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Libyen während der Zeit des Faschismus

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Von Brigitte Queck am 22. Mai 2011 15:23:14:

Libyen während der Zeit des Faschismus ( ein vergessenes Kapitel der Geschichtsschreibung )

Bis zum Jahr 1911 war Libyen ein Teil des Osmanischen Reiches.
Am 28.September 1911 tauchten vor dem Hafen von Tripolis Panzerschiffe und große Truppenverbände Italiens auf.
Obwohl der türkische Sultan den Besatzern widerstandslos sein Land übergab, wurde Tripolis durch Bombardierungen angegriffen und hunderte libysche Bürger/innen gehängt.
Die Vatikanbank "Banco di Roma hatte sich bereits im Vorfeld" neben anderen europäischen Kapitalisten - Bergwerkskonzessionen, Schifffahrtseinrichtungen und Industrieanlagen verschafft und damit die militärische Invasion ökonomisch vorbereitet.
Die Kolonialherren stießen auf einen starken arabischen Widerstand, den sie mit Massenterror gegen die einheimische Bevölkerung beantworteten. So ist in dieser Zeit die Bevölkerung allein von Barqa von 300 000 Menschen im Jahre 1911 auf 120 000 im Jahre 1915 zurückgegangen.
Nach dem Ende des 1.Weltkrieges stationierten die Besatzer 3 Divisionen, 56 Bataillone und 29 Feldbatterien in Libyen.
Eine neue Qualität erreichte die Kolonialisierung mit dem Einsatz von Siedlern . Da sich die Besetzer nicht auf einheimische Kolaboratteuere als soziale Basis stützen konnten, wurden viele Italiener nach Libyen umgesiedelt.
Diejenigen, die in Italien auf der untersten Stufe der sozialen Skala standen, gehörten nun zur neuen Herrenschicht, die die Menschen in Libyen zu beherrschen versuchten. In Italien wurde für das Leben in Libyen massiv geworben.
In wenigen Jahren sind 10 000 Italiener nach Libyen ausgewandert und zwischen 1930 und 1940 sollen noch einmal einige 10 000 Italiener nach Libyen ausgewandert sein.

Die Machtergreifung der Faschisten im Oktober 1922 in Italien gab dem Kolonialismus eine neue Qualität.
Im äußersten Westen, in der Wüste Syrte, errichteten die Faschisten Konzentrationslager und Widerstandskämpfer wurden einer "Sonderbehandlung" unterzogen.
Einer der Massenmörder, der inzwischen in Italien still rehabilitiert wurde, hieß Grazianie.
Seinen faschistischen Auftraggebern in Italien berichtete er, dass er 139 192 Menschen einsperren ließ. Aber seine Berichte zeugen auch vom Widerstand in Libyen. Allein die Zahl der größeren Schlachten gibt Grazianie mit 53 an, nicht gerechnet die ca. über 200 kleineren militärischen Auseinandersetzungen. Die Faschisten zogen daraufhin einen 300 km langen Stacheldrahtzaun durch die Wüste, um die Kämpfer in Libyen von ihren Basen auf der ägyptischen Seite abzuschneiden. Die Faschisten zerstörten nunmehr auch die Lebensmittelgrundlagen der Menschen dort, indem sie ihre Äcker verwüsteten. Die Faschisten selbst führten darüber genau Buch. So soll es 1910 in Barqa (Kyrenaika) ca. 713 000 Schafe, 23600 Rinder und 27 000 Pferde gegeben haben. 1933 lebten dort nur noch ca. 98 000 Schafe, 8700 Rinder und 1000 Pferde. (E.E. Evans - Pritchard: The Sannussi of Cyrenaica. Oxford 1949, S.37).
Bis 1930 wurden 200 000 Hektar, der größte Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche, durch die Faschisten beschlagnahmt und an weiße Kolonialisten übertragen.

Libyen wurde zur "terra italiana" ( italienischen Erde )deklariert.
Die Libyer/innen sollten deshalb die italienische Staatsbürgerschaft beantragen.
Das diese Art Kolonialisierung (Eingemeindung ) nicht funktionierte, zeigt, dass von 1927 bis 1938 lediglich 14 Anträge gestellt wurden. Nur 7 davon von Libyern!

Am 14.September fiel Graziani mit 9 Divisionen und 250 Flugzeugen in Ägypten ein. Es kam zur Schlacht von Sidial - Barrani. In dieser Schlacht wurden 8 Divisionen der Faschisten von den Arabern aufgerieben.

Neben den regulären englischen Truppen wurden die Faschisten von arabischen Widerstandskämpfern aus Libyen bekämpft.

Daraufhin baten die Faschisten aus Italien die Faschisten aus Deutschland um Unterstützung. Nun kam es zur ersten unmittelbaren Konfrontation der Antifaschisten aus Libyen mit den deutschen Faschisten, nach dem diese in Libyen eingefallen waren.

Als die deutschen Faschisten unter Rommel im Nordwesten Ägyptens gelandet waren, stießen sie auf den erbitterten Widerstand arabischer und libyscher Antifaschisten.
In langen und zähen Kleinkriegen fügten sie den deutschen und italienischen Einheiten empfindliche Verluste zu.

Somit darf festgestellt werden, dass die ersten Opfer des Faschismus außerhalb der faschistischen Länder nicht nur die Menschen in Spanien 1936-1939 und die ihnen aus aller Welt zu Hilfe eilenden internationalen Brigaden, sondern auch Widerstandskämpfer aus dem arabischen Raum waren.

Dieses Kapitel wurde bisher aus der Geschichtsschreibung ausgeblendet !!

Die Niederlage Rommels in Ägypten war also im Wesentlichen durch arabische und libysche Menschen vorbereitet worden.

Es wird Zeit, dass sich die Araber dieses ruhmreichen Kapitels in ihrer Geschichte erinnern und gerade in der heutigen Zeit, statt sich gegenseitig zu bekämpfen, die ausländischen Kolonialisten ( IWF und Weltbank ) und deren ausführende militärischen Schlächterarmeen (NATO) gemeinsam zum Teufel jagen !!

Brigitte Queck und Dr. Falkenhagen



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