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Über die politischen Anpassungsprozesse verschiedener Systeme

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Von Kurt Nickel am 26. März 2011 08:01:41:

Im Laufe der Zeitgeschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass jede Spezies nur dann überlebte, wenn sie sich den derzeitigen Gegebenheiten anpasste. Dies gilt nicht nur für das jeweilige Individuum selbst, sondern auch für die Umgebung und die Führungsorganisationen, die es umgibt.

Da die meisten Objekte selten einzeln, sondern zumeist in Verbänden präsent sind, müssen diese Verbände organisiert sein. In der Tier- und Pflanzenwelt regelt das zumeist der Instinkt der Spezies, bei den Menschen hingegen haben sich auf Grund seiner geistigen Fähigkeiten Systeme herausgebildet, nach denen die Völker untereinander, miteinander oder gegeneinander organisiert sind.

Sowohl in der Natur, beim den Tieren und beim Menschen schafft sich alles, was nicht mehr benötigt wird, mehr oder weniger selbst ab oder wird von außen her abgeschafft.

Gleiches wird für die Politik und die jeweiligen politische Systeme gelten. Bewähren sie sich nicht, so werden sie nicht mehr gebraucht und wie bei einem physikalischen Gesetz, regelt sich der Ablauf von selbst. Ähnliches scheint momentan in der arabischen Welt abzulaufen. Das Modell der Herrscher, die das Volk unterdrücken und ausbeuten, scheint nicht mehr zu funktionieren. Zu Zeiten von Internet und Facebook, wo sich die Menschen ein reales Bild von der Welt außerhalb ihres Bereiches machen können, wird das nicht mehr gelingen können.

Natürlich kann man durch Zwang und Unterdrückung viele Systeme einige Jahrzehnte am Leben erhalten. Und je größer der Machtfaktor ist, den die politischen Führungen genossen, umso erbitterter werden die Prozesse der Machterhaltung ablaufen. Doch letztendlich wird immer das Volk die Oberhand bekommen, wie es die Vielzahl an Aufständen, Revolutionen und Umstürze in der Geschichte gezeigt haben.

Ich wollte in meinem Beitrag weniger auf die Inhalte der einzelnen Systeme eingehen, sondern eher auf die Prognosen, wie sie sich für mich darstellen:

Kommunismus
Zwar gibt es noch immer einige Träumer, insbesondere bei unseren hiesigen Linken, die vom Kommunismus träumen und dies auch öffentlich kundtun, wie einige Gestalten im linken Lager, doch das ist eine aussterbende Spezies. Der Kommunismus des Ostblocks hat sich todgelaufen, da es dem Volk nicht zu vermitteln war, dass sich arbeiten ohne Anreize und ausstehenden Wohlstand lohnen sollte, während die Parteiführungen gleichzeitig im Luxus schwelgen und für ihre Machterhaltung Bespitzelung und Überwachung bedürfen. Planwirtschaft kann allenfalls kleine Bereiche umfassen, die Motivation der Masse auf jeden Fall nicht.

Bedenkt man hinzu noch, dass diese Systeme über Jahrzehnte vom Westen dadurch mitfinanziert wurden, dass man sich Menschlichkeit und Würde für viele Personen dieses Systems erkaufen musste, die nur frei sein wollten, dann ist es verwunderlich, dass das sich alles überhaupt über Jahrzehnte aufrecht erhalten ließ.

Diktaturen
Der Erhalt von Diktaturen beruht einzig auf den Faktor Angst. Jede Form von Freiheitlichen Denkens oder eigene Anschauungen werden unterdrückt und die Menschen, die sich nicht irgendwie anpassen, werden gefoltert, eingesperrt oder gar getötet. Es ist einzig ein kleiner, elitärer Clan, der regiert und Gesetze verfügt, die ihn an die Macht erhalten. Dies alles funktioniert nur bis zu dem Punkt, wo das Volk keine Angst mehr vor Repressionen, Unterdrückung, Verfolgung, Unterjochung hat und sich lieber totschlagen oder erschießen lässt, als dass sie ihren Herrschern noch folgten. Genau diese Prozesse laufen momentan in der arabischen Welt ab, wo es die Regime schlicht versäumt haben, durch rechtzeitige Anpassung auf das Volk einzugehen. Bei den immens langen Zeiträumen, in denen solche Systeme funktionieren konnten möge das heuchlerische Hofieren der westlichen Führungskräfte eine schwerpunktmäßige Rolle gespielt haben. Dicke Freundschaften wurden zur Schau gestellt, wovon die jetzt nichts mehr wissen wollen.

Monarchien.
Der erhalt einiger Monarchien einiger Länder, insbesondere der westlichen, beruht einzig darin, dass das Volk eine Tradition bewahren will. Gebraucht werden jene Adligen Häuser nicht mehr, allenfalls für die Boulevard-Presse. Und die Kritiken bezüglich der Kosten, die diese Häuser verursachen, nehmen deutlich zu. Politischen Einfluss haben diese Häuser nur noch wenig und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dass auch dieser nur noch am Rande stattfindet.

Gottesstaaten
Ein Staat, in dem alle Menschen nach den 10 Geboten lebten und wo jeder die Freiheit und die Gesinnung seines Nächsten achtet, wäre eigentlich schon das Paradies, wie es uns in den Schriften Gottes beschrieben wird. Sicherlich ist es anerkennenswert, dass es Völker gibt, die bemüht sind, diesem idealen Zustand anzustreben.

Doch dass die Umsetzung dieser Weltanschauung durchsetzbar ist möchte ich schon dadurch anzweifeln, da es in Gebieten, in denen das angestrebt wird, den Menschen die Gottesehrfürchtigkeit aufgezwungen und freies Denken und Handeln unterdrückt wird. Dabei bin ich der Ansicht: Man kann eine Kirche nur aufschließen und die Türen weit öffnen. Hereinkommen müssen die Menschen schon von selbst. Muss man sie hineinknüppeln, dann sind sämtliche Ansätze von Unehrlichkeit geprägt.
Gleichzeitig sind jene, die den Zwang durchsetzen wollen Herrscher, die eine Maschinerie von Überwachungsmechanismen mit Verhaftungen und Folter benötigen, um ihren Machtanspruch zu behalten und nicht davor zurückschrecken, ihre Mitmenschen zu töten und dabei andersdenkende Oppositionen unterdrücken, anstatt mit ihnen ein gemeinsamen Weg zum (eigentlich auch gemeinsamen) Ziel auszuarbeiten.

Ein weiteres Problem wird, unter dem Aspekt der Globalisierung, sein, dass sich hierfür nie eine weltweite Akzeptanz finden wird. Also wird es von Abschottungen gegenüber der Restwelt kommen und zum Kampf aufgerufen werden. Es würde dazu aufgerufen, dass sich dieser Prozess auf der ganzen Welt durchgesetzt solle, was dann gleichzeitig ein Widerspruch zu den Lehren der heiligen Schriften darstellte.

Ich habe mich mit Menschen, die von einem Gottesstaat träumen auseinandergesetzt, habe ihnen zugehört und mich mit ihren Hoffnungen und Wüschen befasst, die sie hegen. Insofern ist es für mich anzuzweifeln, ob das Ziel eines Gottesstaates umzusetzen, jemals erreicht werden kann. Eigentlich sehe ich hier die größten Problematiken aller Systeme, sich dem Volk zeitgemäß anzupassen und hierdurch die Idee, die vom Ansatz her gar nicht mal so schlecht ist, umsetzen zu können.
Sollte es einem Volk jemals gelingen, ohne jede Form von Gewalt und Zwang dieses Ziel zu erreichen, dann wäre ich gern dort zu Gast und würde mir das anschauen und mich belehren lassen. Doch ich fürchte, dass es immer eine Vision bleiben wird...

Demokratien
Jedes Volk umfasst Gruppen von fleißigen und faulen, klugen und dummen, gesunden und kranken, kreativen und praktisch veranlagten, behinderten und nicht behinderten Menschen, sowie weitere Menschen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Zufriedenheit und Unzufriedenheit eines Volkes oder einzelnen Gruppen hieraus wird durch die entsprechenden Systeme geregelt. Bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Zielerreichung der einzelnen Systeme gibt es eigentlich nur zwei Methoden: Entweder, man wendet Zwang an oder man lässt sich das Volk selbst bestimmen.

Die demokratische Form ist in allen diesen beschriebenen Systemen eigentlich die einzige, in der recht wenig Zwang ausgeübt wird und in dem sich das Volk ihre Anführer selbst auswählen oder abwählen kann. Im Grunde lassen sich in dieser Form eines Regierungssystems alle schlechten Eigenschaften des Menschen legalisieren. Habgier, Reichtum und Macht werden hier nicht von Herrschern ausgelebt, die andere Menschen durch Waffen dazu zwingen, sondern von deren Kapital. Dies erstreckt sich dann von der Ausbeutung der Zugehörigkeit kleinerer Gruppen, die auf das Kapital angewiesen ist, über größere Konzerne bis hin zu staatenübergreifende Maßnahmen, wobei zum Erhalt des Wohlstandes der Demokratien ganze Länder oder Kontinente ausgebeutet werden. Sei es Öl, Rohstoffe, Müllentsorgung oder sonst was: In allen Bereichen dieser Erde, wo die Armut der Menschen sie dazu zwingt, Tätigkeiten zu verrichten, die ihrer Gesundheit schädlich sind oder dass sie für Hungerlöhne arbeiten müssen, sind die Demokratischen Systeme vor Ort und zwingen die Völker dazu, sich für Hungerlöhne ausbeuten zu lassen.

Dabei wird auf nichts Rücksicht genommen. Sei es auf die Menschen, die Natur, das Klima oder sonst was: Nichts hält das Kapital und seine Strippenzieher davon ab, den Menschen an den Abgrund zu führen.

Das Traurige für mich und meinem Gewissen hierbei ist es, dass ich selbst ein Bestandteil dieser Maschinerie bin. Ich hatte schlicht das Glück, in der Nachkriegszeit in einer Demokratie geboren zu werden. Ich trinke meinen Kaffee oder Kakao und weiß genau, dass andernorts andere Menschen ausgebeutet werden, damit ich preiswert meinen Kaffee trinken kann.

Trotz allem fällt mir für mich kein besseres System (von allen aufgeführten schlechten) ein, mit dem der Spezies Mensch umgehen könnte. Um unsere Art zu erhalten sind wir nun mal mit Habgier und Machtdrang ausgestattet worden und insofern werden es auch diese Elemente sein, die das Dasein der Spezies Mensch beenden werden. Es wird sich nicht Deutschland selbst abschaffen, wie es Thilo Sarrazin beschrieb, sondern es wird der Mensch sein der dies vollbringen wird.




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