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Wie soll ich Muharram im Advent erklären?

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Von Yavuz Özoguz am 27. November 2011 13:18:33:

Wie soll ich Muharram im Advent erklären?

Wie soll ein Anhänger Imam Husains (a.) diese außerordentliche Liebe einem Christen zum Advent erklären?

Seit Wochen, Monaten und Jahren hören wir immer wieder in regelmäßigen Abständen, wie dieser oder jener Kapitalist, Imperialist, Herrenmenschenvertreter, Besatzer oder sonstiger Vertreter eines Unterdrückungssystems die Islamische Republik Iran angreifen will. Und sie beließen es nicht bei Worten.

Sie haben es mit ihrem Diener Saddam getan und acht Jahre lang den Iran mit den übelsten Waffen der Welt überzogen. Saddam durfte Giftgas einsetzen, bereitgestellt von der Westlichen Welt und propagandistisch unterstützt von den Imperialisten. Saddam wurde zurückgeschlagen, und als er der Westlichen Welt nicht mehr nützlich war, haben sie selbst ihre Militärbasen im Irak aufgebaut. Tagtägliche Bombenanschläge innerhalb des Landes sorgen dafür, dass sie sich unentbehrlich wähnen.

Sie haben die Islamische Republik Iran mit den von ihnen ausgebildeten Taliban angegriffen, aber wurden sehr schnell zurückgeschlagen. Möchtegernmärtyrer, die keine Ahnung vom Islam haben und gegen Menschen kämpfen, die von der wahren Befreiungstheologie inspiriert sind, haben keine Chance. Als die Taliban nicht mehr benötigt wurden, wurden sie bekämpft, um Militärbasen im Land aufzustellen.

Sie haben die Islamische Republik Iran mit ihren eigenen Terroristen aus Pakistan angegriffen. Pakistanische Politiker und Politikerinnen, die ihr Land nicht bedingungslos den Imperialisten in den Rachen werfen wollten, mussten sterben. Aber auch jene Terroristen wurden entlarvt und festgenommen. Jetzt bauen US-Militärs ihre Basen in Pakistan aus. Die Islamische Republik Iran ist umzingelt von den größten Waffen der Welt, von der zahlenmäßig größten Streitmacht der Welt. Die modernsten Waffen der Welt sind auch von Israel aus auf die Islamischen Republik Iran gerichtet. Ein Großteil der Atomraketen der Westlichen Welt ist auf die Islamische Republik Iran vorprogrammiert. Waffentechnisch hat die Islamische Republik Iran nicht die Spur einer Chance. Falls der Iran in der Anfangsphase eines Krieges der gesamten Westlichen Welt gegen das gesamte mutige und zur Verteidigung wehrwillige Volk der Islamischen Republik Iran zu erfolgreich sein sollte und der Westlichen Welt zu starke Schläge versetzen sollte, dann fliegt eine Atombombe auf Teheran und die Sache ist erledigt. So einfach sieht die Rechnung der Wahnsinnigen aus, die derzeit die Westliche Welt beherrschen. Aber an dem Tag bin auch ich mit meiner ganzen Familie und mit vielen, sehr vielen Freunden – so Gott will – in Teheran, denn wir lieben Imam Husain (a.)!

Wie soll ich die Geschichte einem Christen erklären, der sie nicht kennt? Die Geschichte handelt von Imam Husain (a.), dem Enkel des größten Propheten aller Zeiten. Jener Imam Husain ist der Sohn von Ali, dem größten Unterstützer des Propheten und Imam Husain ist der Sohn von Fatima, der Tochter des Propheten und besten Frau im Heiligen Qur´an. Er war mit seinen Getreuen in den ersten Tagen des islamischen Monats Muharram eingekesselt in der Ebene von Kerbela. Nur wenige Kämpfer waren bei ihnen, dafür einige Frauen, Kinder, auch Alte, Kranke, die heiligsten Menschen ihrer Zeit! Sie hatten Hunger und Durst, doch die Gegner versperrten ihnen den Zugang zum Wasser. Sie waren keine 100 Personen und nur wenige liefen zu ihnen über. Auf der anderen Seite stand eine Armee von 30.000 bestausgerüsteten Soldaten des damaligen Ummayaden-Regimes. Jene Gewaltherrscher regierten im missbrauchten Namen des Islam und bedrohten den wahren Vertreter des Propheten. Ihre waren Götzen waren Geld und Macht. Sie waren im übertragenen Sinn die Machthaber der Wallstreet. Sie waren es, die jederzeit eine damalige Atombombe auf die heiligsten Personen ihrer Zeit zünden konnten. Und am zehnten Tag von Muharram taten sie das auch. Das Massaker war verheerend. Nur wenige überlebten, darunter Zainab (a.), die Schwester von Imam Husain (a.), die das Gemetzel für die Nachwelt erzählte. Der Tag, an dem das geschah, wird Aschura (der Zehnte) genannt. Der Ort heißt Kerbela. Und es gibt viele Weisheiten, die den Muslimen von dem Tag geblieben sind.

Eine dieser Weisheiten heißt: „Jeder Tag ist Aschura und jeder Ort ist Kerbela!“ Von Anbeginn der Zeiten bis zum Erscheinen des Erlösers ist es so und wird es so bleiben, denn genau das ist der Schöpfungsplan. Es ist der Schöpfungsplan, dass die Wahrheit in der Liebe verbrennt, während die Falschheit das Feuer legt. Es ist der Schöpfungsplan, dass es Satan höchstpersönlich war, der den Aufstieg des Menschen zum freiwilligen Gottergebenen mit dem Potential die höchste Stufe der Liebe zu erlangen, in die Wege geleitet hat. In seiner eingebildeten Verblendung konnte er nicht sehen, was er getan hat! Es ist der Schöpfungsplan, dass die Wahrheit aus blutigen Mündern fließt. Es ist der Schöpfungsplan, dass die Liebe zu Gott sich in der Nächstenliebe ausdrückt und die Nächstenliebe Aufopferung für die Wahrheit bedingt. Es ist Kain, der in dieser Welt überlebt aber Abel, der das ewige Glück erreicht.

Ein weiterer Ausspruch von Aschura heißt: „Meine Seele für Dich“. Diesen Ausspruch haben einige der engsten Gefährten Imam Husains (a.) gesagt, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie ihre Aufgabe bestmöglich erfüllt haben, das Paradies und damit das glückselige ewige Leben ihnen sicher ist und sie jetzt Imam Husain (a.) allein lassen dürften! Keiner ist gegangen. Niemand wollte den Imam allein lassen. Es gibt viele gutherzige Menschen zu allen Zeiten an allen Orten. Aber nur wenige haben die Erkenntnis und den Mut an der Seite der Heiligkeit ihrer Zeit ihre eigene Seele aufopfern zu wollen, um die Wahrheit zu verteidigen. Dazu muss man sich kennen, seine Herkunft, sein Ziel. Man muss seine Seele kennen und den Geist in sich.

Täterbereitschaft gibt es viel, aber die Wahrheit drückt sich in Opferbereitschaft aus. Und so ist einer der bekanntes Aussprüche aus dem Tag: „Leben wie Zainab und Sterben wie Imam Husain (a.)“. So lange die Wahrheit ausgesprochen werden kann, so lange die Zunge noch in der Lage ist, die Wahrheit zu verkünden, so lange die Augen für die Wahrheit Tränen vergießen können, so lange die Arme sich für die Wahrheit einsetzen können, so lange die Füße uns zu Orten der Wahrheit tragen können, so lange sollen sie Gott dienen. Aber wenn sie es nicht mehr können, wenn ihnen allen der Weg versperrt wird, dann kann der Träger auch zu seinem Schöpfer zurückkehren und mit seinem Opfer die Wahrheit verkünden.

Heute beginnen die Tage dieses Gedenkens. Muharram ist der erste Monat im islamischen Mondjahr, und heute beginnt das Jahr 1433. Es würde Bücher füllen, um nur auf einige Details einzugehen. Aber wir leben auch heute wieder in Kerbela. Auch heute ist die Macht in der Hand der Gewaltherrscher, die die ganze Welt im missbrauchten Namen der Freiheit mit Gewalt überziehen. Wir leben in einer Zeit, in der im missbrauchten Namen des Christentums ganze Völker mit Krieg überzogen werden. Wir leben in einer Zeit, in der im missbrauchten Namen des Judentums, Menschen unaufhaltsam aus ihrer Heimat vertrieben werden. Wir leben in einer Zeit, in der die Heiligkeit unserer Zeit, ein Urenkel Imam Husains, Imam Sayyid Ali Chamene’i al-Husaini, von der ganzen Westlichen Welt umzingelt ist. Jeder Tag ist Aschura und jeder Ort ist Kerbela.

Die Christen begehen heute ihren ersten Advent. Die meisten Menschen in der Westlichen Welt wissen gar nicht, was das ist. Sie verbinden es mit einem Kaufrausch und – ohne es zu wissen – mit der Huldigung an das Goldene Kalb. Die wenigen, die dem Begriff Advent noch die erwartete Ankunft zuordnen können, glauben kaum daran, dass die zweite Ankunft schon bald erfolgen könnte. Zu weit wurden die Menschen von Begriffen wie Opferbereitschaft, Liebe zur Wahrheit, ewiges Leben, Gerechtigkeit und den wahren Werten entfernt. Ihnen wurde eingehämmert, dass es besser sei, Täter zu sein als Opfer. Aber wer sich Gott ergibt, ist niemals Opfer anderer! Er opfert sich selbst für die Wahrheit.

Christen gedenken dieser Tage der Ankunft Jesus in vier Woche, dem Geburtstag ihres Heilandes. Sie glauben daran, dass Jesus, der Sohn der Maria, sich am Ende geopfert hat, um die Sünden anderer auf sich zu laden. Während sie daran glauben, dass sie durch jenes Opfer von ihren Sünden befreit werden, übersehen sie den Opfercharakter für die Wahrheit. Muslime glauben nicht, dass Jesus gekreuzigt wurde. Weder musste Jesus sich selbst opfern für andere, noch musste Abraham (a.) seinen Sohn opfern. Aber Imam Husain (a.) musste beides! Er tat es nicht, um die Sünden anderer auf sich zu laden – Gott vergibt wem er will – nein, er tat es, um die Wahrheit zu verteidigen, um mit der Wahrheit zu sein, um in die Wahrheit einzugehen und in der Wahrheit zu verschmelzen. Den nur die Wahrheit überlebt.

Von den damaligen Gewaltherrschern sind nur noch Einträge in den Geschichtsbüchern erhalten. Der Name des damaligen Herrschers Yazid ist ein Schimpfwort in der islamischen Welt. Und die wenigen Kämpfer, die man auf der Seite der Gewaltherrscher kennt, werden allesamt seit über einen Jahrtausend verflucht. Aber die Helden der Wahrheit kennt man namentlich, sie werden geehrt, für sie wir gebetet, an diesen Tagen mehr denn sonst. In der Islamischen Republik Iran gibt es an diesen Abenden Prozessionen, die nur derjenige verstehen kann, der einmal in solch eine Prozession “eingetaucht“ ist. Für Außenstehende scheinen ganze Massen von Menschen, Männer und Frauen, wie in einem Rausch. Aber es ist kein Rausch des Bewusstseins; es ist ein Rausch der Liebe im Herzen. Die Tränen der Liebe fließen und die Rhythmen der Trauergesänge vereinigen die Menschen zu einer Einheit derjenigen, die Imam Husain (a.) verteidigen. Damals bei Imam Husain (a.) waren mehrere Christen dabei auf Seiten von Imam Husain (a.)! Und auch heute schließen sich die Christen im Iran den Muharram-Prozessionen an. Die gesamte Westliche Welt bedroht die Islamische Republik Iran im missbrauchten Namen des Christentums und die Christen im Iran schließen sich den Tauerprozessionen um Imam Husain (a.) an mitten in der Adventszeit. Wo glauben sie würde Jesus heute stehen, wenn er zurückkäme? Glauben Sie ernsthaft, er würde die reiche Westliche Welt gegen die Armen der Welt unterstützen? Was haben sie nur aus Weihnachten gemacht?

Ich kann Muharram nicht erklären. Ich kann nur versuchen von dieser Liebe zu erzählen. Aber nur diejenigen Christen, die sich abwenden vom Goldenen Kalb und sich mit ganzem Herzen Jesus und Maria zuwenden, nur diejenigen Christen, die ihre Tempel reinigen von den Bänkern und Casino-Bertreibern, wie es Jesus einstmals tat, nur die werden diese Liebe verstehen können.

Von ganzem Herzen wünsche ich – auch im Namen des Muslim-Markt-Teams – allen Muslimen eine gesegnete Zeit des Gedenkens an Aschura im Monat Muharram und den Christen eine gesegnete Adventszeit, in der Jesus gedacht wird und nicht dessen, was Jesus verabscheut hat. Jesus soll nach muslimischer Vorstellung zurückkehren, um die gottesehrfürchtigen Christen zur Erlösung zu führen. Er wird sie sicherlich nicht in den Einkaufspassagen, Banken und Börsen nach seinen wahren Anhängern suchen. Und gemäß muslimischer Vorstellung wird er seine wahren Anhänger zu dem Erlöser führen, der väterlicherseits ein Urenkel Imam Husains ist und mütterlicherseits ein Urenkel Petrus’. Mögen sie bald erscheinen.



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