Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen


Müssen iranische Studenten bestraft werden?

Neues Thema eröffnen

Neuste Beiträge

Einzelansicht

Themenansicht

Archiv

Registrieren

Foren-Links

Kontakt

Muslim-Markt

Von Yavuz Özoguz am 30. November 2011 10:34:08:

Müssen iranische Studenten bestraft werden?

Gestern haben nach übereinstimmenden Medienangaben eine Gruppe von iranischen Studenten die iranischen Sicherheitskräfte und Polizisten überwältigt, sind auf das britische Botschaftsgelände vorgestoßen, haben dort die britische Flagge angezündet, die iranische Flagge gehisst und einige Fenster zerstört.

Bei der Erstürmung sollen nach unbestätigten Berichten auch einige Studenten kurzzeitig in einige Gebäude eingedrungen sein und einige Dokumente aus dem Fenster geworfen haben. Personenschaden gab es nur bei den offensichtlich zu wenigen iranischen Polizisten, die die Studenten versucht hatten zurückzuhalten. Das Botschaftspersonal war rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden.

Hunderte Demonstranten vor dem Gelände riefen derweil “Nieder mit England“. Nach ca. einer Stunde hatte die Polizei hinreichend Kräfte Vorort, dass die Lage unter Kontrolle gebracht wurde. Kurz darauf (oder zeitgleich) sollen andere Studenten im Norden Teherans ein Gästehaus der britischen Botschaft angegriffen haben. Hier war die Lage aber aufgrund des Einsatzes von Spezialkräften der iranischen Polizei weitaus schneller unter Kontrolle.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat in Solidarität mit den europäischen Verbündeten den iranischen Botschafter einbestellt. Westerwelle wies den Botschafter darauf hin, dass die Erstürmung völkerrechtswidrig sei, was scheinbar nicht allein mit aufklärenden Worten erfolgt ist. Großbritannien zieht inzwischen sein Botschaftspersonal ab und kommt damit der ohnehin vorher beschlossenen Ausweisung des Botschafters binnen 14 Tagen zuvor. Iran hatte die Ausweisung beschlossen, weil England bei völliger Missachtung internationalen Rechts einseitig und ohne jegliches UN-Mandat faktisch einen offenen Wirtschaftskrieg gegen die Islamische Republik Iran erklärt hat.

In wie weit es sinnvoll war aus britischer Sicht ausgerechnet kurz vor dem Monat Muharram die Gemüter der Iraner derart zu provozieren, sei einmal dahingestellt. Zudem wurden in den letzten Tagen im Iran Nachrichten aus England verbreitet, die auch nicht unbedingt zur Beruhigung der Gemüter geführt haben. Ausgehend von einem Artikel eines Jonathan Cook auf der Internetseite Global Research wurde darauf verwiesen, dass der ehemalige britische Verteidigungsminister Liam Fox und sein naher Freund Adam Werritty sich im vergangenen Februar in Tel Aviv zu einem Abendbankett mit einer Gruppe von hohen Funktionsträgern Israels getroffen haben. Fox und Werritty hätten zusammen mit Matthew Gould, der englische Botschafter in Tel Aviv und einflussreichen israelischen Personen, sowie Vertretern des israelischen Geheimdienstes Mossad an diesem Bankett teilgenommen. Graig Murray, der bis 2004 in Usbekistan Botschafter Englands war, behauptet nun, dass es sich bei diesen Gesprächen um eine heimliche Verschwörung für einen Militärangriff auf die Nuklearanlagen in Iran gehandelt habe. Dieser ehemalige englische Diplomat sagt, dass dieses Bankett in Tel Aviv speziell deswegen wichtig war, da die Gespräche sich auf die Wege zur Absicherung der englischen Mitarbeit bei der Herstellung günstiger diplomatischer Beziehungen zum Angriff auf den Iran konzentrierten. Murray sagte weiter, dass dieses Treffen in Tel Aviv in der Regierung große Besorgnisse hinsichtlich einer heimlichen Planung für den Krieg – ähnlich wie der Entschluss Tony Blairs, des ehemaligen englischen Premierministers zur Heraufbeschwörung des Irakkrieges – ausgelöst habe. Auch die englische Zeitung Daily Telegraph berichtete, dass Fox und Werritty sich bei einem Abendbankett heimlich mit dem Chef der Mossad getroffen haben.

In der Folge wurden – ohne dass es jegliche neue Informationen gab – über die Internationale Atomenergiebehörde behauptet, dass der Iran nunmehr noch klarer als in den letzten 32 Jahren Verleumdung gegen das Land, an Atomwaffen herumbasteln würde. USrael hatte zusammen mit Europa daraufhin versucht im UN-Sicherheitsrat einen neue Sanktionsrunde gegen die Islamische Republik Iran einzuläuten, war aber unter anderem an Russland und China gescheitert, die den weiteren ungezügelten Imperialismus der Westlichen Welt nicht mehr dulden wollen. Russland hat das gerade erst letzte Woche mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, als es eine Konferenz für Gegenmaßnahmen zum sogenannten europäischen Raketenschirm einberufen hat. Eingeladene Staaten waren nur China und Iran! All das wurde detailliert in iranischen Zeitungen diskutiert. Manches davon durfte hingegen der deutsche Leser aus seinen eigenen Zeitungen gar nicht oder nur unzureichend erfahren.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Engländern und Iran sind somit faktisch eingefroren. Wenn die restlichen Europäer angesichts des über ihnen zusammenbrechenden Kanibalenkapitalismus dennoch Zeit finden für weitere feindliche Aktionen gegen die Islamische Republik Iran, dann werden sie in den nächsten Tagen auch einigen Ärger erzeugen.

Bei aller Aufregung über die Eskalation bleibt die Anfangsfrage: Müssen die iranischen Studenten (bzw. deren Drahtzieher) für den Bruch internationalen Rechts bestraft werden? Die Antwort heißt eindeutig: Ja! Ja, sie müssen bestraft werden, sobald der Bruch des internationalen Rechts allgemein strafwürdig ist.

Wir haben die Situation, dass England fast die Hälfte aller muslimischen Länder kolonialisiert hat und nie dafür Reparationszahlungen getätigt hat. Das liegt schon weit zurück, wird jetzt der eine oder andere behaupten, aber das ist nicht korrekt. Englands maßgebliche Rolle bei der Vertreibung der Palästinenser wird eines Tages Reparationszahlungen in Billionenhöhe zur Folge haben, wenn ein Minimum internationales Recht gilt, zumal die Palästinenser heute noch darunter leiden. Zudem war England an vorderster Front beim völkerrechtswidrigen Einsatz im Irak dabei und die Befehlshaber Englands sind schuldig am Tod von Hunderttausenden von Zivilisten. England hat mit allen ihrem Fähigkeiten die USA unterstützt, die den Irak gegen die Interessen der Iraker als Endlagerstätte für ihre Uranabfälle nutzt; gleichmäßig über das Land verteilt in Form von Munition. England hat den Schutz der Flugverbotszone über Libyen dazu genutzt, mehrere tausend Mal auf die Bevölkerung Libyens zu schießen und ganze Städte in Ruinenlandschaften zu verwandeln. Eine auch nur halbwegs sachliche historische Analyse in wenigen Generationen wird im Rückblick jene Verbrechen zu den grausamsten Handlungen unserer Zeitepoche zählen. England unterstützt die Finanzhai der Welt in der Plünderung ganzer Länder allein über die Börsen. Und England kann niemals für alle ihre Verbrechen seit dem zweiten Weltkrieg vor dem UN-Sicherheitsrat verurteilt werden, weil sie über ein Veto-Recht verfügt, eine Art Absolution durch die herrschenden Götzen, die jedes Verbrechen zulassen, wenn es der eigenen Sache dient.

Ja, und in dieser Welt haben iranische Studenten im emotional am meisten aufgewühlten Monat im Gedenken an den Ausspruch Imam Husains (a.) “Niemals Unterdrückung“, die britische Botschaft gestürmt, gegen das internationale Recht. Ja, und sie müssen für diesen Bruch des internationalen Rechts bestraft werden, nachdem die letzten fünf bis zehn Präsidenten Englands (zusammen mit denjenigen der USA und Israels) vor einem Tribunal abgeurteilt und zum Tode verurteilt worden sind. Wenn Europa angesichts ihrer humanistischen Gesinnung eigenen Staatschefs niemals zum Tode verurteilen will, sondern ausschließlich nur Zivilisten in fernen Ländern, dann genügt auch eine lebenslange Sicherheitsverwahrung für jene Massenmörder. Wenn das erfolgt ist, dann plädiere auch ich für die Verurteilung der iranischen Studenten zu einer im Vergleich angemessenen Strafe: Z.B. ein einwöchiger Dienst in einem Kinderhospiz im Iran oder bei den Kriegsversehrten, um ihnen Geschichten der Liebe zu Imam Husain (a.) vorzulesen und vorzutragen. Und dann können diese Studenten davon sprechen, was es bedeutet, zu leben wie Zainab oder Sterben wie Imam Husain.

PS: Nachsatz an jene Staatsanwälte, die unsere Texte stets in dem Sinn auslegen, dass ihre eigene unbegrenzte Treue zum Kapitalismus nie in Zweifel gezogen wird. Bei obigem Text handelt es sich mitnichten um eine Befürwortung einer Straftat. Vielmehr treten wir für die unbedingte Bestrafung von Straftaten gegen das internationale Recht ein, im Iran, in England und auch in Deutschland. So plädieren wir zudem für die unbedingte Einhaltung des Artikels 3 (3) GG und die Verfolgung derjenigen, die eklatant dagegen verstoßen oder dazu aufrufen, dagegen zu verstoßen, selbst wenn es in einem Koalitionsvertrag erfolgt.




Antworten: