MM: Sehr geehrter Herr Muslim, wie kam es zu
den Kundgebungen gegen die dänische Botschaft in Teheran?
Muslim:
Wir haben gerade Muharram (Monat der Trauer um Imam Hussain) und manche
Jungendliche haben danach (gemeint ist nach bestimmten Zeremonien in
Gedenken an Imam Hussain) kleine Zettel verteilt und dazu aufgerufen am
Montag Abend um 20.30 Uhr vor der dänischen Botschaft gegen die
Beleidigungen unserer Heiligtümer zu demonstrieren.
MM: Warum sind Sie dort hingegangen?
Muslim:
Ich liebe unseren Propheten - der Friede sei mit ihm und seiner auserwählten
Nachkommenschaft - und Vater von Imam Hussain (gemeint ist "Großvater", was
Muslime auch als "Vater" ausdrücken) - der Friede sei mit ihm - und lasse
nicht zu, dass er beleidigt wird!
MM: Was haben sie dann vor der dänischen
Botschaft gemacht?
Muslim: Jemand
hat eine Rede gehalten und wir haben nach Leibeskräften Parolen gerufen, wie
z.B. "Nieder mit Dänemark", "Nieder mit Österreich" und "Nieder mit den
Feinden des Islam".
MM: Warum Österreich?
Muslim:
Die sind doch zur Zeit Europachefs und die meisten Europäer haben Freude
daran, uns zu beleidigen.
MM: Hat das der Redner behauptet?
Muslim:
Nein, der hat sachlich gesprochen aber wir
Jungendlichen haben doch in den Nachrichten gesehen, wie die Europäer gegen
den Islam und die Muslime gesprochen haben und so viele Zeitungen die Bilder
nachgedruckt haben, um gegen uns zu schreiben.
MM: Wie kam es dann zu den Ausschreitungen
vor der Botschaft?
Muslim:
Ziemlich unorganisiert und sehr spontan. Einige haben vom Nachbargelände
Stangen besorgt und versucht auf das Botschaftsgelände einzudringen.
MM: Hat die Polizei nicht versucht, die
Botschaft zu schützen?
Muslim:
Doch, die haben mit einigen Hundertschaften versucht die Botschaft zu
schützen aber wir waren einfach zu viele, vielleicht einige Tausend. Die
Polizei hat dann Tränengas eingesetzt, meine Augen sind ganz dick, wie Sie
es sehen können. Und es gab wohl auch Verletzte, so wie ich es gesehen habe.
Jedenfalls ist es uns gelungen, vielleicht 100 von uns, auf das Gelände
einzudringen. Aber das Gebäude haben wir nicht angegriffen.
MM: Hat die Polizei nicht versucht, sie vom
Gelände zu vertreiben.
Muslim:
Nein, auf das Gelände konnten die nicht, weil das
dänische Hoheitsgebiet ist, das wussten wir.
MM: Wie ging es dann weiter?
Muslim:
Ich weiß nicht. Ich bin ca. 22:00 Uhr runter vom
Gelände und weggelaufen, ohne dass mich die Polizei erwischen konnte.
MM: Aber ist das nicht ein Verstoß gegen
internationale Vereinbarungen, war Ihnen das nicht klar?
Muslim:
Doch sicher, aber wir akzeptieren internationale Vereinbarungen nur wenn sie
für alle gelten. Die treten doch auch internationale Vereinbarungen mit
Füßen, siehe IAEO (Internationale Atomenergie Organisation - gemeint ist die
Übermittlung der Iran-Akte an die UNO, die im Iran als Bruch der
Vereinbarung gewertet wird). Außerdem haben wir keinen Frieden, wenn unser
Prophet - der Friede sei mit ihm und seiner auserwählten Nachkommenschaft -
durch den Dreck gezogen wird.
MM: Was haben die Prophetenbeleidigung mit
Atomenergie zu tun?
Muslim:
Das spielt keine Rolle. Wen die das Recht unseres Volkes nicht achten und
Menschwürde unserer Heiligkeiten missachten, warum sollen wir dann die
Rechte der Unterdrücker schützen?
MM: Aber was würden sie denken, wenn Ihre
Botschaft in Dänemark angegriffen wird?
Muslim:
Unser Botschafter ist doch angegriffen worden. Rasullullah (Der Gesandte
Gottes) ist doch der Botschafter Allahs. Und wir lieben keinen anderen
Botschafter so sehr, wie ihn.
MM: Aber Sie haben doch dabei auch Ihre
eigenen Polizisten verletzt?
Muslim:
Ja, aber das war nicht gewollt. Wir wollten ein Zeichen setzen. Sie haben
ihre Pflicht getan und wir haben unser Pflicht getan. Wir sind ihnen nicht
böse und hoffen, dass sie uns nicht böse sind.
MM: Und wie geht es jetzt weiter??
Muslim:
Ich gehe morgen wieder in die Schule.
MM: Herr Muslim, wir danken Ihnen für das
Interview.
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