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Früher nannten wir sie Freiheitskämpfer, heute sind es Terroristen

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Von Kurt Nickel am 27. Januar 2011 19:19:45:

Am Freitag wird über die Verlängerung des Afghanistan-Mandates entschieden. Ich bin wahrlich kein Freund derer, die unsere Soldaten in Afghanistan töten. Doch dass die Einschätzungen subjektiv erfolgen, sollte gesagt sein.

Als die Russen in der 80ern in Afghanistan einmarschierten, nannten wir die Mujaheddin, die sich gegen die Intervention wehrten, ehrfurchtsvoll „Freiheitskämpfer“. Doch jetzt, wo sich die Taliban (Widerstandsgruppe in Afghanistan, die seit Ca. 1994 in Erscheinung trat) gegen das westliche Eindringen wehren, nennt man sie Terroristen. Dabei ist der Vorgang im Prinzip der gleiche: Es wehren sich Menschen dagegen, dass Fremde sich in ihrem Land breit machen und ihnen ein System aufzwingen wollen, das sie ablehnen. Im Grunde wird hier eine Zwangsdemokratisierung praktiziert, eine neue „edle“ Form der Befreiung durch die westliche Welt. Zwar hatte das den Tod von tausenden Zivilisten, in den vergangenen Jahrzehnten sogar hunderttausenden, zufolge, doch das wird in Kauf genommen. Und das deshalb, da es langfristig, -natürlich wenn alles so läuft, wie man es sich vorstellt,- Profit, Macht und Einfluss einbringt?

Dabei ist es zudem kein Geheimnis, dass derjenige, der sie in seinem Land willkommen heißt, es einzig aus Eigeninteresse tut. Unsere Soldaten bluten für den dortigen Präsidenten Karsai, der bekanntermaßen selbst im Drogensumpf verstrickt ist. Der jetzt schon seinen „Verbündeten“ andeutet, ihnen die kalte Schulter zu zeigen, weil er nun bei dem Dialog mit der Gegenseite Vorteile für sich sieht. Ansonsten freut sich niemand dort über unsere Soldaten und ihr Erscheinen dort. Der Gedanke, der Zivilbevölkerung helfen zu wollen mag ja recht edel zu sein. Nur wie soll das funktionieren, wenn nicht festzustellen ist, wer denn nun ein Feind ist und wer nicht? Und dass der heutiger Freund dort für ein paar Dollar schon morgen dein Feind, das weiß man!

Und genau so ist es seinerzeit den Russen ergangen, bis sie schließlich feststellen mussten, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen sei. Er wurde zum „Vietnam“ der Russen und umso unverständlicher ist es, dass die Amerikaner nichts daraus gelernt haben.

Es sollte einst eine Mission gegen den Terrorismus sein mit dem zivilen Schwerpunkt „Brunnenbau“ für die Bevölkerung. Nun sind jene Ausbildungscamps für Terroristen längst anderorts und mit dem Brunnenbau läuft es auch nicht nach Plan, da jeder Soldat wohl heilfroh ist, wenn er den heutigen Tag überlebt...

Ich war in den Jahren 74/75 selbst Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Im Stab der 3. Luftwaffendivision wurde ich zum Luftbildauswerter ausgebildet. Ein hochinteressanter Job, den ich seinerzeit gern ausübte. Sogar den Bestpreis bekam ich damals und wurde daraufhin beim Truppendienstgericht für 1 Jahr ehrenamtlicher Richter. Ich war gern Soldat und sah meinen Dienst als meinen Beitrag, unser Land zu verteidigen. Wir hatten einst ein „Feindbild“, das wir als Bedrohung für unser Deutschland ansahen.
Doch was ist heute..? Im fernen Afghanistan verbluten unsere Soldaten für eine Ideologie, die dort keiner will. Sie werden durch ihren Auftrag gezwungen, andere Menschen zu töten und zerstören Infrastrukturen. Immense Kriegskosten werden den Bürgern dadurch aufgelastet. Das akzeptiere ich nicht, es ist in allen Belangen Unrecht!

Im Grunde ist nichts leichter, als die Sicherheitslage in Deutschland zu verbessern. Man bräuchte sich nur von Kriegsschauplätzen, wo wir nichts verloren haben und unsere Töchter und Söhne verbluten, zurückzuziehen. Das ersparte Kosten und brächte uns den Frieden eher näher, als es die jetzige Lage darbietet.

Ich bin überzeugt davon, sollte irgendein Land auf der Welt das Bedürfnis nach Demokratie nach unserer Anleitung zumute sein, so wäre man im Westen bestimmt bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch wollen sie das nicht und Afghanen wollen so leben wie Afghanen und Iraker wie Iraker, dann sollte man sie lassen und nicht hierzu zwingen. Befreiung und das Heranführen an unsere Anschauung kann nicht damit verbunden sein, dass Menschen getötet und Infrastrukturen vernichtet werden.

Gewalt und Aggression werde ich nie akzeptieren und dass für Freiheit Blut vergossen sollte, schon gar nicht. Wer das fordert, der will den Frieden gar nicht, sondern Anderen lediglich gefallen. Wer das fordert, dem sind die Folgen für die eigenen Töchter und Söhne egal, weil er dem Eigennutz frönt. Egal auf welcher Seite man sich gesellt, überall sind die „Untergebenen“ bemüht, ihren Vorgesetzten zu befriedigen in der Hoffnung, Anerkennung und Zuspruch zu bekommen. Auch Versprechungen vom Paradies oder Wohlstand für hinterblieben wird versprochen, was dann dazu bewegt, jene furchtbaren Selbstmordattentate auszuüben.

Noch nie brachten Raketen den Frieden. Einzig bedachte Gespräche und respektvolle Annäherung vermögen das zu erreichen. Doch dann müssten alle Seiten auch für Zugeständnisse bereit sein und möglicherweise auf eigene Vorteile verzichten. Und weil das so mühsam ist, greift man lieber zum Kampf.

Die politische Entwicklung eines Volkes kann immer nur von innen heraus erfolgen. Zwang, Druck oder gar Krieg von außen herangetragen, kann niemals zum Erfolg führen. Doch von innen heraus ist dieser Prozess möglich, wie es sich einst in der DDR, dem gesamten Ostblock und jüngst in Tunesien zeigte. Und wohl in absehbarer Zeit wohl auch in Ägypten. Das Volk wird sich immer durchsetzen, auch, wenn es manchmal Jahre oder Jahrzehnte benötigt. Diktatoren lieben ihr Volk nie, sondern einzig ihre Macht. Und irgendwann wird jeder dafür zur Rechenschaft gezogen, was er seinem Volk angetan hat. Da mag er sich verstecken und Gelder zur Seite geschafft haben, wie und wo er will.

Ich möchte nicht, dass das Gefühl aufkommt, ich hätte was gegen Amerikaner. Auch nicht gegen Juden, Chinesen oder Eskimos... Nur das Verhalten einiger Weniger, die dort das Sagen haben ist mit meiner Einstellung nicht konform. Ich denke, dass alle Menschen die gleichen Voraussetzungen für Liebe und Frieden haben.
Ein elementarer Aspekt in der Erziehung unserer Kinder ist der, dass man nie das Kind kritisieren sollte, sondern nur sein Verhalten. Ähnlich empfinde ich bei meinen Wertungen gegenüber der westlichen Welt. Momentan jedenfalls. Ganz schlimm empfand ich das, als George Bush seinen „Verbündeten“ den Irak-Krieg aufzwang. Man wird doch nie so naiv sein zu glauben, dass es dort jemals zur Ruhe kommen wird?! Und schon gar nicht durch Waffengewalt und Zerstörung von Infrastrukturen!

Eigentlich sehe ich den Amerikaner als der Verbündete Deutschlands. Das Land hat sich der Freiheit und Demokratie verschworen und verteidigt seine Grundwerte. Und wir Deutschen profitierten davon, insbesondere bei technischen Innovationen. Doch leider stört es mich erheblich, dass überall dort, wo sich der Amerikaner tummelt, zumeist Krieg ist. Und das schon seit Jahrzehnten rund um den Erdball!!

Die wohl weiseste Entscheidung der seinerzeitigen Schröder-Regierung war es, dass man sich aus diesem dummen Irak-Krieg heraushielt! Und ich denke, dass uns andere Länder, die Bush gefolgt waren, uns darum später beneideten!

Als Barack Obama seinerzeit Präsident wurde, hatte ich Hoffnung dass Bewegung in die verzwickten Situationen kommt. Ansätze und Annäherung erfolgten dann zwar, sie verliefen jedoch im Sande. Auch er wird seine Grenzen erkannt und eingesehen haben, dass er wohl nur eine Marionette einiger Weniger ist, die sich im Hintergrund der Politik tummeln. Ich bin enttäuscht von ihm!

Ich selbst bin dankbar, in einer freien Welt zu leben und frei meine Meinung äußern zu können. Gerade dieses freie System gibt mir die Möglichkeit, dieses auch zu kritisieren ohne, dass ich Angst um mein Leben haben muss, was in anderen Ländern nicht selbstverständlich ist. Zudem bin ich mit unserer hiesigen Grundordnung zufrieden, denn sie passt zu mir und meiner Einstellung. Doch wenn die Menschen anderer Länder und Kulturen das von mir geliebte System nicht im gleichen Maße frönen wollen wie ich, dann sollte man das akzeptieren. Lasst einfach alle Völker so leben, wie sie wollen und biedert euch nicht an! Achtet sie alle und steht ihnen Existenzrecht und Gebiete zu, wo sie in Frieden existieren können.
Ich glaube, Konfuzius war es, der einst sagte: Wenn du einen Menschen wirklich lieb hast, so gib ihn frei. Kommt er dann zu dir zurück, dann hast du ihn für immer!

Dass es einem nicht gelingen wird, der Welt seinen Willen aufzuzwingen ist so sicher, wie dass sich die Welt dreht. Das gelang noch nie jemanden und das wird auch derzeitig nicht den Amerikanern, den Chinesen und sonst wen gelingen. Es wechseln lediglich Phasen des Erfolges und Misserfolges einander ab, wie die Weltgeschichte zeigte.

Im Moment ist es der Westen, der sich mit seiner technischen und bildungsmäßigen Überlegenheit unter „demokratischen Aspekten“ und dem Vorwand von Befreiungsaktionen auf der Welt ausbreitet. Auch diese Form der Infiltration wird ihr Grenzen erfahren, da die Gegenseite sich nicht unterdrücken lassen will. Im Grund schon fast als physikalische Gesetzmäßigkeit zu erklären und auch zu berechnen und abzusehen, dass jede Infiltration immer einen natürlichen Antagonisten hervorbringt.

Das ist für mich der momentane Irrsinn.

Ich selbst bin kein Moslem. Ich sehe jedoch, dass momentan von westlicher Seite Unrecht erfolgt, Völkergruppen stigmatisiert und ihnen unsere Ansicht und Wille aufgezwungen werden soll. Das kann nicht gut gehen und ich frage mich: Lernen sie denn nie..?

Im Grunde ist es egal, welchem politischen System oder welcher Religion wir frönen. Es waren immer Macht-, Habgier und Eigennutz, die diese idealen Wertvorstellungen zunichte machten. Es mag eine Art von Selbst- oder Arterhaltung sein, die diese niederen Elemente in uns hervorrufen. Doch die werden dafür verantwortlich sein, dass es der Mensch so weit in seiner Entwicklung gebracht hat und ihn „intelligent“ werden ließ. Doch der Preis hiefür wird sein, dass die Menschheit dazu verdammt sein wird, sich selbst ertragen zu müssen. Insofern stellt sich die paradoxe Frage, ob jene niederen Werte nicht geradezu ein Segen sind..? Doch hier setzt mein Verständnis aus. Es sei denn, dass es so etwas wie den Teufel wirklich gibt...

Doch eines weiß ich gewiss: Wer sich darauf beruft, die Nähe zu Gott zu suchen, der würde sein eigenes oder andere Völker niemals unterdrücken und knechten.



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