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Von Yavuz Özoguz am 19. August 2011 09:17:51:

Die Nächte der Nächte beginnen - tritt ein!

Wie schnell ist doch der Monat Ramadan schon wieder vorangeschritten, und wie herrlich sind doch die Nächte, die vor uns stehen.

Die "Nacht der Bestimmung" [lailat-ul-qadr] oder "Nacht des Schicksal", zuweilen auch "Nacht der Macht" genannt, ist die bedeutendste Nacht im Islamischen Kalender und markiert die Nacht [lail], in der das Schicksal des einzelnen Menschen verändert werden kann. Der "Nacht der Bestimmung" [lailat-ul-qadr] ist eine ganze Sure im Heiligen Qur'an gewidmet (97) in der es sinngemäß heißt:

"Wir haben ihn in der Nacht der Bestimmung hinabgesandt.
Und woher sollst du wissen, was die Nacht der Bestimmung ist?
Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate.
Die Engel und der Geist kommen in ihr mit der Erlaubnis ihres Herrn herab mit jedem Befehl, (des)
Frieden, ist sie bis zum Aufgang der Morgenröte."

Als das "Hinabgesandte" gilt der vollständige Heilige Qur'an, der in das Herz des Propheten Prophet Muhammad (s.) eingegeben wurde, um dann später nach und nach auf seine gesegnete Zunge gebracht zu werden. Diese Nacht ist auch für jeden Muslim von großer Bedeutung, da seine Bittgebete in jener Nacht besondere Erfüllung erhalten und der Mensch eine besondere Nähe zu seinem Schöpfer [chaliq] verspüren kann. Denn im Gegensatz zum Ritualgebet, in der der Betende idealerweise zur Himmelfahrt [miradsch] "aufsteigt", steigen in der Nach der Bestimmung die Engel auf Gottes Geheiß herab, wodurch auch die besondere Nähe für den ermöglicht wird, der sich zuvor noch nicht hinreichend geläutert hat. Das Ende der Sure 97 im Heiligen Qur'an, die aus 5 Versen besteht, weist noch eine Besonderheit in der Leseart bzw. Betonung und Verbindung der Worte auf. Denn einerseits heißt der letzte Vers sinngemäß: "Frieden, ist sie bis zum Aufgang der Morgenröte". Andererseits führt die Verbindung zum vorangehenden Vers zu der Bedeutung: "Jeder Befehl des Friedens". Beide Bedeutungen zusammen betonen die Besonderheit der Nacht der Bestimmung.

Den Termin der Nacht der Bestimmung [lailat-ul-qadr] hat Prophet Muhammad (s.) nur näherungsweise erläutert. Sie befindet sich in den letzten fünf ungeraden Nächten des Monats Ramadan, wobei die ersten drei davon bei Schiiten als die Wahrscheinlichsten gelten. Das sind die Nächte vom 18. auf den 19. , 20/21. und 22/23. im Monat Ramadan. Scheich Saduq kommt nach seinen Recherchen zu dem Schluss, dass die größte Wahrscheinlichkeit in der Nacht 22/23. des Monats Ramadan liegt. In schiitischen Gemeinden werden diese drei Nächte mit besonderen Zeremonien erfüllt. In sunnitischen Ländern wird hingegen in der Regel die Nacht zum 27. Ramadan festgelegt. Die Nacht vom 18/19. läutet auch für viele die Endphase des Monats Ramadan ein, in der sie sich zur Klausur [itiqaf] in eine Moschee zurückziehen.

Auch geschichtlich sind die Nächte sehr schicksalsreich belastet, denn in der ersten jener Nächte wurde Imam Ali (a.) bei der Niederwerfung schwer verletzt und in der zweiten jener Nächte wurde er zum Märtyrer.

Muslime verbringen jene Nächte in gemeinsamen Andachten und Bittgebeten. Zu den besonders gern in jenen Nächten gelesenen Bittgebeten gehört das Bittgebet der “Großen Rüstung“ [dschauschan-ul-kabir].

Die Nacht der Bestimmung ist zudem einer der Titel Fatimas (a.). Nach manchen Überlieferungen der Zwölf Imame (a.) ist sie zudem die Bezeichnung für das Herz des Propheten Muhammad (s.).

Und genau jene Nacht steht also bevor! Doch wie soll man in dieser Welt der materiellen Einflüsse sich auf jene Nacht vorbereiten? Wie kann man sich in den wenigen verbleibenden Stunden innerlich darauf einstellen? Die arabische Welt versinkt im Chaos. Die Westliche Welt hört nicht auf, die Welt mit Kriegen zu überziehen und scheut nicht davor zurück, Zivilisten über Zivilisten als Kollaterlschaden zu töten. Der Zionismus hatte nie vor, seine Besatzung zu beenden und erweitert sein Territorium unaufhörlich. Die Finanzkrise der Westlichen Welt beunruhigt die Wirtschaft, die wiederum ihre Beunruhigung an die kleinen Leute weitergibt, denn im Ernstfall sollen nicht die Reichen, sondern die Armen bluten. Und das tun sie bereits in Afrika, wo 100 Million EUR ausreichen würde, um sämtlichen Hunger und Durst des Jahres zu stillen. Doch für die “Rettung“ von Banken gibt es das 100- bis 1000-fache ohne Probleme allein aus Europa. Für die Rettung von Menschen bringt die ganze Welt diesen vergleichsweise geringen Betrag nicht zusammen. Im Hintergrund brodelt der Wirtschaftskrieg zwischen dem Westen und China, wobei sich Russland noch nicht entschieden hat, auf welcher Seite sie mitkämpfen sollen. Aber der jüngst in See gestochene chinesische Flugzeugträger verdeutlicht, dass es nicht bei einem Wirtschaftskrieg bleiben muss. Stellvertreterkriege deuten sich an vielen Orten der Welt an. Und während in Afrika die Dürre wütet, vermuten die Menschen in Europa, dass auch hier etwas mit dem Wetter nicht stimmt. Immer “extremer“ wird das überlaufen der Dachrinnen, die für solche Wassermassen gar nicht ausgelegt sind.

Wie soll man sich da auf solch eine Nacht vorbereiten? Die Vorbereitung bedarf der inneren Einkehr und Klärung der Besitzverhältnisse. Wem gehört diese Welt? Wem gehören die Güter dieser Welt? Wem gehört das Wetter, der Regen, die Dürre, die Sonne, der Mond? Wem gehören selbst die Dinge, die ich mein Eigentum wähne und mich mehr darüber ärgere, wenn mir etwas gestohlen wird, als wenn jemand seine eigene Seele schädigt!? Wem gehört das alles? Wem gehört meine Frau, meine Kinder, meine Eltern, mein Körper, mein Herz, meine Seele? Wie konnte ich das alles vergessen, dass alle diese Dinge einen Besitzer haben? Mir wurde doch nur für eine begrenzte Zeit etwas anvertraut, anvertraut aus Liebe, damit ich mit noch mehr Liebe beschenkt werden kann? Warum bin ich denn überhaupt auf dieser Erde?

Denk doch endlich nach! Wozu hast Du diesen Körper und diesen Verstand? Dienen diese Dinge primär dazu, die Probleme der eigenen Familie und Nachbarschaft oder gar der Welt zu lösen, oder sollen damit viel größere Ziele verfolgt werden? Ist nicht alles nur eine Prüfung? Und dient diese Prüfung nicht der Läuterung und Entwicklung zu einer größeren, weiteren, schöneren Welt? Denk doch nach! Nicht einmal Deine Dir so vertraute Hand, Dein Auge, Deine Beine, Dein Ohr und Deine Zunge bleiben dir! Sie werden eines Tages alle gegen Dich aussagen – Gott bewahre! Sie werden als Zeuge auftreten. Was hast Du mit ihnen gemacht. Wozu hast Du sie genötigt? Wer gab Dir die Befugnis dazu? Denk doch nach!

Sind die Dinge in der Welt nicht einzig und allein ein Spiegelbild unserer aller Herzen? Sind nicht wir es, die die Menschen verhungern lassen, wie wir unsere eigene Seele verhungern lassen? Sind nicht wir es, die auf unschuldige Menschen schießen, wie wir auf unsere eigene unschuldig geborene Seele ein ganzes Leben lang mit Dreck geschossen haben? Sind nicht wir es, die Menschen unter Besatzung halten, wie wir so viele unserer von Gott anvertrauten Fähigkeiten einsperren und nicht zur Entfaltung kommen lassen? Denk doch endlich nach! Wozu das alles?

Die Nacht steht vor der Tür, in der Du, und Du bist Ich, darüber nachdenken kannst! Welch eine Gnade steht vor der Tür und will eintreten?! Reiß doch endlich die Tür auf, damit die Gnade ungestört hineinfließen und überlaufen kann, überlaufen über Deine Augen und Tränen der Liebe vergießen kann. Reiß die Tore auf, damit Du endlich wieder frische Luft atmen kannst und Dich befreist von dem Mief der Ich-Bezogenheit, von dem Mief der Selbstverliebtheit! Wer gab Dir Dein “Selbst“. Liebe doch IHN! ER wird Dir noch mehr geben.

Diese Nacht, die das Herz des Propheten Muhammad (s.), der Verkörperung der Liebe und seiner Tochter Fatima (a.), den Schmerz der Liebe symbolisiert; all das kann heute Nacht in Dein Herz eintreten. Lies doch die 1000 schönsten Namen Allah. Ja, es sind 1000 und noch viel, viel mehr! Wie kommst Du zu dem Irrglauben, es wären nur eine bestimmte Zahl? Wie kann man IHN begrenzen wollen?

Oh Jener, Der die Erhabenheit und die Schönheit ist,
oh Jener, Der die Allmacht und die Vollkommenheit ist,
oh Jener, Der die Herrschaft und die Pracht ist,
oh Jener, Der groß und erhaben ist,
oh Jener, Der die schweren Wolken erschafft,
oh Jener, Der unermesslich stark ist,
oh Jener, Der schnell richtet,
oh Jener, Der streng bestraft,
oh Jener, bei Dem sich die schönste Belohnung befindet,
oh Jener, bei Dem sich die Mutter des Buches befindet.

Gepriesen bist Du, oh außer Dem es keinen Gott gibt.
Hilfe! Hilfe!
Befreie uns von dem Höllenfeuer, oh Herr.

Und dann nähere Dich dem Ende jenes wunderbaren Bittgebets:

Oh Geliebter der Weinenden,...

Warum weinst Du immer noch nicht? So hart kann doch Dein Herz nicht sein? Und selbst wenn! Die Macht dieser Nacht ist größer und kann Dein Herz erweichen, wenn Du Dich nur öffnest. Iss heute Abend nicht so viel beim Iftar, damit die Sinne wach bleiben! Freue Dich auf den Segen der Schönheit und trete ein.

Oh du beruhigte Seele!
Kehre zurück zu deinem Herrn zufriedener Zufriedengestellter
so tritt ein zu meinen Dienern.
Und tritt ein in meinen Garten.

Und jener Garten ist nicht nur dort. Er ist auch hier, heute Nacht, in Deinem Herzen. So tritt ein!



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