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Von Muhammad Krüger am 20. April 2011 23:22:47:

Schlägt man in vielen deutschen Lexika nach, so steht unter "Christentum" als erster Satz: "...eine aus dem Judentum hervorgegangene Religion..." oder ähnlich. Eine verwunderliche Selbsteinschätzung christlicher Autoren.

Aus islamischer Sicht ist dies nicht richtig. Alle Gottesgesandten -von Adam an- haben eine universelle Botschaft zu den Menschen gebracht. Jeder zwar mit einer speziellen Mission für sein eigenes Volk, in seinem sozialen Kontext und mit seiner Sprache - aber doch immer für jeden Menschen geltend.

Nach christlichem Selbstverständnis das Christentum eine Religion für alle Menschen der Welt, während das Judentum nach jüdischen Selbstverständnis exklusiv für ein ausgewähltes Volk geltend ist.

In der öffentlichen Propagierung einer jüdisch-christlicher Leitkultur wird leicht übersehen, dass religiös besehen der Islam mehr Gemeinsamkeiten und mehr Nähe zum Judentum hat als das Christentum.

Haben doch Jesus -Fsmi- und Muhammad -Fsmi- in gleicher Weise und mit gleichem Nachdruck die Pharisäer des Judentums kritisiert.

Trotzdem sind im Christentum eine ganze Reihe der göttlichen Gebote nicht geltend, Gebote die bereits vor Abraham geltend waren.

Einige Beispiele für enge Zusammenhänge, Verknüpfungen, Verwandschaften zwischen Judentum und Islam seien hier vorgestellt, die zum Christentum hin fehlen.

1. Glaube an den einen, ungeteilten, unteilbaren Gott
Für den Islam wie für das Judentum gilt explizit und im wahrsten Wortsinn das Erste Gebot: "Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir."
In der christlichen Theologie steht die Dreieinigkeit aus Vater, Sohn und Hl. Geist dem gegenüber, die erst 333 n.Chr. auf dem Konzil von Nicäa festgesetzt und eingeführt wurde.


2. Buch Gottes
Islam und Judentum haben von ihren Gesandten Moses -Fsmi- und Muhammad -Fsmi- direkte Worte Gottes. Daneben existieren im Judentum und im Islam eine große Zahl an Überlieferungen/Hadithen.
Von Jesus ist kein Wort Gottes als solches aufgezeichnet. Das Neue Testament ist geschichtswissenschaftlich als "Überlieferung" zu bezeichnen. (Das im Quran erwähnte Buch indjil, Wort/Schrift Gottes die Jesus empfangen hat, liegen nicht vor.)


3. Zeitrechnung
Islam und Judentum richten sich unmittelbar nach göttlichen Vorschriften (Altes Testament und Quran) und zählen die Jahre nach dem Mondkalender; im Christentum wurde er vom römischen Sonnenkalender ersetzt.

Die Sichtung der Mondsichel ist in Islam und Judentum das religionsrechtlich gültige Maß der Zeitmessung, nicht bloße Berechnung.


4. Heiliger Tag der Reinheit, des Opferns: 10. Muharram/10. Tischri (Jom Kippur)
Der zehnte Tag des ersten Monats des jüdischen bzw. des islamischen Kalenders ist ein zentraler und unbestreitbarer hoch heiliger Tag.
Vermutlich mit dem Außerkraftsetzung des Mondkalenders ist dieser zentrale Tag im Christentum völlig verschwunden.


5. Speisegebote: kosher / halal
Im Judentum und im Islam gelten unmittelbar die aus göttlichen Vorschriften Gebote, nur wiederkäuende Paarhufer -kein Schwein!- zu essen; keine Vögel mit Klauen, Fische nur mit Schuppen, usw. Und in beiden Religionen ist das Schächten zwingend.
All diese Vorschriften sind im Christentum nicht gültig.


6. Wohltätigkeitsabgabe: Sadaqah / Tzedaqa
Im Judentum und im Islam existiert es die eine explizite Anweisung, wohltätig zu sein. Während die christliche Theologie dies nur indirekt, aus dem Gebot der Nächstenliebe heraus ableitet.


7. Haarbedeckung der Frauen
Im Judentum und im Islam haben die Frauen sich nicht aufreizend zu kleiden und explizit: ihre Haare zu bedecken. Im Christentum wird dies kaum beachtet.


Juden und Muslime haben eine Fundamentaltheologie und eine Scharia, die sehr ähnlich ist. Und mehr als die Nähe des Judentum zu den vier großen Rechtsschulen der Sunniten erkennt man die besondere Ähnlichkeit zum schiitischen Islam, historisch gesehen der ersten aller islamischen Rechtsschulen.

Christliche Theologie und Praxis weichen weit von jüdischer und islamischer ab.

Die genannten Punkte sind lediglich Feststellungen. Haben keinerlei religiösen Vorwurfcharakter an Christen! Sie sollen keinesfalls die Nähe des Islam zum Christentum infrage stellen, noch gar das Christentum aus dem Dreigestirn der monotheistischen Weltreligionen isolieren!

Doch einige Strömungen in Medien und Politik propagieren penetrant eine jüdisch-christliche Leitkultur, also eine Kultur auf religiöser Ebene. Und da wollte ich die Gelegenheit ergreifen und darauf hinweisen, dass die religiösen und die geschichtlich gesehen auch die kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Muslimen deutlich größer sind als die Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Christen.
Universell! In Deutschland und anderswo.

Der Hinweis war mir umso wichtiger, als diese entzweiende Propaganda von der jüdisch-christlichen Leitkultur den Islam kategorisch und demonstrativ ignoriert. Entzweiende Propaganda, die Deutschland definitiv schadet.

Halten wir uns doch bitte an: Einigkeit und Recht und Freiheit!



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