 2006, als ich praktisch nichts mehr hatte, keine Band,
keine Partei, keine Perspektive, und überall als Autor aufgehört oder
Ärger bekommen hatte, kam mir der Gedanke, Zeitung und Radio
zusammenzuwerfen und eine Medienstation aufzumachen. Dass diese
ausgerechnet Radio Utopie heißen musste, das hat seine Gründe. Aber das
ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden. Nämlich
dann, wenn ich als Journalist erst die Medienmafia, dann die
Parteien-Mafia, dann die Musikindustrie und dann die Schurken aus der
Filmindustrie platt gemacht habe und wieder Drehbücher schreiben kann,
mit der durchaus berechtigten Einschätzung, dass sie auch ein Sapiens
liest und mir hilft diese zu einem Film zu machen.
MM: Als Journalist sind Sie zunächst in
einige Fettnäpfchen getreten und haben vor einigen Jahren u.a. einen
Strafbefehl wegen Beleidigung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin,
Klaus Wowereit, hinnehmen müssen. Sind Sie heute besonnener?
Neun: Nein. Besonnen zu sein, kann ich
mir nicht leisten. Ich bin Zinnsoldat, ein Ritter der Kunst, in einer
Schlacht und ich will diese gewinnen. Alles andere ist irrelevant.
MM: Ab Sommer 2008 waren Sie intensiv
auch bei Net News Global engagiert, die von einem Anderem aufgebaut
wurde, wie kam es dazu, und warum stehen Sie nicht mehr im Impressum?
Neun: Weil ich sie nicht mehr betreibe und
endlich vom Hals habe. Irgendwann langte es mir einfach. Ich habe ein
Jahr meines Lebens auch in diese Medienplattform investiert, habe sie zu
einer unabhängigen Nachrichtenagentur geformt und weiter entwickelt,
dann habe ich sie jemandem in die Hand gedrückt, damit er sie jetzt
gegen die Wand fahren kann.
In die Hand bekommen habe ich sie von einem der
grundehrlichen Menschen, einem der vielen Helden, über die niemand
spricht, namens Udo Schreiber. Udo lernte ich kennen, als ich gerade
Radio Utopie eröffnet hatte. Net News Global war mir schon bekannt und
eine große Hilfe, als ich noch für andere Internetportale schrieb. Als
ich Radio Utopie zu einer Medienstation machte, tat ich dies in dem
Bewusstsein, Net News Global als die entscheidende Stütze dafür zu
haben. In der Tat hätte ich Radio Utopie nie ohne Net News Global in der
Art und Weise aufbauen können, wie mir das ohne "Sponsoren" oder
sonstige Unterstützung gelungen ist. Als ich Net News Global übergab,
hatte es doppelt so viele Besucher wie zu dem Zeitpunkt, als ich die
Seite übernahm. Ich habe selbst einer ganzen Reihe von Zeitungen bei dem
alles entscheidenden Einstieg in die Informationswelt helfen können. Das
war mein Dank, das war meine Rückzahlung, soll sich jetzt der neue
Betreiber überlegen, was der seine war und ist.
MM: Nun mal im Ernst: Erst wollen Sie
einen Krieg gegen die gesamte Führungselite Deutschlands eröffnen und
sie alle "platt machen", dann wollen Sie als Soldat - wenn auch nur aus
Zinn - und als Ritter in eine "Schlacht" und über ihren Nachfolger bei
Net News Global sind Sie auch nicht besonders erbaut; gibt es eigentlich
auch etwas FÜR das Sie sich einsetzen und nicht nur dagegen?
Neun: Nun ja, lassen Sie mich mal
überlegen. Genau - das Grundgesetz. Und dann der Völkerfrieden. Ach ja,
das wird Ihnen jetzt gefallen.. : die Religionsfreiheit. Hmmm. Wenn
ich's mir recht überlege, fällt mir noch folgender, alter Spruch ein:
"Das Schönste auf der Welt, ist immer noch die Welt selbst".
MM: Nun betreiben Sie Net News
Express (NNE). Und will nicht so ganz einleuchten, warum Sie Net News
Global abgegeben haben, um dann Net News Express aufzubauen?
Neun: Mir eigentlich auch nicht. Aber sehen
Sie, manchmal handele ich einfach aus dem heraus, mit dem wir alle mal
gemacht worden sind: Gefühl. Und bereut hab ich das nie, eher, wenn ich
versucht habe, ganz besonders VERNÜNFTIG zu sein. Das war vielleicht
immer ein Elend, also ich kann Ihnen sagen. Übrigens: Net News Express
macht ein guter Freund von mir, ich arbeite da nur. Naja, eine gute
Idee, hi und da ...
MM: Was ist eigentlich mit dem Net News
Global Gründer Udo Schreiber geschehen?
Neun: Die meisten Leute glauben, wegen
inkompetenten Gerüchtetheoretikern, er sei mittlerweile am Krebs
gestorben. Ist er nicht, es geht ihm den Umständen entsprechend gut, ich
habe eben gerade mit ihm telefoniert. Er ist immer noch am
Nachrichtenlesen und Kopfschütteln, ganz der Alte.
MM: Möge er Gesundheit und Frieden finden. Über Sie
wird behauptet, dass die Zusammenarbeit mit Ihnen nicht unkompliziert
ist. Sie erwecken bei Ihren Antworten den Eindruck, als wenn Sie mit
kaum jemanden kooperieren. Und alles wirkt so "unruhig". Woran liegt
das?
Neun: Lieber Muslim Markt, hochgeschätzte
Kollegen, das liegt daran, dass, entgegen Ihrer wohlmeinenden Mutmaßung,
den ganzen Tag an mir herumgezupft wird, als sei ich eine Mandoline.
Andauernd kommen Leute auf mich zu und wollen dies und das. Und wer mir
nicht alles schreibt. Und was sie nicht alles meinen. Da schreiben mir
sunnitische Araber lauter üble Sache über kemalistische Türken und sind
der Meinung, ja die Schiiten, die seien Schuld, eigentlich an allem,
aber vor allem im Libanon. Da schreiben mir Kurden, also eigentlich
würden Sie mich sofort zum Bundeskanzler wählen, wenn ich nur nicht so
ein Gegner des "bewaffneten Kampfes" wäre. Da sagt mir ein Türke, nun
ja, eigentlich hätten sie in der Türkei ja keine Probleme, wenn da nur
nicht die Türken kurdischer Abstammung wären, überall - er hat das
natürlich etwas weniger freundlich ausgedrückt, Sie verstehen das. Dann
kommt hier andauernd in diesem Land einer an und will mit mir über die
Schoa diskutieren. Und wenn ich nicht mit ihm über die Schoa diskutieren
will, will er mit mir darüber diskutieren, warum ich mit ihm nicht über
die Schoa diskutieren will.
Dann habe ich hier bis vor kurzem eine Regierung in Berlin Mitte gehabt,
die offenbar nichts wollte, außer endlich das Grundgesetz loszuwerden,
weil das für den "zivil-militärischen Ansatz" moderner Zeiten einfach
viel zu lasch sei. Das deutsche Militär müsse beim Einsatz im Inneren
endlich wettbewerbsfähig mit dem chinesischen sein. Und dann kommt da
einer an und sagt, ich sei dies und das und überhaupt, nur weil ich nach
Attentaten gerne wissen will, was da passiert ist. Und so weiter, den
ganzen Tag lang, jeden Monat, seit Jahren. Und sie fragen, warum bei mir
alles so "unruhig" wirkt. Das kann ich Ihnen sagen: Weil ich gern neue
Saiten aufziehen würde, und zwar sechs, und dann immer römtömtömtöm,
römtömtömtöm, mit dem Kopf vor und zurück, vor und zurück,
Rabaukenmusik, wir sprachen darüber am Telefon.
Stattdessen sitze ich hier und muss alle möglichen Leute stürzen.
Himmel, wer fragt denn mal wie es MIR geht? MM:
Wie geht es Ihnen?
Neun: Danke der Nachfrage, eigentlich ganz
gut, jedenfalls heute. Man sieht das immer gern in Deutschland, wenn
sich Regierung, Militär und Geheimdienste ausnahmsweise mal für
irgendetwas rechtfertigen müssen. Aber ich persönlich habe immer noch
viel vor, wenn dieser Krieg unserer Zeit endlich vorbei ist. Bis dahin
habe ich damit zu tun ihn zu beenden und das nimmt mich ganz schön in
Anspruch. MM:
Sie engagieren sich auffällig deutlich gegen den Imperialismus,
Kapitalismus und verteidigen oft die Islamische Republik Iran in Ihren
Schriften. Was bewegt Sie dazu?
Neun: Das kann ich Ihnen sagen. Weil
ich, wie 6.8 Milliarden potentielle Gehirnnutzer auch, zu jeder Sekunde
meines Lebens nur 20 Kilometer entfernt vom Weltraum bin und mir
einbilde, von dort aus betrachtet - also quasi von Potsdam, aber in
vertikaler Richtung - ist das alles eine Riesendummheit, was wir
Erdlinge hier aufführen. Das könnte doch irgendwie besser laufen. Was
ich bis heute zum Beispiel nicht verstehe, ist, wie all diese Milliarden
Menschenskinder ihr Leben lang irgendetwas machen, was sie gar nicht
wollen, dafür kleine Scheinchen in die Hand bekommen, die andere durch
ihr Geldmonopol unbegrenzt erfinden können, und sich dann einbilden, ja,
so müsse das halt laufen. So sei nun mal die Welt. Ist mir einfach
unbegreiflich.
Und dann kommen wir schon zum nächsten Punkt: Um diesen ganzen Unsinn
abzusichern, wird in regelmäßigen Abständen (und ebenso regelmäßig in
voller Absicht) mal ein Feldzug veranstaltet, hi und da. Und dann gibt's
erstmal ein Riesenmassaker. Vielleicht hetzt man die Einen auch gegen
die Anderen auf, die sich für die Einzigen halten. Egal, Hauptsache
Massaker. Und natürlich Zerstörung. Und dann raubt man den Menschen
wieder ihre Lebenszeit, weil die nur noch froh sind überhaupt noch
welche zu haben, drückt ihnen wieder diese Scheinchen in die Hand, damit
sie ihr Leben lang machen was sie nicht wollen - aber was ihnen gesagt
wird - , alle bauen das auf was sie vorher kaputt gemacht haben - und
nun andere für sie besitzen - und der ganze Wahnsinn geht von vorne los,
nur schlimmer. Und alle sind froh über diese Scheinchen, mit der auch
die siegreiche Armee bezahlt wird. Und die Soldaten dieser und alle
anderen Armeen, die machen das für diese paar Scheinchen sogar
irgendwann gerne, weil auch Soldaten sich irgendwann an das gewöhnen
müssen was sie tun, weil sie's sonst überhaupt nicht mehr aushalten. Und
dann der Iran. Also, der ist halt irgendwie anders. Und der soll da mal
weg. Jedenfalls sehe ich diese Absicht in den Plänen der Machthaber,
Militärs und Eliten der sogenannten "westlichen Welt", also dem
Einflussbereich des US-amerikanischen Imperiums.
Ich weiß nicht, wie lange jemand wie ich im Iran arbeiten und leben
könnte, ohne auch dort Ärger mit den örtlichen Autoritäten zu bekommen.
Die hiesigen haben mit dem Grundgesetz jedenfalls eine hervorragende
Fußfessel am Knöchel. Ich kenne den iranischen Gesellschaftsvertrag, die
iranische Verfassung, zu wenig, um mir da wirklich sicher zu sein. Auch
habe ich hier die Möglichkeit, mich mit der deutschen Sprache zu
verteidigen. Was aber eben überhaupt nicht geht, das ist ein Land
anzugreifen. Das geht gar nicht. Und es ist völlig egal, was das nun für
ein Land ist. Da hat man sich einfach herauszuhalten. So lautet das
Völkerrecht und das ist nicht aus 20 Kilometern oder mehr gefallen, sondern
nach langen, furchtbaren und tragischen Jahrhunderten durch die
Menschheit selbst erfunden worden. Gut, vielleicht fiel die Idee dafür
vom Himmel. Das kann gut sein. Aber machen, ja das muss der Mensch es
schon selbst. Und er kann es auch wieder vernichten, in Sekunden, was
vorher durch andere Generationen in Jahrhunderten mühsam, edelmütig und
zäh bis zum Äußersten aus dem Stein gehauen wurde.
Aber ich habe da einen praktischen Vorschlag: Sollte der Iran
tatsächlich vor einer Bombardierung stehen, so werde ich in dieses
uralte Land reisen. Und dann werde ich mich, nachdem man mir dort beim
Allmächtigen geschworen hat, dass an diesem Platz zur Ziviles gebaut
wird, irgendwo hinsetzen und mir einen Kaffee brauen, mit Milch und
Honig. Das fließt auch dort, da bin ich mir sicher. Und dann werde ich
einfach warten und Kaffee trinken. Einen Anschluss an das
Weltinformationsnetz wird es auch dort geben und wenn der gekappt wird,
werde ich telefonieren und wenn das auch nicht geht, tja, dann sollen
sich die Leute eben noch mal durchlesen was ich alles geschrieben habe
und sich denken, was ich noch zu sagen habe. Ich würde das Gleiche
übrigens in Israel tun, wenn die Gefahr bestünde, dass es mit atomarer
oder sonstiger Vernichtung bedroht wird, was es nicht wird. Vielleicht
streitet sich Israel mal mit seinen guten Freunden in Neu Delhi, das
wäre da noch die eheste Option. Aber der Iran ist für Israel keine
Gefahr. Da können diese Spinner im Jerusalemer Regierungspalast
kreischen und zetern wie sie wollen.
Für alle Nichtwisser, die uns lesen: der Oberste Rechtsgelehrte des
Iran, der gewählter Stellvertreter des 13.Imam, Ajatollah Chamenei, hat
bereits vor Jahren eine Fatwa erlassen, welche die Produktion, die
Lagerung und den Transport von Atomwaffen in der Islamischen Republik
Iran verbietet. Der Iran hat den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben.
Sämtliche US-Geheimdienste haben zugeben müssen, dass kein
Atomwaffenprogramm im Iran existiert. Sogar die Israelis mussten das. Es
geht bei dieser Sonderbehandlung des Iran durch die Atommächte
ausschließlich um einen möglichen BEGINN eines Atomwaffenprogramms. Und
da könnte man auch Hamburg bombardieren, mal wieder, und sagen, hey, ihr
könntet potentiell ein Atomwaffenprogramm entwickeln. Und das geht
nicht. Das geht gar nicht. MM:
Auf was muss Ihr Leser in Zukunft gefasst sein bezüglich Daniel Neun?
Neun: Auf alles und nur Gutes. MM:
Herr Neun, wir danken für das Interview. |