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Re: Libyen und die Vorstellungen des Westens

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Von Brigitte Queck am 23. Februar 2011 00:19:49:

Als Antwort auf: Re: Libyen und die Vorstellungen des Westens von Yavuz Özoguz am 22. Februar 2011 21:39:36:

Sehr geehrter Herr Özoguz !
Selbst als Außenstehender stellt man sich im Hinblick auf die recht ausführliche und, wie man meint, mitfühlende Berichterstattung westlicher Medien über die „Volksaufstände“ in den arabischen Staaten unwillkürlich die Frage:
„Seit wann sympathisiert die westliche Bourgeoisie und die von ihnen geführten Medien, mit wirklichen Volksaufständen ?“
Das wäre wirklich das erste Mal ! Denn in anderen Fällen (z. B. in Guatemala, der Dominikanischen Republik u.a. ) waren, vor allem die USA, daran interessiert, wahre Volksrevolutionen blutig niederzuschlagen !
Was ist also der Grund für ihr plötzliches Engagement für mehr „Demokratie“ in Libyen und den anderen arabischen Ländern ? Geht es den so genannten westlichen „Demokratien“ wirklich um politische, oder gar ökonomische Freiheit, für die in ihren Augen plötzlich zu „Brüdern und Schwestern“ mutierten muslimischen Menschen, in denen man noch bis vor kurzem „Terroristen“ zu erkennen glaubte ?
Auch dass Gaddafi über alle Maßen eitel und prunksüchtig ist, gibt keinen wirklichen Grund für eine anwachsende Unzufriedenheit, die sich, bedingt durch die Demonstrationen in Tunesien und Ägypten, nun auch in Libyen Bahn brach.
In den über Internet vernetzten, vor allem Jugendlichen, aber, ist sehr wohl ein Grund für die ausufernden Demonstrationen zu suchen. Kursierten doch auch im damaligen Jugoslawien unter Milosevic im Internet und dann auf den Strassen solche Aufrufe wie :“Er ist fertig !“, was dann in Georgien, der Ukraine und vor kurzem im Iran seine Fortsetzung fand und was schließlich zur Aufgabe der Souveränität dieser Länder führte bzw. führen sollte.
Wie man nicht erst seit Scholl Latours Büchern über diese Staaten heute weiß, nahmen sämtliche, vom westlichen Ausland und seinen Geheimdiensten gesteuerten und deren Regierungen, Monopolen bezahlten „Volksrevolutionen“, ihren Ausgangspunkt in jugendlichen Krawallen, die sich darin gefielen, endlich ihr „Ich“ unter Beweis stellen zu können.
Sicher gab es unter ihnen, wie weiland in der DDR 1989, ein paar jugendliche Schwärmer, die von der Richtigkeit ihrer Sache überzeugt waren und wirklich nicht wussten, dass ihre Aktionen von außen gesteuert waren. Was nutzen ihnen heute reuige Worte wie diese: „Wir sind ausgenutzt worden !“
Einige deutsche Journalisten lassen die Katze aus dem Sack, wenn sie dann wie ein Herr Jan Ross in der Zeitung „Die Zeit“ vom 17.2.2011 im Beitrag „Fürchtet euch nicht“ unter Hinwendung an die Bevölkerung der arabischen Staaten schreiben:
„Wir sind von den Arabern aber auch daran erinnert worden, was ‚Diktatur’ bedeutet. Nämlich normalerweise gerade kein effizientes, professionelles, modernes System....
Der bisherige arabische Staat, der jetzt in seine wahrscheinlich finale Krise eingetreten ist, leistet nichts von dem, was ein Staat leisten soll - nicht die Ausbildung seiner Kinder und Jugendlichen, keine soziale Sicherheit, keine faire Rechtssprechung und Verwaltung ohne Bestechung und ‚Beziehungen’. Das Einzige, worin diese Art Staat sich auszeichnet, ist die Unterdrückung der eigenen Bürger.“
Man meint, dass Herr Jan Ross von einem anderen Stern kommt und nicht aus Deutschland, in dem eben die von ihm beschimpften Dinge jeden Tag gang und gäbe sind.
Er schreibt dann bezeichnender Weise großspurig weiter :

„Das ist das Wesen der Diktatur. China, das ist wahr, hat bei seiner Modernisierung Gigantisches geleistet. Aber es ist die Ausnahme in der Diktaturenwelt, nicht die Regel...
Von einem Staat wie Iran, dessen Führer gleichfalls vom ’chinesischem Modell’ träumen, ganz zu schweigen - das islamische Herrschaftssystem liegt wie eine chronische Krankheit auf dem Land und nimmt ihm die Kraft und Mut.
Es gibt kein autoritäres Modell, das der Demokratie (gemeint ist die westliche, d. Verf. ) gewachsen oder gar überlegen wäre.
Es gibt eine Weltgeschichte der Freiheit und, hier und da und hoffentlich auf Zeit, Inseln der Diktatur.“
Noch Fragen ? Das nennt man- und damit haben ja die ehemaligen DDR-Bürger Erfahrung-
medialen Export von so genannten „Volksrevolutionen“.
Brigitte Queck



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