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Gedanken zum Terminus ´Auserwähltes Volk´

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Von Muhammad Krüger am 29. Dezember 2011 20:51:35:

Als Antwort auf: Patriarch Twal: Israel nicht das auserwählte Volk Gottes von Fatima Özoguz am 25. Dezember 2011 21:55:33:

Der Begriff "Auserwähltes Volk" impliziert leicht den Anspruch auf Führung. Und in der Bibel Gott zugeschrieben impliziert er sogar "göttlich autorisierten Führungsanspruch".

Kann das sein?

Das Judentum der vergangenen Jahrtausende hat keinen Führungsanspruch deutlich werden lassen (im Gegensatz zum Zionismus).

Abgesehen vom Besitzanspruch über Palästina, der im Alten Testament gerechtfertigt wurde. Im 5. Buch Mose, das in großen Teilen erst nach dem Ableben von Moses verfasst wurde.

Es folgten Jahre unter Prophaten mit Führungsauftrag, wie David oder Salomon. Doch selbst das alte Testament liefert keinen Beweis dafür, dass die Juden eine Herrschaft über die Menschheit beansprucht hätten.

Zur Zeit Jesu war das Judentum bereits dem römischen Imperium unterlegen, das Palästina zur Provinz degradiert hatte. Falls das Judentum je einen göttlichen "Führung"sanspruch gehabt hätte, dann wäre dieser von einer polytheistischen Supermacht

Seit dem Richtspruch des Pontius Pilatus bis vor ca 150 Jahren, seit Pilatus gemäß Bibel dem Gesuch der jüdischen Anwesenden entsprechend Jesus zum Kreuzestod verurteilt und dafür den Mörder Barabas freigesprochen hatte, wurden die Juden kollektiv als Jesusmörder verurteilt, wurden von Christen verfolgt und hatten sicher keinen Führungsanspruch. Diesen haben sie auch nicht in den Jahrhunderten der Diaspora in den islamischen Ländern spürbar werden lassen!


Ein paar Zitate in Richtung "Führungs"anspruch:

"...Die These vom "auserwählten Volk" lässt manche Missdeutung zu. Sie ist primär theologisch zu verstehen und bedeutet für den Gläubigen keine Bevorzugung gegenüber anderen Menschen. Es ist vielmehr eine Verpflichtung zu strengem, gottgewolltem Handeln, eher eine Erschwernis , denn ein Privileg im weltlichen Sinne..."
http://www.judentum-projekt.de/religion/religioesegrundlagen/auserwaehlt/index.html

Dieses christliche Schüler-Projekt interpretiert "Verpflichtung zu strengem, gottgewollten Handeln". Ohne das jedoch weiter zu definieren.


"...Der norwegische Autor Jostein Gaarder, berühmt für sein eher schlichtes Philosophiepotpourri "Sophies Welt", hat am 5. August unter dem Titel Gottes auserwähltes Volk eine Prophezeiung gegen Israel getätigt, die, obwohl literarisch formuliert, in dieser Form in Deutschland wenig Chancen auf Erstveröffentlichung hätte: Gaarder spricht dem Staat Israel darin das Recht auf Anerkennung ab. Im Duktus des Propheten Amos sagt er den Zerfall der israelischen Staatsstrukturen voraus und bittet um Gnade für die Flüchtlinge - eine Prophezeiung, die der des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad zu gleichen scheint: "Dieses Regime (...) muss von den Seiten der Geschichte verschwinden" (was üblicherweise falsch übersetzt wird mit "Israel muss von der Landkarte getilgt werden)..."
http://kulturtechnik.twoday.net/stories/2507599/

Diese Interpretation eines Philosophen differenziert hier zwar nicht zwischen Judentu, und Zionismus, kommt aber zu dem Ergebnis, dass das sich unterdrückerisch aufführende Israel keinen Führungsanspruch hat. Und verurteilt es sogar zur Nichtexistenz, also zum Tode.


Die wichtigste Stimme ist jedoch die jüdische selbst:

"...„Du hast uns aus den Völkern auserwählt“ (Siddur). Die Juden werden als „auserwähltes Volk“ bezeichnet. Deshalb fragen sich viele Juden: „Für welche Aufgaben wurden wir auserwählt ?“

Die Antwort auf diese Frage liegt in dem Tora-Abschnitt Exodus 19:3-6, in dem G-tt direkt vor der Offenbarung am Berg Sinai mit Moses spricht:
Moses ging zu G-tt auf den Berg hoch, und G-tt sprach: “Sag dem Haus Jakob und den Kindern von Israel: ‚Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe; dass ich euch auf Adlerflügeln getragen habe und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr gut auf mich hört und meinen Bund haltet, dann werdet ihr mein liebstes Volk sein, denn mir gehört die ganze Welt. Ihr sollt ein Königreich der Priester und ein heiliges Volk sein. Sagt diese Worte den Kindern Israels.“

Diese Worte beinhalteten den Grund, warum G-tt die Juden „auserwählt“ hat, nämlich um „ein Königreich der Priester und ein heiliges Volk“ zu sein. ..."
http://www.de.chabad.org/library/article_cdo/aid/691900/jewish/Das-auserwhlte-Volk.htm

Hierin ist kein materieller Führungsanspruch abzuleiten, außer einem geistig-priesterlichen.

Man müsste jetzt untersuchen, ob aus jüdischer fundamentaltheologischer Sicht der Mensch (Juden wie Nichtjuden) Freiheit und insbesondere Glaubensfreiheit hat oder nicht: Falls der Mensch vor Gott mit Freiheit und Glaubensfreiheit ausgestattet ist, dann beeinträchtigt die obige Definition von Ausgewähltsein derart Nichtjuden nicht.



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