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Die Schäbigkeit der Gewalt durchbrechen

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Von Yavuz Özoguz am 28. April 2011 10:57:19:

Die Schäbigkeit der Gewalt durchbrechen

Die Westliche Welt tut einmal mehr das, was sie am Besten kann: Schwächere gewaltsam ausbeuten. Aber wie kann man die Schäbigkeit jener Gewalt durchbrechen?

Die Westliche Welt – angeführt von den USA – verbreiten derzeit so viel Unheil auf Erden, dass es eigentlich jedem Menschen, der seine Menschlichkeit noch nicht ganz verloren hat, übel werden müsste vor so viel Gewalt. Sie installieren Verbrecher, um westliche Interessen zu schützen, stürzen Verbrecher durch andere Verbrecher, um westliche Interesse zu schützen, verkaufen an beide Waffen, um westliche Interesse zu schützen, und rauben, plündern, morden, vertreiben und vieles andere mehr, um westliche Interessen zu schützen. Wenn die USA in der Welt auftritt und über irgendwelche Menschenrechte in Syrien oder Libyen faselt, müsste es einen Aufschrei der gesamten Menschheit geben: Guantanamo, Abu Ghraib, Palästina und vieles andere mehr müsste den USA entgegenschallen, alles Symbole für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von der Westlichen Welt getragen werden. Und diese Verbrechen werden nicht etwas mit selbst erwirtschafteten Mitteln geführt, sondern mit Raubgut! Die USA sind bankrott, drucken Geld, so viel sie wollen, zwingen es der ganzen Welt auf und verüben alle diese Verbrechen mit den Gütern jener Verbrechen. Je schwächer der Gegner, desto größer die Verbrechen der USA. Wer schickt den seine Armee in ein Nachbarland, um die Bevölkerung zu massakrieren, ohne dass irgendjemand in der Westlichen Welt dagegen aufschreit; sind es nicht die USaudis? Wo sind hier die Menschenrechte?

Ja, bei solch einer Aufzählung könnte man sich richtig hineinsteigern und ein solcher Artikel würde niemals ausreichen, um die Verbrechen der Westlichen Welt an der Menschheit, angeführt von den USA, aufzulisten. So viel Blut klebt an den Händen eines jeden US-Präsidenten, dass so viele Erdenbürger aller Völker und Nationen sich sehendlichst wünschen, diese Verbrecher und ihre Unterstützer eines Tages vor einem Tribunal zu sehen. Wie viele Menschen verfluchen diese Verbrecher, wie viele beten Tag für Tag, dass die Menschheit eines Tages von ihnen befreit werden möge, und wie viele wünschen sich die halbe Spitze der Europäischen Politik in der gleichen Gefängniszelle zu sehen, in die die Bushs und Obamas gehören?

Aber das ist nur eine Seite der Medaille! Zweifelsohne sind derzeit Muslime in der Welt die am meisten leidenden, die am meisten unterdrückten, die am meisten vertriebenen, die am meisten ermordeten. Und gleichzeitig wirft das imperialistische Massenverblödungssystem über alle ihre Propagandafronten den Muslimen vor, die Westliche Welt unterdrücken zu wollen! Was für ein Verbrechen, das einerseits die größten Verbrechen begeht und gleichzeitig seinen Opfern vorwirft, jene Verbrechen begehen zu wollen. Ja, das ist eine Seite der Medaille, die immer und immer wieder erwähnt werden muss. Der Sündenbock ist das leichteste Jagdziel und die schäbigen und anstandslosen Jäger der Westlichen Welt legt sich gerne mit solchen Jagdzielen an.

Es gibt aber auch eine andere Seite der Medaille, die aus muslimischer Sicht niemals ungenannt bleiben darf und die angesichts der aktuellen Ereignisse in der muslimischen Welt an großer Bedeutung gewinnen. Der Heilige Qur’an sagt unmissverständlich: Unterdrückt nicht und lasst Euch nicht unterdrücken. Und das ist die andere Seite der Medaille. Sind es nicht Muslime, die sich Jahrhunderte lang haben unterdrücken lassen? Und jenes Unterdrückenlassen hat verschiedene Dimensionen. Manche dieser Dimensionen werden fast nie erwähnt und müssen aber auch einmal zur Sprache gebracht werden!

Welche Frauen sind in deutschen Frauenhäusern (relativ zu ihrem Bevölkerungsteil) am meisten vertreten? Welche Frauen werden am meisten geschlagen? Es hat doch keinen Sinn all die Schandtaten alkoholisierter nichtmuslimischer Männer aufzuzählen, um die eigenen Schandtaten zu relativieren. Ist das nicht eine der schäbigsten Handlungen menschlicher Abgründe, wenn ein Mann seine Ehefrau schlägt? Wo ist die muslimische Gemeinde, die jeden muslimischen Schläger ächtet und ihm klar macht, dass er ein Verbrechen begeht? Wo sind die muslimischen Gelehrten, die ihrer Zuhörerschaft klar macht, dass es im Islam absolut verboten ist, seine Ehefrau zu schlagen? – Nichtmuslime, die keine Ahnung vom Islam haben und jetzt mir irgendwelchen Versen aus dem Heiligen Qur’an die Religion der wahren Liebe auf den Kopf stellen wollen, mögen sich hier heraushalten! – Ist es nicht ein schäbiges Verbrechen, auf eine Schwächere einzudreschen? Wo sind Ehre, Würde, Menschlichkeit und Beherrschung geblieben, wenn man seine Frau schlägt? Wie kann man fünf Mal am Tag vor seinen Herrgott treten, wenn man zuvor seine Ehefrau geschlagen hat? Wissen diese Menschen denn nicht, dass ein Mann, der auch nur versehentlich seiner Ehefrau einen Schmerz zufügt, ihr Schmerzensgeld zahlen muss?

Und wie ist es mit den Kindern? Wissen wir denn nicht alle, dass der Islam eine gewaltfreie Erziehung vorschreibt? Hat uns das noch nie irgendein Gelehrter beim Freitagsgebet gesagt? Und wissen wir nicht, dass selbst gegenüber dem noch so kleinen Kind ein Schmerzensgeld fällig wird, wenn die Hand “ausrutscht“?

Und wie ist es mit anderen Formen der Unterdrückung? Wie ist es z.B. mit dem “Sich-Bedienen-Lassen? Zugegeben, das ist nicht so schlimm, wie Zuschlagen, aber ist das nicht auch eine Form von Unterdrückung? Wissen wir denn nicht, dass der muslimische Ehemann für jeden Handschlag, den die Ehefrau für ihn tut, ihr einen Lohn auszahlen muss? Und können wir nicht auch einmal selbst die Toilette putzen oder den Tee ausschenken? Müssen wir nicht weg von dieser Kultur des “Sich-Bedienen-Lassen“ zu einer Kultur des “Dienen“, der Familie dienen, den Nachbarn dienlich seine, der Gemeinde dienen, der Menschheit dienen? Und all dieses Dienen erhält nur dann den wahren befreienden Charakter, wenn es ein Gottesdienst ist; also z.B. dem Ehepartner dienen um Gottes Willen usw..

Nicht zuletzt gibt es aber noch eine weitere Unterdrückung, die mit Ursache für die anderen Formen der Unterdrückung ist, und das ist die Unterdrückung des Geistes Gottes im eigenen Herzen. Dieser Geist Gottes strahlt voller Licht und treibt den Menschen zur Erkenntnis, zum Wissen, zur Bildung, zur Güte, zur Menschlichkeit, zum Fleiß, zur Würde, zur Selbstbeherrschung und so vielem anderen mehr. Und vor allem treibt jener Geist Gottes den Menschen zu Gott. Auf der anderen Seite steht das “Ich“, dass den Menschen versklaven will. Es treibt zur Selbstsucht, zur Faulheit, zur “Gemütlichkeit“, zur Triebhaftigkeit, zur Unterdrückungsmentalität, zum Narzissmus, usw.. Das Handeln der westlichen Politik ist genau von jenem “Ich“ beherrscht“. Aber wie ist es mit uns Muslimen?

Spätestens an dieser Stelle wird die Frage aufkommen, was denn der erste Teil des Artikels mit dem darauffolgenden Teil zu tun hat? Was hat die Faulheit, seine Familie zu bedienen, damit zu tun, dass die USA in Libyen ihre Uranmunition entsorgt und ihre Saudi-Söldner auf die Bahrainis jagt? Was hat das Schlagen der eigenen Ehefrau damit zu tun, dass US-Soldaten überall in der Welt Frauen viel schlimmere Dinge antun? Und was hat meine Faulheit mit dem bevorstehenden Zusammenbruch des westlichen Finanzimperiums zu tun, dass nur noch mit gestohlenem Geld eine Weile zu überleben sucht?

Es hat viel miteinander zu tun! Denn nehmen wir einmal an, morgen bricht tatsächlich der Dollar zusammen (und das ist wirklich keine abstruse Vorstellung – denn das das System zusammenbrechen wird ist gewiss!). Was würde dann sein? Alle Bürger dieser Erde würden eine ganze Menge Geld verlieren. Da die Muslime zumeist in armen Ländern leben, würden sie weniger verlieren, und da die Westliche Welt auf gestohlenem Reichtum schwimmt, würden sie mehr verlieren. Aber was geschieht danach? Danach steigt der wieder auf, der die bessere Bildung hat, der die bessere Infrastruktur hat, der die besseren Schulen und Lehrer hat, der die besseren Universitäten und die konstruktiveren Studenten hat. Kurz: Danach würde die Westliche Welt – beim heutigen Stand der Dinge – in kürzester Zeit wieder aufsteigen, wieder ein neues Potential zur Unterdrückung der Menschheit entwickeln und wieder irgendwelche Reporter losschicken, die dann die Aufgabe haben, irgendwelche ausgesuchte libysche “Rebellen“ die US-Flagge schwingen zu lassen. Während Muslime ihre Frauen und Töchter schlagen, studieren die Töchter der Nichtmuslime und bilden sich die Mütter so oder so weiter. Während in muslimischen Familien der Fernsehen von Morgens bis Abends läuft, gibt es in vielen nichtmuslimischen Familien allein am Nachttisch so viele Bücher, wie im ganzen Haushalt vieler Muslime nicht.

Und damit sind wir wieder bei Libyen. Was passiert denn dort gerade? Sicher, auf der einen Seite steht der Verbrecher Gaddafi, der im Dienste der Westlichen Welt Jahrzehnte lang sein eigenes Volk ausgebeutet hat. Aber haben Muslime hinreichend Einsicht zu verstehen, dass man sich deswegen nicht mit denjenigen verbünden darf, die Auftraggeber jenes Verbrechers waren?

Das setzt Einsicht voraus, das setzt Erkenntnis voraus, das setzt voraus, dass man fleißig und opferbereit sich engagiert, für sich (im Gottesdienst wie Gebet, Selbsterziehung und Bildung), für seine Familie, für die Nachbarn, für die Gesellschaft, in der man lebt!

Wir müssen die Schäbigkeit der Gewalt durchbrechen. Die nunmehr reifende Frucht der islamischen Befreiungstheologie stärkt die Sinne. Doch auch hierbei sollten wir alle, Christen wie Muslime, uns einige Gedanken machen: Die Urchristen haben in Rom gewirkt, in einer Umgebung, in der die Unmenschlichkeit gegenüber Christen unvorstellbare Züge angenommen hatte. Und dennoch ist es ihnen gelungen, durch die Gnade Gottes und die Liebe, die durch die Herzen der Menschen durchschien, so viele Menschen zur Wahrheit einzuladen. Warum gelingt es heute nicht mehr, obwohl doch die Bedingungen ungleich ungefährlicher sind? Die ersten Muslime lebten in einer Umgebung, in der jeder der grausamsten Verfolgung geweiht war, wenn er auch nur die geringste Sympathie für die Heiligkeit seiner Zeit äußerte. Dennoch flogen ihnen die Massen zu. Muslime in der heutigen Westlichen Welt haben nur selten solch schwere Bedingungen. Warum gelingt es dennoch nicht? Kann es sein, dass wir alle; Christen wie Muslime, den Aspekt der Liebe, der Nächstenliebe, der Menschlichkeit, des Dienstes an der Wahrheit zu sehr vernachlässigt haben?

Wer heute die Unmenschlichkeit der imperialen Gewaltherrschaft durchbrechen will, der muss seinen gottesehrfürchtigen Partner lieben und ehren, und gemeinsam mit ihm/ihr den Weg der Erkenntnis voranschreiten. Und jede solche Einheit der Familie, die sich bildet und gottesehrfürchtig zu wirken versucht, durchbricht die Gewalt der Unmenschlichkeit! Und es heißt nicht nur „suchet, so werdet ihr finden“, sondern auch „klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Und im Islam spricht Allah zu den Menschen mit der Zunge des größten aller Propheten: „Und wenn Ich ihn (den Menschen) liebe, dann bin Ich sein Ohr, mit dem er hört, und sein Auge, mit dem er sieht und seine Hand, mit der er handelt und sein Fuß, mit dem er läuft. Und wenn er Mich nach etwas fragt, dann gebe Ich ihm. Und wenn er Mich um Zuflucht bittet, dann gewähre Ich sie ihm.“ Es wird Zeit, dass wir das Potential in unseren Herzen verstehen lernen und die Heiligkeit unserer Zeit suchen und finden, der dieser Beschreibung am Nächsten kommt.



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