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Ist Kapitalismus vereinbar mit Demokratie?

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Von Yavuz Özoguz am 11. März 2011 09:45:00:

Will man die größten Unmenschlichkeiten des Kapitalismus enttarnen, braucht man nur darauf zu schauen, was die größten Vorwürfe des Kapitalismus gegen ihre ideologischen Gegner sind.

Eines der am häufigsten in ultrakapitalistischen Systemen erhobenen Vorwürfe gegenüber dem Islam ist die Behauptung, Islam und Demokratie seien nicht vereinbar. Dabei wird argumentiert, dass der Islam keine Herrschaft des Volkes kenne, sondern ausschließlich die Herrschaft Gottes akzeptiere. Das ist zwar richtig aber nur die halbe Wahrheit. Denn der Mensch als Stellvertreter Gottes auf Erden hat die Verantwortung und Verpflichtung, Gottes Herrschaft zu verstehen, zu interpretieren und umzusetzen. Insofern ist der wahre Islam die urdemokratischste Herrschaftsform überhaupt!

Wie verhält es sich aber mit Kapitalismus und Demokratie? Sind diese miteinander vereinbar? Ultrakapitalisten werden bereits an dieser Stelle versuchen die Diskussion abzuwürgen, indem sie behaupten, das sei ein Vergleich von Äpfeln und Birnen. Demokratie sei eine Herrschafts- bzw. Regierungsform, Kapitalismus sei ein Wirtschaftsmodell. Aber das ist ein kapitalistischer Ablenkungsversuch. Denn tatsächlich ist der Kapitalismus eine Art Religion für seine Anhänger, die das Kapital zum Götzen erhoben haben und ihn förmlich anbeten. Glück und Unglück hängen genau so vom Kapital ab, wie Gesundheit, Krankheit, Versorgung usw.. Ja, selbst die Werte, wie Moral, Ethik, Gerechtigkeit, Anstand, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und vieles andere mehr werden vom Kapital bzw. deren Sklaven definiert.

Der Kapitalismus ist vereinfacht ausgedrückt das Streben nach „Maximierung des Kapitals durch ein Minimum an Aufwand“. Dabei wird der staatliche Eingriff abgelehnt und auf sogenannte “Marktmechanismen“ vertraut. Was das im konkreten Fall bedeutet, kann in vielen Bereichen der Wirtschaft beobachtet werden.

Vereinfacht lässt sich zunächst einmal feststellen, dass in einem kapitalistischen System grundsätzlich Reiche immer Reiche rund arme immer Ärmer werden. In der vom Staatsbankrott bedrohten USA verfügen 400 Personen über genau so viel Kapital, wie die Hälfte der restlichen Bevölkerung! Bereits an dieser Stelle ließe sich feststellen, dass es niemals ein demokratisches Anliegen sein kann, dass Reiche immer reicher und Arme immer Ärmer werden und somit der Kapitalismus im krassen Gegensatz zur Demokratie steht. Aber es ist noch viel komplexer.

Im kapitalistischen System sind Wahlen durchaus angedacht und möglich. Allerdings wird das Ergebnis von Wahlen nur dann anerkannt, wenn es dem Kapitalismus nützlich ist. Die Geschichte Südamerikas, Afrikas und Asiens ist voller demokratischer Wahlen, die niedergeputscht wurden, weil das Ergebnis den Kapitalisten nicht gepasst hat. Die moderne Form der “Beherrschung“ des Volkes besteht in der Beherrschung der Medien. Menschen, die in anderen Funktionen eher in eine geschlossene Anstalt gesperrt werden würden, beherrschen in Europa ganze Medienimperien und damit die sogenannte “Öffentliche Meinung“. Sie bestimmen, was das Volk zu denken hat. Allein die Existenz der aktuell meistverkauften deutschen Zeitung ist faktisch ein Verstoß gegen den ersten Artikel des Grundgesetzes und extrem undemokratisch aber durch und durch kapitalistisch! Die heutigen Medien in Europa würden bezüglich Glaubhaftigkeit nicht einmal jene Maßstäbe erfüllen, die man im Islam an Überlieferungen von vor 1400 Jahren ansetzt, um ihre Authentizität zu gewährleisten. Für eine Überlieferung von damals gilt, dass sie über zahlreiche unabhängige Quellen und Nachrichtenwege die gleiche Aussage beinhalten muss, um sie als möglicherweise glaubhaft einzustufen. Eine solche Vorgehensweise ist heute auch theoretisch gar nicht mehr möglich, da sämtliche Nachrichten von einer Handvoll Nachrichtenquellen stammen, die wahrlich nicht unabhängig voneinander sind. Der Rest ist das Abschreiben vom Abschreiben. Nachrichten im Kapitalismus sind in der Regel nur Plagiate, die dem Kapital frönen.

Jene “Nachrichten“ leben von kapitalistischer Werbung. Einen Großteil der Werbung belegt derzeit in Deutschland die Pharmaindustrie. Die hat aber im kapitalistischen Sinn nur das Ziel, möglichst viele Medikamente zu verkaufen. An dieser Stelle wird argumentiert, dass das Ziel der Medikamente die Heilung sein müsse, da sonst anlässlich der Marktmechanismen ein anderes “besseres“ Medikament besser verkauft werden würde. Wie unwahr solche Argumente in einer kapitalistischen Welt sind, in der mittels Medien ganze Epidemien ausgerufen werden, zeigen die vielen Grippewellen, die mit allen möglichen Tierarten umschreiben wurden. Und noch immer gilt die alte Weisheit, dass die “normale“ Grippe bei einem sonst gesunden Menschen behandelt sieben Tage dauert und unbehandelt eine Woche. Unabhängig davon, was für das einzelne Medikament gilt, funktioniert ein kapitalistisches Pharmawesen nur dann, wenn es immer mehr verkaufen bzw. immer mehr “Rendite“ erzielen kann. Insofern ist das Ziel, eine möglichst gesunde Gesellschaft zu haben, ein Graus für die kapitalistische Pharmaindustrie. Die Ziele des Kapitalismus stehen im diametralen Gegensatz zu den Zielen des Volkes und damit der Demokratie.

Genauso verhält es sich mit dem Verbrauch an Energie und Wasser. Es ist ein demokratisches Ziel mit immer weniger Wasser auszukommen und immer weniger Energie zu verbrauchen. Jenes Ziel widerspricht aber dem Kapitalismus, dass nur durch immer höhere Einnahmen bestehen kann. Wird von einem Bevölkerungsteil – was mehrfach geschehen ist – tatsächlich Wasser eingespart oder weniger Abwasser produziert, dann werden die Wasserpreise erhöht! Der Kapitalismus bestraft ein demokratisches Verhalten!

In einem demokratischen System werden Solidarität und Unterstützung der Bedürftigen hoch gewertet, da es der menschlichen Natur entspricht und die allermeisten Menschen religions- und kulturübergreifend den Wunsch nach Menschlichkeit hegen. Kapitalismus aber kennt solche Maßstäbe nicht. Die Pflege der Alten wie die Erziehung der Jungend wird nach kapitalistischen Maßstäben beurteilt. Das ist allerdings nur möglich, wenn alle Bande der Solidarität gekappt werden. Es ist kein Zufall, dass in kapitalistischen Systemen die Familienbande zerstört wird. Es ist kein Zufall, dass an den Universität kapitalistischer Systeme nur noch “funktionierende“ Sklaven des Kapitals herangezüchtet werden, die alles und jeden anzweifeln dürfen, nur nicht den Kapitalismus. Sonst hätte eine breite Mehrheit der Hochschullehrer sich schon längst gegen dieses unmenschliche System erheben müssen, denn es ist kriminell.

Der eindeutig verbrecherische Aspekt des Kapitalismus steckt in seinem Finanzsystem, das eine Art globales Schneeballsystem ist. Während einfache Schneeballsysteme in fast allen Staaten der Erde als Verbrechen verboten sind, ist das größte Schneeballsystem die Grundlage allen kapitalistischen Denkens. Hier wird gleich in mehreren Dimensionen verbrecherisches Gedankengut in die Tat umgesetzt. Eine Dimension liegt darin, dass sämtliche kapitalistische Gesellschaften heute auf Kosten jener Generationen leben, die noch nicht einmal geboren sind. Sie “leihen“ sich Geld von Menschen, die nie die Wahl haben, darüber zu entscheiden, ob sie jenes Geld verleihen wollen und dennoch die unweigerlich steigenden Zinsen dafür zahlen müssen. Im tagtäglichen Kontext nennt man so etwas “Raub“. Der kapitalistische Reichtum sämtlicher westlicher Staaten beruht auf diesem Raub. In einer anderen Dimension des Schneeballsystems werden die Ressourcen fremder Länder geplündert, notfalls auch mit Militärgewalt. Entweder werden Tyrannen eingesetzt, die ihre jeweils eigenen Völker unterdrücken, um dem “Westen“ die geforderten Ressourcen zu schenken, oder – wenn das nicht mehr geht – das Land besetzt. Saudi-Arabien und Irak sind Beispiele für beide Fälle. Das Öl, das die vom Westen an der Macht gehaltene saudischen Könige an die westliche Welt verschenken, ist ein Paradebeispiel für jene faktische Enteignung, die einhergeht mit mörderischer Unterdrückung. So verdient jeder Öl-Konzern im Westen, wie auch jeder Staat im Westen erheblich mehr an einem Liter Öl, als das Land, aus dem das Öl stammt, und dort steckt diesen minderen Gewinn eine Elite in die eigene Tasche. Würde man im “normalen“ Leben einen Verkaufsladen überfallen, die Besitzer ermorden und durch eigene Marionetten ersetzen, die dann jene Ware so billig an die neuen Käufer abgibt, dass diese sie mit einem zigfachen des Gewinns weiter verkaufen können, wäre Raubmord das Mindeste, was man den Verbrechern vorwerfen könnte. Im Kapitalismus ist es normale Praxis.

Der Kapitalismus ist mit den universellen Werten der Menschheit niemals vereinbar. Daher ist es notwendig, den Menschen jene Werte “abzuerziehen“. Guantanamo ist ein langjähriger Gewöhnungsprozess an die vom Kapitalismus beherrschten Völker, um Folter genau so als etwas “Normales“ zu verstehen, wie die klaren Lügen der Staatschefs. Nur wenn Menschen die Menschlichkeit verlieren und zu willenlosen Sklaven des Kapitalismus degeneriert werden, nehmen sie solche Dinge schweigsam hin. Allein die nunmehr jahrzehntelange Existenz von Guantanamo ist ein Beleg für die Unmenschlichkeit des Kapitalismus. Die Auswirkungen einer solchen “Umerziehung“ sind aber auch in Deutschland immer wieder spürbar, wenn eine von der meistgekauften Zeitung aufgeheizte Menschenmenge eine Art moderne Kaiserinthronisierung eines faktisch überführten Betrügers verlangt.

Der totale Werteverlust ist nur möglich bei einem Verlust von Selbstbeherrschung und Dominanz der Triebe, mit denen jene Sklaven dann “getrieben“ werden können. Es ist sicherlich kein Zufall, dass das Sexualleben der obersten Verantwortungsträger der westlichen Welt jegliche Anstandsgrenzen übertreten und diese Grenzüberschreitungen gleichzeitig von den kapitalistischen Medien ausgeschlachtet werden. Eine Kopftuchträgerin ist für ein kapitalistisches System eine Gefahr, nicht hingegen eine Pornodarstellerin. Erstere verkauft eben nicht alles und “entzieht“ dem Markt ihre Schönheit, wohingegen Zweitere ein Ideal des Kapitalismus darstellt, da sie wirklich alles an sich gegen Kapital einzutauschen bereit ist, selbst ihre Menschenwürde. Daher werden in immer mehr Lebensbereichen Kopftücher verboten während in immer mehr Lebensbereichen Pornographie erlaubt wird. Kritiker dieses Textes sollen an dieser Stelle nicht die Behauptung aufstellen, dass Muslime eine Nichtkopftuchträgerin als Pornodarstellerin betrachten. Es sind an teils Extrembeispielen verdeutlichte Zusammenhänge, die zum Nachdenken anregen sollen.

Denn alle hier stichprobenartig dargelegten Argumente sind letztendlich nur die Spitze des Eisberges eines Systems, dass ein Imperium über die Welt entfaltet hat, wie es in diesem Ausmaß kaum zuvor bestanden hat. Die Perversion des Kapitalismus lässt sich wohl am Anschaulichsten daran erkennen, dass es Waffen produziert hat, mit denen es die Menschheit einige Hundert Mal auslöschen könnte, während auf jener gleichen Welt tagtäglich Zehntausende Menschen an Hunger sterben.

Der Kapitalismus ist mit wahrer Demokratie nicht vereinbar. Um von dieser Tatsache abzulenken, fokussiert der Kapitalismus den Hauptvorwurf gegen sich auf seine ideologischen Gegner. Der Islam ist nicht so gefährlich, weil es ein Schreckgespenst namens “Scharia“ gibt, von dem eigentlich kaum jemand weiß, was es bedeutet. Die Menschen, die durch die Herrschaft des Kapitalismus ermordet werden, übersteigen bei weitem jede nur denkbare “Lebensbedrohung“ durch eventuelle Todesstrafen, die selbst ein noch so “extremistisch“ interpretierter Islam zustande bringen könnte! Der Islam ist so gefährlich, weil er die einzige noch bestehende und intakte Ideologie ist, die den Kapitalismus als Verbrechen brandmarkt und eine vernünftige Alternative anzubieten hat. Spätestens dann, wenn der Raubtierkapitalismus die letzten “Reserven“ der westlichen Staaten aufgefressen haben wird, wird man entweder einmal mehr einen Weltkrieg eröffnen oder nachdenken müssen. Derzeit deutet vieles auf die erstere Lösung hin, aber möglicherweise gibt es ja noch hinreichend Menschen, die die zweite Lösung vorziehen und dies demokratisch durchsetzen.



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