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Re: Flüchtlingsproblematik am Beispiel Nordafrika und Elfenbeinküste

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Von Fatima Özoguz am 18. April 2011 08:50:09:

Als Antwort auf: Flüchtlingsproblematik am Beispiel Nordafrika und Elfenbeinküste von Fatima Özoguz am 12. April 2011 08:34:22:

Gestern abend bei Anne Will diskutierten Katrin Göring-Eckardt (B'90/Grüne), Joachim Herrmann (CSU), Elias Bierdel ("Borderline -europe "http://www.elias-bierdel.de/) , Thilo Sarrazin und Gerald Asamoah.

http://daserste.ndr.de/annewill/media/annewill2855.html

Natürlich kann es keine Lösung sein, nun alle nach Europa zu verfrachten logischerweise. Aber die reichen Länder haben nun mal diese ganzen Flüchtlingswellen erst verursacht, erst durch Kolonialisierung, dann durch jahrzehntelange Unterstützung von Diktatoren, die das Land ausplünderten.
Diese Menschen sehen keine Perspektive mehr und machen sich d aher auf den Weg nach Europa, trotz des grassierenden Hasses speziell auf Muslime, selbst gegen alteingesessene, von Flüchtlingen ganz zu schweigen. Wie gesagt, es hilft Afrika natürlich überhaupt nicht, wenn man die Afrikaner nach Europa holt, da hat Thilo Sarrazin ja nicht ganz Unrecht. Leider ist das nur eine Seite der Medaille. Denn solange die EU LANGFRISTIG ihre unfaire Subventionspolitik nicht ändert, solange wird es Flüchtlingsströme geben, wie der von Ausländerfeinden als "Gutmensch" geschmähte Prantl darlegt:


Es gäbe schon ein Mittel, um die Verhältnisse in den Herkunftsländern zu verbessern: Fair play. Solange europäische Butter in Marokko billiger ist als die einheimische, solange französisches Geflügel in Niger weniger kostet als das dortige, solange schwimmende Fischfabriken alles wegfangen, was zappelt - so lange muss man sich über den Exodus aus Afrika nicht wundern. Die EU-Subventionspolitik ist auch eine Politik, die Fluchtursachen schafft. Die politischen Wirren in den Herkunftsländern kommen dazu.

http://www.sueddeutsche.de/politik/lampedusa-europa-und-die-migranten-absaufen-und-tee-trinken-1.1082702


Daran werden auch Aufbauhilfen nichts ändern können, da sich die ohnehin wieder eine korrupte Elite in die Taschen stecken wird.

Nebenbei, "Gutmensch" scheint in letzter Zeit DAS Schimpfwort par excellence zu sein.


Sarrazin wies auf die hohe Geburtenrate in Afrika hin und verstieg sich dann noch zu der These, dass es nicht sein könne, dass Afrika seinen "Überschuss nach Europa entsorge", und dass es auch Deutschland nicht vertragen hätte, wäre seine Bevölkerungszahl derartig angestiegen.
Leider verwechselt er hier Ursache und Wirkung. Durch gerechtere Politik (siehe oben) können die europäischen Länder dafür sorgen, dass es nicht mehr zu Flüchtlingsströmen kommt. Mit steigendem Wohlstand wiederum fällt im allgemeinen auch die Geburtenrate. Allerdings ist nicht die Geburtenkontrolle Schlüssel zum Wohlstand, sondern umgekehrt.

Jahrzehntelang war die türkische Regierung bestrebt, dieses Bevölkerungswachstum zu
bremsen: Mit Hilfe von Familienplanungsprogrammen sollten landesweit die Geburtenzahlen
verringert werden. Diese Bevölkerungspolitik entsprach den Forderungen der Vereinten
Nationen und westlicher Regierungen: Sie sahen die „Bevölkerungsexplosion“ als zentrale
Ursache für die Armut in der „Dritten Welt“ und „Geburtenkontrolle“ als Schlüssel für
Entwicklung und Wohlstand (3).

Die Türkei zeigt nun beispielhaft den umgekehrten Wirkungszusammenhang. Das bedarf der
Erklärung: Seit 1970 ist die Geburtenrate im Landesdurchschnitt von etwa sechs Kindern pro
Frau auf etwa 2,2 Kinder pro Frau (2006) gesunken (4). Dieser dem Generationenersatz
entsprechende Durchschnitt verdeckt jedoch die regionale Kluft im Geburtenverhalten
innerhalb der Türkei: In einigen Provinzen Südostanatoliens bekommen Frauen auch heute
noch sechs bis sieben Kinder – eine sinkende Tendenz ist nicht festzustellen. In der
westlichen Türkei sind die Geburtenraten dagegen mittlerweile unter den Generationenersatz
(TFR um 1,7) gesunken. Diese Regionen und besonders ihre urbanen Zentren (Istanbul,
Izmir) haben sich wirtschaftlich rasch entwickelt, während Südostanatolien traditionellagrarisch
und arm geblieben ist (5). Hohe Geburtenraten erweisen sich hier als Folge, nicht
als Ursache der Unterentwicklung und umgekehrt der Wohlstand als Ursache, nicht als
Ergebnis niedrigerer Kinderzahlen. Entscheidend für den Geburtenrückgang ist letztlich nicht
die Reklame für Familienplanung, sondern der wirtschaftliche Fortschritt (6).
Wirtschaftlich noch erfolgreicher als die Türkei waren in den letzen Jahrzehnten die
ostasiatischen „Tigerstaaten“, besonders Südkorea. Parallel zum wirtschaftlichen Aufstieg
brach die Geburtenrate in Südkorea von fünf (1960-65) auf 1,1-1,2 Kinder pro Frau (2000-
2005) ein. Die Regierung hat den Geburtenrückgang lange gefördert: Noch in den 1980er
Jahre warb sie offensiv für die Einkindfamilie. Als nach der Jahrtausendwende
Rentenversicherungsexperten vor dem Schwund an künftigen Beitragszahlern warnten,
setzte ein radikaler Kurswechsel ein: Im Jahr 2005 beschloss die Regierung ein
umfangreiches bevölkerungspolitisches Programm: Zu den Maßnahmen gehörten unter
anderem Steueranreize, vergünstigter Wohnraum für Eltern und nicht zuletzt mehr
Kinderbetreuungsplätze. Wirkungen dieser offensiv-geburtenfördernden Politik sind bisher
nicht erkennbar – bestenfalls stagniert die Geburtenrate (7).


http://www.i-daf.org/files/idaf_-_woche_19-20_-_2010.pdf



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