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Die Vermögensverbrechen im Kapitalismus

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Von Yavuz Özoguz am 16. Dezember 2011 10:52:37:

Die Vermögensverbrechen im Kapitalismus

Der Kapitalismus ist ein räuberisches System, was an vielen Aspekten verdeutlicht werden kann.

Hochdekorierte Wirtschaftswissenschaftler im Lande, die den Eindruck erwecken wollen, dass nur ein Professor das komplexe Wirtschaftssystem verstehen kann und allesamt es selbst nie verstanden haben und auch den Zusammenbruch nie verstehen werden, möchten nicht, dass der Normalbürger die Scharlatanerie eines ganzen Wissenschaftszweiges aufdeckt, aber inzwischen ist es kaum noch zu verleugnen. Das kanibalistisch-kapitalistische Verbrechersystem ist am Ende.

Um ein Wirtschaftssystem wie den Kapitalismus besser darstellen zu können, ist es sinnvoll einige vereinfachende Annahmen zu treffen und einen überschaubaren Rahmen zu betrachten. Daher beschränken wir die folgenden Betrachtungen auf Deutschland und tun so, als wenn es ein abgeschlossenes System wäre. Das ist zwar nicht der Fall, aber im übertragenen Sinn könnte die gleiche Betrachtung auf die ganze Welt ausgeweitet werden, und die ist sicherlich abgeschlossen, was die Finanzpolitik angeht.

Gemäß Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung besaßen die Deutschen im Jahr 2007 (seither ist alles noch viel dramatischer geworden) insgesamt ca. 1,33 Billionen Euro an mobilem Vermögen (also keine Immobilien). Würde man das Geld lediglich mit 3 % verzinsen (und reiche Finanzprofis schaffen natürlich erheblich mehr) ergäbe sich daraus ein Jahreszins von 40 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass 40 Milliarden Euro allein schon dafür erwirtschaftet werden müssen, damit die Zinsen der Vermögenden bedient werden können. Weitere rund 40 Milliarden müssen die Bundesbürger erwirtschaften für Zinsen, die der Staat an Zinsen zu zahlen hat für die staatliche Verschuldung. Das bedeutet, dass – in dieser vereinfachten und zudem bei einem extrem niedrigen Zinssatz angenommenen Voraussetzungen – 80 Milliarden Euro die Bundesbürger erwirtschaften müssen, ohne dass auch nur ein einziges Produkt produziert oder verkauft wurde. Jene Summe ist allein dafür notwenig, dass Nichts geschieht. Jeder Bundesbürger müsste also fast 1000 Euro jedes Jahr “spenden“, ohne dass es irgendeine Gegenleistung dafür gäbe! Man bedenke, dass die Steuern usw. die man zahlt, ja schließlich dafür gedacht sind, die Infrastruktur des Landes aufrecht zu erhalten und zu verbessern. Jene Zins-Spende aber erfolgt ohne Gegenleistung einfach dafür, dass die “Spendenempfänger“ immer reicher werden.

Das Ganze wäre weniger dramatisch, wenn das Vermögen in Deutschland auch nur halbwegs oder zumindest viertelwegs gleichmäßig verteilt wäre. Denn dann würden die Zinsen auch entsprechend gleichmäßig im Volk verteilt werden. Das aber ist nicht der Fall. Denn gemäß wiederum Bundeszentrale für politische Bildung verfügt 5% der Bevölkerung über fast 50% aller Vermögen und dazu zählen auch die Schuldscheinbesitzer der staatlichen Verschuldung! Man kann es auch noch dramatischer aufschlüsseln. 1 % der Bevölkerung verfügt über weitaus mehr als ein Viertel des Gesamtvermögens! Auf der anderen Seite besitzen weitaus mehr als ein Viertel der Bevölkerung gar kein Vermögen bzw. sind verschuldet.

An unserem obigen Zahlenbeispielen bedeutet das konkret Folgendes: 95% der Bevölkerung müssen jährlich pro Person (inklusive Alte, Kranke, Babys, Schulkinder, nicht erwerbstätige usw.) 2000 Euro bezahlen, damit 5 % der Bevölkerung immer reicher werden kann bzw. 1 % noch reicher. Anders ausgedrückt: JEDER Bürger (inklusive Alte, Kranke, Babys, Schulkinder, nicht erwerbstätige usw.) dieses Landes könnte 2000 Euro pro Jahr an Grundgehalt erhalten, ohne dass sich irgendetwas am bestehenden Bundeshaushalt ändern müsste, wenn es keine Zinsen gäbe (und dabei ist die exponentielle Entwicklung des Zinseszins noch gar nicht mitberücksichtigt)!

Das Zinssystem des Kapitalismus ist eines der Verbrechen, das in dem System steckt. Es ist aber sicherlich nicht das schlimmste und nicht das Einzige. Dennoch sollte man darüber nachdenken, wie man jenes Verbrechen durch geeignete Gesetze beenden kann. Einstmals gab es in Deutschland sogenannte Kettenbriefe nach dem Schneeballsystem, bei dem die Letzten in der Kette den Ersten Geld überweisen sollten. Jene Spiele endeten damit, dass wenige extrem reich wurden und viele Geld verloren. Derartige Spiele wurden in den 80er und 90er Jahre nach und nach gesetzlich verboten. Das kapitalistische Zinssystem erfüllt alle Eigenschaften eines Schneeballsystems mit dem Unterschied, dass die Banken Herausgeber jenes “Spiel-Systems“ sind. Würde man es verbieten, könnte der Irrsinn ein Ende nehmen.

Ein zinsloses Wirtschaftssystem würde auch damit einhergehen, dass jeder immer nur das einsetzen kann, was er selbst hat bzw. was ihm andere – die es wirklich haben – leihen (z.B. gegen entsprechende Beteiligung am Gewinn). Niemand dürfte etwas verleihen, was er gar nicht besitzt! Hier denken möglicherweise einige Kundige an die sogenannten Leerverkäufe, bei denen sogenannte Hedge-Fonds Aktien und sonstige Dinge wie Gold und Silber in Unmengen verkaufen, ohne sie jemals besessen zu haben. Wenn dann durch die Überflutung des Marktes mit jenen Gütern der Preis fällt (natürlich erst nachdem die Hedge-Fonds alles verkauft haben) kaufen sie die Güter wieder ein und sind, was die Güter angeht, plusminus null. Zwischenzeitlich aber haben sie Milliarden an Geldern eingenommen und fremde Wirtschaften ruiniert. Gegen solche Machenschaften haben sich einige Staaten bereits geschützt. Selbst das kapitalistische Deutschland hat ein zeitweiliges Verbot von Leerverkäufen durchgesetzt, weil es zerstörerisch ist.

Was aber den meisten Bürgern verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass das gesamte Bankensystem ein zerstörerisches Leerverkaufssystem ist. Banken verkaufen Geld, und zwar Geld, das sie nicht haben! Genau das verbirgt sich hinter der Diskussion über die sogenannte “Eigenkapitalquote“, die manche Banken derzeit nicht erzielen können. Es wird nicht darüber diskutiert, ob die Banken das Geld haben müssen, das sie verleihen, sondern nur darüber, wie viel von dem Geld sie haben müssen, ob es 5% oder 10% sind. Hierin steckt das größere Verbrechen des kapitalistischen Systems, bei dem der Staat zu einem Erfüllungsgehilfen für Verbrechen degradiert wird. Stellen Sie sich vor, sie haben ein Fahrzeug und verleihen aber zehn. Wie sollte das möglich sein? Sie haben doch nur eines? Bei keinem einzigen Realwert wäre ein solch absurdes System möglich. Nur Banken haben dieses Privileg im Kapitalismus, dass sie 1 Million Euro (gegen hohe Zinsen) verleihen dürfen, wenn sie nur 100.000 Euro besitzen (oder noch weniger). Das ist eine Art Turbozünder für das oben beschriebene Schneeballsystem, das dadurch noch schneller in sich zusammenbrechen muss!

Tausende von hoch bezahlten Wirtschaftswissenschaftlern hätten alle diese Zusammenhänge wissen müssen. tausende Doktorarbeiten hätten über die Absurdität jenes Systems geschrieben werden müssen. Und tausende Alternativen hätten erarbeitet werden müssen. Aber nichts dergleichen ist geschehen. Eigentlich müsste man sämtliche Wirtschaftswissenschaftler, die jenes verbrecherische System über Jahrzehnte lang aktiv mitgetragen haben eines Tages wegen Beihilfe für ein schweres organisiertes Verbrechen gegen die gesamte Menschlichkeit mit anklagen.

Alle bisherigen Maßnahmen in der “Finanzkrise“ oder “Wirtschaftskrise“ doktern an den Symptomen herum. Niemand wagt sich an die wahren Ursachen. Einige wenige sprechen zwar die Schulden als Ursache an, und dass man nicht immer mehr ausgeben darf, als man einnimmt, aber niemand wagt sich darauf hinzuweisen, dass ein gravierender Systemfehler vorliegt. Selbst die Linken wollen ja nichts anderes, als noch mehr Verschuldung! Hat sich aber jemals jemand gefragt, warum in sämtlichen kapitalistischen Ländern immer mehr ausgegeben wurde, als eingenommen?

Hierbei wird immer der Eindruck erweckt, dass die Wahlbürger nach immer besseren Bedingungen rufen und daher immer mehr ausgegeben werden müsste, als man sich leisten konnte. Interessanterweise aber war es völlig unabhängig von der Regierung (ob recht oder links), völlig unabhängig davon, ob eigene Bodenschätze vorhanden waren und völlig unabhängig davon, wie gut es der Wirtschaft ging! Deutschland hat sich immer weiter verschuldet, sowohl in besten Wirtschaftsjahren als auch in schlechteren. Selbst in sogenannten wirtschaftlichen Rekordjahren mit höchsten Steuereinnahmen stiegen die Schulden. Warum?

Warum schafft es ein Land wie z.B. der Iran die Staatsverschuldung einzufrieren bzw. herunterzufahren (und zudem ohnehin nur beim eigenen Volk verschuldet zu sein aufgrund der Sanktionen). Liegt es am Öl? Das Öl ist immer ein sensationelles Argument, um der Islamischen Republik Iran zu bescheinigen, dass ihr antikapitalistisches System nur deshalb (wenn überhaupt) funktioniere, weil der Staat enorme Einnahmen durch das Öl hätte. Aber das ist eines der größten Betrugslügen des Kapitalismus überhaupt. Denn z.B. die Bundesrepublik Deutschland nimmt ca. 10 Mal so viel durch Öleinnahmen ein, als der Iran, allein schon über die Mineralölsteuer in Deutschland.

Warum müssen sich also sämtliche extrem reichen kapitalistischen Staaten verschulden? Eine Theorie besagt, dass jene Länder ohnehin nur reich geworden sind, weil sie sich verschuldet haben. Aber das würde nicht erklären, warum sie sich weiter verschulden müssen. Könnte die immer weiter voranschreitende Verschuldung auch mit dem Einfluss der Banken zusammenhängen, die durch eine gewissen Lobbyarbeit (schließlich “beraten“ lauter Ackermänner die Regierung) dazu beitragen, dass die Neuverschuldung nie aufhört! Warum muss im Gesetz, dass die Neuverschuldung begrenzen soll, festgeschrieben sein, dass doch ein gewisses Maß an Verschuldung möglich bleiben soll?

Mir drängt sich der Eindruck auf, dass eines Tages (und möglicherweise dauert das noch 50 Jahre) dann vernünftigere Historiker und Wirtschaftswissenschaftler die Politiker, Bänker und Wirtschaftswissenschaftler unserer Zeit als größte Wirtschaftsverbrecher der bisherigen Weltgeschichte entlarven werden.

Nach solch einer Betrachtung drängt sich aber immer wieder die Frage auf: Was kann der Einzelne dazu beitragen, dass der Systemfehler korrigiert wird? Er muss bei sich selbst anfangen und nicht über seine Verhältnisse leben. Er muss lernen gesund zu wirtschaften und seine Kinder so erziehen. Er muss in kommunalen Bereich, sei es in der Kommunalpolitik oder im Verein, diejenigen Personen in Vorstände wählen, die vernünftig wirtschaften und nicht diejenigen, die protzen. Er muss diejenigen “hoch hieven“, die mit den Armen zusammen sind und nicht diejenigen, die es vorziehen mit den Reichen zu sein. Und jeder beginnt bei sich selbst, in seiner Familie, in seiner Nachbarschaft, in seinem Verein und an seiner Wahlurne.



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