Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Revzaneh Nazem
 

Muslim-Markt interviewt Revzaneh Nazem, Teilnehmerin an der Robocup 2006 in Bremen
15
.6.2006

Revzaneh Nazem Parmide ist 16 Jahre und studiert im zweiten Semester der Technischen Hochschule in Isfahan im Bereich angewandte Informatik. Sie nahm mit drei Kommilitoninnen am Jungendwettbewerb des Robocup mit einem selbst gebauten Roboter in der Klasse kleinerer Roboter teil.

Foto: Revzaneh Nazem (rechts) und ihr Team mit dem selbst gebauten Roboter

MM: Sehr geehrte Nazem, wie ist es Ihnen und Ihrem Team gelungen an der Robocup-Weltmeisterschaft teilzunehmen?

Nazem: Im Iran gibt es nationale Vorausscheidungen bei denen wir erfolgreich waren, so dass wir uns für den internationalen Wettbewerb qualifiziert haben.

MM: Ihr Team ist ein reines Mädchenteam. Wie kommt es, dass Sie ausgerechnet aus der Islamischen Republik Iran hier mit einem reinen Mädchenteam herkommen - und sie sind nicht das einzige - und wie konnten sie sich gerade im technischen Bereich gegen die Männerteams durchsetzen?

Nazem: Wir haben uns nicht nur gegen Männerteams durchsetzen müssen, sondern auch gegen viele Frauenteams. Es gibt überhaupt keine Notwendigkeit hier die Frage der Geschlechter aufzuwerfen, da es nicht vom Geschlecht sondern von den spezifischen Fähigkeiten und Bemühungen abhängt, wie erfolgreich man auch im technischen Bereich ist. Wir haben in der Islamischen Republik Iran sehr viele und sehr erfolgreiche Frauen in vielen technischen Bereichen und Berufen.

MM: Gibt es an Ihrer Hochschule in ihrer technischen Fakultät viele Frauen?

Nazem: Wir kommen aus einer Hochbegabten-Schule, für die man sich besonders qualifizieren muss. Aber wie Sie wissen, sind wir Muslime, und daher werden bei uns die Mädchen und Jungen in unserem Alter getrennt gelehrt und belegen auch getrennte Klassen, was sicherlich mit ausschlaggebend für unseren Erfolg ist. Neben dem normalen Unterricht gibt es zahlreiche Aktivitäten, mit denen man sich weiter bilden kann und Zusatzqualifikationen erzielen kann.

MM: Was ist ihr Eindruck von Deutschland in dieser kurzer Zeit?

Nazem: Ich habe entgegen der Erwartung vor der Reise nichts finden können, was besser wäre als in meiner Heimat, und ich liebe meine Heimat. Es gibt hier weder technische Errungenschaften, die wir nicht von uns kennen, noch irgendetwas anderes, was uns beeindrucken konnte, aber wir sind auch erst wenige Tage hier. Bremen hat ja noch nicht einmal eine Metro (U-Bahn). Vor allem aber gefallen uns die Manieren der Menschen hier überhaupt nicht.

MM: Hatten Sie denn zumindest die Möglichkeit, Halal-Speise zu bekommen?

Nazem: Ja, wir haben viele Geschäfte entdeckt mit Halal-Speise und das wird von unserer Team-Leitung organisiert.

MM: Verzeihen Sie, wenn wir Sie auch außerhalb des Robocups ansprechen. Sicherlich habe Sie mitbekommen, dass die westliche Welt ihre "Probleme" gegenüber dem Iran hat. Was denken Sie grundsätzlich darüber?

Nazem: Ich glaube, der Iran ist heute unabhängig. Das war nicht immer so. Als die westlich Welt uns beherrschte und unser Volk unterdrückte und unser Öl raubte, hatte sie keine "Probleme" mit uns. Heute sind wir unabhängig, das Öl gehört uns und wir fragen die westliche Welt nicht, bevor wir etwas in der Forschung und Entwicklung vorantreiben. Und das missfällt der westlichen Welt. Sie ist es nicht gewohnt, dass man ihr widerspricht und sie ist es nicht gewohnt, dass sie das Öl nicht mehr geschenkt erhalten. Wir lieben unsere Unabhängigkeit und unsere Freiheit.

MM: Wenn Sie die Gelegenheit hätten ihre deutschen muslimischen Schwestern zu treffen, was würden sie Ihnen sagen (Anmerkung: Aus Sicherheitsgründen durfte das Team einer entsprechenden Einladung nicht nachkommen)?

Nazem: Ich würde ihnen mitteilen, dass ich mich besonders über sie freue. Sie leben den wirklichen Islam. Wir sind als Muslime geboren, aber sie haben sich trotz schwerer Umstände dafür entschieden. Bei uns ein Kopftuch zu tragen ist keine Kunst. Aber bei dem Druck, den eine Kopftuch tragende Frau in dieser Gesellschaft erlebt, ist es eine Ehre für uns, solche Glaubensschwestern haben zu dürfen.

MM: Haben Sie vielen Dank für das Interview und noch viel Erfolg beim Robocup.

Nazem: Wir haben zu danken.

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