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Von Muhammad Krüger am 31. August 2011 01:41:41:

Im Hinblick auf die Ereignisse Libyen lohnt sich ein Blick in die Geschichtsbücher, um für die Gegenwart Lehren zu ziehen.

T E Lawrence war ein kleiner Leutnant in Kairo, und er wurde zum Helden der Araber. Unter seiner Führung haben die Arabischen Stämme sich geeint und ihre muslimischen Tyrannen: das Türkische Kalifat, besiegt und aus ihrem Land vertrieben.

In dem Oscar gekrönten Film 'Lawrence von Arabien' wird Lawrence als leidenschaftlicher Freiheitskämpfer dargestellt. Der unter selbstloser Aufopferung, ja mit seiner ganzen Seele die Freiheit für Arabien, für die Araber will. Der sich selber nur noch in die arabischen Gewänder hüllt, sprachlich und verhaltensmäßig fast zum Araber verschmilzt.

Wer kennt nicht die Film-Szenen, in denen Lawrence auf Kamelen oder feurigen Araberhengsten reitend einen fanatischen Angriff gegen die Türken führt? Oder in denen er türkische Züge zum Entgleisen bringt? Oder von türkischen Folterknechten halbtot gepeitscht wird?

Im Film wird Lawrence als leidenschaftliche aber zerrissene und leidende Persönlichkeit dargestellt. Immer wieder fährt er nach Kairo, um sich vom General selbst Befehle erteilen zu lassen. Nicht sehend, dass hinter den Befehlen politische Interessen stehen, die längst die Zeit nach der Zerschlagung des Kalifats planen - und Arabien unter den Kolonialmächten aufteilen werden. Das Sykes-Picot-Abkommen wird sogar namentlich erwähnt.

Lawrence wird letztlich genau so instrumentalisiert wie die arabischen Kämpfer und Stämme, die sich ihm anschließen.

Im Film ist es dann auch Prinz Faisal, der zu englischen Politikern sagt, man sei sich doch wohl einig, dass man Lawrence nun loswerden müsse, nachdem das militärische Ziel erreicht sei und man Damaskus erobert habe.


Man mag an den historischen Detailtreue des Films zweifeln. Und ob es nun Faisal war, die britische Führung, oder auf Lawrence eigenes Betreiben - Tatsache ist, nach seiner Arabien-Revolution bis zu seinem Lebensende hatte er einen unspektakulären kleinen Posten in England.

Angenommen, das filmische Bild des Lawrence stimmt mit dem wahren Lawrence überein. Abgesehen von ein paar Ausschmückungen. Dann war dieser Lawrence erstens ein leidenschaftlicher, ja fanatischer Kämpfer für seine Idee: Freiheit für die Araber. Und zweitens war er in die Wüste, in Arabien und die arabische Lebensart vernarrt.

Was von diesen beiden Zügen finden wir in jedem von uns wieder?

Ich behaupte beides! Allerdings mit unterschiedlich starker Hingebung.

Freiheit, Unabhängigkeit sind ur-menschliche Ziele. Gott selbst hat den Menschen nicht anders als freiheitsliebend geschaffen.
Die Wüste, und die Menschen die in ihr leben, sie überwinden, üben auf jeden Menschen ein Faszination aus. Nicht zuletzt weil es die Wüste, und übrigens genau diese Wüste war, in der Gott seine Prohpeten Abraham, Moses, Jesus und Muhammad geprüft hat. Dieselbe Wüsten, die Lawrence durchquert hat.

In jedem, der heute die Freiheit liebt, und der vom Orient fasziniert ist, steckt ein kleiner Lawrence.

Leider birgt jeder damit auch die Gefahr in sich, im "Spiel" um die Macht, für politische Interessen ausgenutzt zu werden.

Jeder GI, jeder USAmerikaner, ja jeder Europäer, der glaubt, die "Freiheit" oder die "Demokratie" zu verteidigen, wie sie die USA oder die NATO definieren, jeder europäische Soldat, der meint die Freiheit seines Landes müsse am Hindukusch verteidigt werden - jeder geht genau so in die Falle wie der berühmte Lawrence. Vor ca 100 Jahren.

Im Prinzip hat sich nichts geändert. Zum Union Jack haben sich sogar noch die Trikolore und die Stars&Stripes gesellt, aber damals wie heute sind es Araber, muslimische Araber um die es geht, und damals wie heute geht es um die selbe Ressource: um Öl.

Am Ende bleibt ein leerer und ausgenutzter, ein betrogener und gebrochener Mensch zurück. Ein Looser.

Der die Kraft seines Lebens vergeudet, der die göttliche Gabe der Freiheits-Liebe verschwendet - und der in seinem Leben letztlich nichts bewirkt hat.



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