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Warum sollen wir “Monat“ Ramadan sagen?

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Von Yavuz Özoguz am 03. August 2011 11:38:35:

Warum sollen wir “Monat“ Ramadan sagen?

Der Monat Ramadan ist der Monat Allahs. Und Muslime sollen stets den Begriff “Monat“ vor dem Namen “Ramadan“ erwähnen, weil der Name allein ein Name Allahs ist. Aber was steckt dahinter?

Aus mehreren Überlieferungen des besten aller Propheten und Siegel des Prophetentums wird deutlich, dass Muslime den Begriff “Monat“ vor dem Namen “Ramadan“ setzen sollen und nicht allein “Ramadan“ (ohne Monat) sagen sollen, wenn sie den Monat meinen. Die Erläuterung dazu geben gleich ein ganzes Dutzend Überlieferungen der Ahl-ul-Bait. So sagte unter anderem Imam Sadiq (a.) sinngemäß, dass man nicht sagen soll, dass der Ramadan eingetreten sei, gekommen sei, zu Ende gehen würde usw., da Allah weder eintritt noch kommt noch zu Ende geht und Ramadan ein Name Allahs ist. Erst durch den Hinweis, dass man “Monat Ramadan“ sagt, wird deutlich, dass der ausgewiesene Monat gemeint ist und nicht ein Name Allahs.

Was zunächst wie ein haarspalterischer Formalismus wirkt (Wer denkt bei dem Begriff “Ramadan“ schon an etwas anderes als den Monat?) birgt in Wirklichkeit eine Faszination, der wir uns möglicherweise zu selten bewusst sind. Denn man könnte sich auch die Frage stellen, warum denn ein Monat einen Namen Allahs bekommt? Ist denn nicht jeder Monat, ein Monat Allahs?

Der Begriff “Ramadan“ kommt im Heiligen Qu’ran tatsächlich nur ein einziges Mal vor, und dort steht er zusammen mit „Monat“ 2:185: „Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Qurʾan als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klare Beweise aus der Rechtleitung und der Unterscheidung...“

Die hier erwähnte „Rechtleitung für die Menschen“ (hudan lin-nas) ist auch zuvor anderen zugekommen, wie es in verschiedenen Versen deutlich wird (3:4, 6:91). Die klaren Beweise aus der Rechtleitung (bayyinaati min al-huda) werden oft als die Verse des Heiligen Qu’ran interpretiert. Aus der unauflöslichen Kopplung von Qu’ran und Ahl-ul-bait können hier auch die Ahl-ul-Bait gemeint sein. Denn sie sind es, die „aus“ dem Propheten entstehen im übertragenen Sinn. Und die Unterscheidung (Furqan) zwischen den Anhängern der Ahl-ul-Bait und ihren Gegnern erfolgt bei Imam Ali (a.). Dass dieser Furqan etwas ist, was mit dem Buch an den Empfänger des Buches gesandt wird, kann bei Moses (a.) erkannt werden, der zusätzlich zur der Schrift auch die Unterscheidung erhalten hat (2:53).

Noch deutlicher wird es, wenn Aaron (a.) im gleichen Atemzug mit der Unterscheidung genannt wird (21:48): „Und wahrlich, Wir ließen Moses (etwas) zukommen und Aaron die Unterscheidung...“ Schließlich wissen wir aus eindeutigen Überlieferungen, dass Aaron (a.) zu Moses (a.) steht wie Imam Ali (a.) zum Propheten (s.).

Es “dämmert“ uns, dass in dem Vers über den Monat Ramadan wohl viel mehr drin stecken wird, als oberflächlich ersichtlich. Was aber ist nun mit diesem besonderen Namen Ramadan? Warum ist das ausgerechnet ein Name Allahs und welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Schließlich wissen wir doch auch, dass der gesamte Heilige Qur´an in einer einzigen Nacht in das Herz des größten Propheten offenbart wurde. Und jene Nacht ist besser als Tausend Monate. Hier kommen wir einen “Kreislauf“, der ein logisches Problem zu beinhalten scheint. Der Heilige Qur’an wurde in einer Nacht im heiligen Monat Ramadan offenbart, die besser ist als tausend Monate. Aber jene Nacht liegt in einem Monat. Was sind dann die 1000 Monate?

Hier wird etwas deutlich, was das gesamte Wesen des Menschseins ausmacht! Das begrenzte Wesen kann so schwerlich den unbegrenzten Schöpfer verstehen. Oder anders ausgedrückt: Er ist uns zwar noch näher, als unsere eigen Halsschlagader, aber wir sind ihm so fern. Bezogen auf den Monat Allahs bedeutet das, dass jeder Monat, jeder Tag, jeder Atemzug ein Moment Allahs ist, aus Seiner Sicht! Aber aus unserer Sicht ist es nicht so. Aus Seiner Sicht ist jeder Monat ein heiliger Monat, aber diese Unbegrenztheit “schaffen“ wir nicht. Daher haben wir eine bestimmte Zahl heiliger Monate. Aus Seiner Sicht ist jedes Geschöpf ein Zeichen Gottes, das genau und nur auf Ihn hindeutet. Aber aus unserer Sicht wirkt es nicht immer so, denn wir sind “abgelenkt“. Aus Seiner Sicht bedarf es keines besonderen Tages der Religion, jeder Tag ist ein Tag der Religion, wie es in der ersten Sure steht, aber aus unserer Sicht ist es der Tag der Auferstehung.

Wir müssen unterscheiden lernen zwischen unserer Begrenztheit und Seiner Unbegrenztheit! Er ist der Schöpfer, wir sind die Geschöpfe. Er ist der Herr, wir die Diener dessen, der keines Dieners bedarf. Er schenk uns Liebe, ja, die höchste Stufen der Liebe, indem Er uns frei wählen lässt, ob wir seine Stellvertreterschaft annehmen oder nicht, und zu Ihm ist die Heimkehr.

Plötzlich klingen die Folgeworte im Vers über den Monat Ramadan ganz anders „Wer also von euch während dieses Monats anwesend ist, der soll ihn fasten, wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, (der soll) eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Allah will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis ...“

Die oberflächliche Bedeutung kennen wir alle: Zuhause fasten wir, auf Riesen fasten wir nicht und holen den Tag nach. Aber man könnte den arabischen Teil des Verses auch weitergehender interpretieren. Denn das Verb, dass die “Anwesenheit“ beschreibt hat den gleichen Wortstamm wie das Zeugnis bzw. Bekenntnis. Insofern ist hier ein Bekenntnis zu dem Monat bzw. dem Namensgeber des Monats Voraussetzung für das Fasten, denn ohne jene Verinnerlichung wird man keine Freude daran empfinden. Dadurch wird uns so vieles erleichtert. Das Fasten ist tatsächlich eine Erleichterung!!

Doch noch immer ist unklar, was hinter dem Namen Ramadan steckt. Dahinter steckt, dass Allah dem Menschen die Gelegenheit gibt, sich ihm über eine besondere Handlung, dem Fasten, anzunähern. Die materielle Bedürfnislosigkeit, zu der wir uns zumindest für einige Stunden erziehen, läst uns dem einzigen wahren Bedürfnis, der Liebe Allahs, näher rücken.
Jeder Hunger, jeder Durst steht für den Hunger und Durst nach Wahrheit! In diesem Monat können wir das intensiv spüren. Wir freuen uns, wenn der Monat zu uns kommt und sind traurig, wen er uns verlässt. Er ist ein Höhepunkt des Jahres für die ganze muslimische Welt. Der Monat Ramadan kommt und geht, wie wir ein- und ausatmen. Aber der wahre Ramadan bleibt immer da!



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