Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Laila Hassan
 

Muslim-Markt interviewt 
Laila Hassan - Mitbetreiberin von al-shia.de

16.8.2005

Die deutschstämmige Laila Hassan (Jahrgang 1980) geboren in Leer hat nach ihrem Fachabitur eine Ausbildung zur Kauffrau absolviert. Bereits mit 15 Jahren nahm sie den Islam an. Seit 1998 ist sie verheiratet. Zusammen mit Umm Hussain und Fatima Bazzi baute sie in 2004 die deutschsprachige Homepage Al-Shia auf. Kurz danach haben sich Yamin Naqvi und Mehdi Abbas Khalil angeschlossen. Sie übersetzen Texte aus dem Englischen und erstellen auch eigene Artikel.

MM: Sehr geehrte Laila Hassan. Wie ist Ihre Lebensgeschichte zum Islam?

Hassan: Schon von frühester Kindheit an interessierte ich mich für Religionen und befasste mich im Alter von 14 Jahren mit dem Islam. Eigentlich nur aus dem Grunde weil ich verstehen wollte, warum meine türkischen und marokkanischen Klassenkameradinnen vieles eben nicht durften (Klassenfahrten, Schweinefleisch, usw.). Denn vieles, was sie anders machten oder nicht durften, begründeten sie mit dem Islam. Da sie mir auch nicht wirklich genaue Gründe erklären konnten, habe ich mir dann aus der Stadtbücherei einen Koran auf Deutsch ausgeliehen. Ich weiß nicht mehr welche Übersetzung es war, aber sie war damals für mich sehr befremdlich, so dass ich sie nach einigen Seiten wieder zurückbrachte. Dennoch verspürte ich in mir einen Wunsch den Koran doch zu lesen und so kaufte ich mir Monate später die Übersetzung von Max Henning. Diese Übersetzung war auch der ausschlaggebende Grund 1995 zum Islam überzutreten. Allerdings merkte meine Außenwelt davon herzlich wenig, außer dass ich Vegetarierin wurde. 1998 lernte ich meinen irakischen Mann kennen und wir heirateten noch im gleichen Jahr. Ich lernte durch ihn die Schia kennen und wechselte kurze Zeit später zur Schia.

MM: Wollen Sie damit sagen, dass eine 15-jährige sich eigenständig entschieden hat Muslima zu werden? Was haben denn Ihre Eltern dazu gesagt, und was sagen sie heute?

Hassan: Ja genau, das möchte ich damit sagen. Niemand hat etwas davon gewusst und meine Familie hat es erst zwei Jahre später erfahren. Sie haben zwar etwas davon geahnt aber davon in Kenntnis gesetzt habe ich sie erst später. Ich habe das damals getan, weil ich mich in Ruhe in meiner neuen Religion eingewöhnen und erstmal meinen neuen Glauben festigen wollte. Selbst meine engsten Freunde wusste nichts davon, lediglich zwei von ihnen. Ihre Reaktionen und die meiner Familie waren sehr negativ. Sie hätten alles akzeptieren können aber eben nicht das und schon gar nicht, dass ich mit 18 dann entschieden habe das Kopftuch zu tragen. Das ist und bleibt wohl für sie immer etwas Unverständliches. Mittlerweile akzeptieren sie es und ich glaube sie haben sich so langsam daran gewöhnt. Aber auch in meinem Freundeskreis habe ich sehr positive Erfahrungen gemacht. Das möchte ich auch mal betonen. Viele Freundschaften sind sogar fester geworden.

MM: Zusammen mit anderen Muslimen mit Liebe zu den Ahl-ul-Bait haben Sie die deutschsprachige Internethomepage al-shia.de aufgebaut. Wie haben Sie zueinander gefunden und was war die Motivation für die Arbeit?

Hassan: Fatima (Um Hussein) und ich kannten uns durch einen Bruder, den ich im Paltalk-Raum „Shia Right Path of Islam“ kennen gelernt hatte. Wir hatten oft darüber diskutiert, dass sehr viel Negatives über uns Schiiten gerade von bestimmten islamischen Sekten verbreitet wurde und auch, dass es sehr wenig über unsere Glaubensrichtung auf Deutsch gibt. Da wir beide der Meinung waren, dass es besser wäre selbst etwas auf die Beine zu stellen als den momentanen Zustand zu kritisieren, hatten wir uns 2004 entschlossen eine eigene Homepage zu gestalten. Denn außer dem Muslim-Markt und dem Islamischen-Weg waren uns nur ein paar vereinzelte Seiten auf Deutsch bekannt.

Da wir beide überhaupt keine Ahnung von Design und Gestaltung einer Internetseite haben, und schon gar nicht von HTMl etc., habe ich Fatima Bazzi, die ich privat auch kenne, gefragt ob sie uns nicht helfen mag.

Al hamdulillah (Gott sei Dank) hat sie sofort zugesagt. Ein Bruder kam kurze Zeit später dazu und ebenso Seyyed Yamin und Mahdi. Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns gefunden haben, da wir gerade auch davon profitieren, dass wir somit nicht nur aus dem Englischen übersetzen können, sondern auch aus dem Persischen und Urdu. Bruder Yamin und Mahdi lernte ich durch Fatima (Um Hussein) und einen Bruder kennen. Das bemerkenswerte ist, dass die meisten sich persönlich gar nicht kennen.

MM: Wie koordinieren Sie Ihre Arbeit?

Hassan: Eigentlich hat jeder so seine persönlichen Vorlieben und übersetzt Artikel, die ihn auch selbst sehr interessieren, oder die ihm wichtig erscheinen. Bei Aktionen wie z.B. „Aschura Spezial“, oder nun das „Imame Spezial“, teilen wir uns die Aufgaben auf. Wir sprechen dann kurz ab, wer was machen möchte und legen einen Zeitplan fest. Ansonsten schreibt jeder Artikel oder übersetzt welche, so wie es seine Zeit erlaubt. Wir alle sind ja entweder berufstätig, oder gehen zur Schule oder studieren.

MM: Woher bekommen Sie Ihre Texte und nach welchen Kriterien wählen sie die Übersetzungsarbeiten aus?

Hassan: Es gibt glücklicherweise sehr viele englischsprachige Seiten, die wirklich tolle und vor allem wertvolle Artikel online stellen. Diejenigen die uns gefallen, wählen wir aus und übersetzen sie. Oft besprechen wir aber auch, was fehlt oder was dringend benötigt wird und dann schauen wir im Netz nach und suchen dann einen Artikel aus. Wie gesagt, es gibt noch soviel tolle Arbeiten die es lohnt zu übersetzen, dass wir noch sehr viel vor uns haben. Öfters bekommen wir auch Artikel von Geschwistern zugeschickt, die sie geschrieben haben und uns zur Verfügung stellen. Dafür sind wir natürlich sehr dankbar, denn es zeigt uns dass viele Geschwister auch Lust haben etwas selbst zu verfassen oder zu übersetzen und online zu stellen, damit alle davon profitieren können.

MM: Können denn auch noch andere bei Ihnen mitmachen?

Hassan: Ja selbstverständlich können noch andere bei uns mitmachen. Gerade Geschwister die aus dem Arabischen, Persischen und Türkischen übersetzen könnten, würden uns eine große Hilfe sein. Auch bräuchte ich z.B. dringend Hilfe bei Recherchen im Internet. Natürlich freuen wir uns auch über selbst geschriebene Artikel. Wer noch mitmachen möchte, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Denn eins ist klar, jede Hilfe ist wichtig und nötig, damit wir unseren Geschwistern mehr Informationen über die Schia und unsere geliebte Ahlul Bayt auf Deutsch zugängig machen können.

Ab nächsten Monat wird Schwester Samam unser Team unterstützen und ich möchte sie im Namen des Al Shia Teams schon mal herzlich willkommen heißen.

MM: Was empfehlen sie anderen Muslimen, die Ihre Idee nachahmen möchten?

Hassan: Ich denke es ist immer besser, wenn sich mehrere Geschwister zusammen tun, um an einer Seite zu arbeiten, damit sie sich gegenseitig unterstützen und somit auch produktiver sind. Keiner von uns hat immer Zeit und kann immer mit der gleichen Intensität an der Seite arbeiten.

Jedoch ist es ratsam, vorher ein paar Punkte untereinander klären wie z.B. welche Zielgruppe mit der Seite angesprochen werden soll, kurze Aufgabenverteilung, aber vor allem gegenseitiger Respekt und nie das Ziel aus den Augen zu verlieren. Gerade bei dem über Islam sollte man nur über etwas schreiben, dessen man sich sicher ist, daher übersetzen wir oft auch nur, da wir uns selbst manches Thema nicht zutrauen. Es wurden schon genug islamische Seite gegründet die das Bild des Islams derart verzerren, dass sie nur noch erschreckend wirken.

MM: Sehr geehrte Schwester im Islam, wie danken für das Interview.

 

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