Das publizistische Aushängeschild der deutschen christlichen-jüdischen Leitkultur, die Bild-Zeitung bzw. die Bild am Sonntag, hat über 100 Prominente, darunter vier Regierungsmitglieder, dazu bewegt, sich für die Freilassung von zwei seit drei Monaten im Iran inhaftierten Journalisten einzusetzen. Merkwürdig nur dass der Iran nicht auf die Bild-Zeitung hört. Im Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zur islamischen Republik Iran dürfte ein bisheriger Tiefpunkt des gegenseitigen Respekts erreicht worden sein, der für die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt. Das war nicht immer so. Als z.B. die gesamte Westliche Welt in Kooperation mit der damals noch existierenden Östlichen Welt eine Art konzentrierten Weltkrieg gegen die noch junge Islamische Republik Iran geführt hat, war es kein geringerer als der damalige Bundesaußenminister Genscher, der sehr viel Respekt bei der Bevölkerung der Islamischen Republik Iran gewonnen hat. Er hatte als einziger westlicher Politiker ausgesprochen, dass der Einsatz von Giftgas gegen die Islamische Republik Iran ein Verbrechen gewesen ist, ein Verbrechen, das vom Rest der Westlichen Welt ohne jegliche Scham mitgetragen wurde, um Saddam zu schützen! Ja sogar “Bruder Genscher“ hatte man den Politiker genannt, der zweifelsohne das westliche Bündnis nicht sprengen wollte. Er hatte aber die Weisheit, dass ein Mindestmaß an zumindest verbaler Gerechtigkeit vonnöten ist, um eine halbwegs vernünftige diplomatisch Beziehung aufrecht zu erhalten. Von jenem Bonus zehrte die Bundesrepublik Deutschland in ihrer Außenpolitik über ein Jahrzehnt lang. Als Vermittler beim Austausch von Gefangenen zwischen Israel und dem Libanon wurde die deutsche Fairness von beiden Seiten akzeptiert. Nie hat damals die Bevölkerung im Iran oder die politische Führung in Deutschland eine Marionette US-amerikanischer oder gar zionistischer Interessen gesehen, obwohl rein rechtlich betrachtet Deutschland damals viel abhängiger war als heute. Wer die Mentalität der Iraner kennt, der weiß, dass Iran zu seinen Freunden steht, auch wenn diese kritisch sind, auch wenn sie vieles missachten, was man tut, auch wenn sie vieles nicht verstehen, auch wenn sie die Freundschaft aufkündigen! Ja selbst im letzteren Fall bewahren Iraner den Respekt und die Anerkennung, so lange ein Mindestmaß an Gerechtigkeitssinn in der Beziehung erkennbar ist. So hat Deutschland so viele “Maßnahmen“ der Westlichen Welt gegen die Islamische Republik Iran mitgetragen, und dennoch gab es aus dem Iran kaum Gegenwehr. Stets galten die USA und Israel als Flaggschiffe des unmenschlichen kapitalistischen Materialismus gepaart mit Herrenmenschendenken und als Anführer des Imperialismus und Kolonialismus aber Deutschland schlimmstenfalls “nur“ als unfreiwilliger Unterstützer. Dieses Bild hat die amtierende Bundeskanzlerin in einer historisch rekordverdächtig kurzen Zeit völlig zerstört! Zunächst waren die Iraner etwas verwirrt über sich widersprechende Meldungen aus Deutschland. Einerseits eine Wirtschaft, die den Iran – und damit die Zukunft der islamischen Welt – nicht kampflos den anderen Staaten überlassen wollte, andererseits eine Politik die mit immer dreisteren Maßnahmen sich an die Spitze der Feindschaft gegen die Islamische Republik Iran hervorgeschwungen hat und in der Wahrnehmung im Iran so langsam aber sicher selbst die USA und Israel zu übertreffen versucht. Lange wollte man diese Entwicklung im Iran nicht wahrhaben. Politiker, die immer noch auf Deutschlands Gerechtigkeitssinn der Jahrzehnte zuvor gehofft hatten, verloren aber nach und nach den Rückhalt im Volk und auch in der Regierung. Die etwas kuriose Amtsenthebung des letzten iranischen Außenministers hängt wohl auch mit der Politik gegenüber Deutschland zusammen. Die Entfremdung beider Länder wird vor allem in der Medienlandschaft deutlich. So hat man auch im Iran registriert, dass führende deutsche Zeitungen – nicht nur die Frauenentwürdigungspresse der Springer-Blätter, sondern auch Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau – sich für die “Freilassung“ einer erwiesenermaßen Mörderin eingesetzt haben. Im Iran hat man Verständnis und Respekt dafür, dass man in Deutschland sich gegen die Steinigung einsetzt. Im Iran selbst tobt eine sehr intensive Diskussion um das Thema, wobei man sich aber ungern in die inneren Angelegenheiten von Herrenmenschen hineinreden lasen will, aber die Kritik an einer – seit Jahren nicht mehr praktizierten – Steinigung wäre im Iran zumindest nachvollziehbar, kennt man doch auch die westlich vorgegebenen Werte. Aber die Forderung nach Freilassung – noch dazu als Kampagne, die von vielen Prominenten unterstützt wurde – stieß auf das völlige Unverständnis im Iran, denn warum sollte man eine Mörderin freilassen? Werden denn in Deutschland Mörderinnen freigelassen? Ein wesentlicher Faktor des gegenseitigen Unverständnisses besteht vor allem in der immer unverschämter werdenden Propaganda deutscher Schreiber, die im Iran als Hassprediger empfunden werden. So titelte heute z.B. Spiegel online: „Iranern fehlt das Geld zum Widerstand“. Damit sollte zum einen erklärt werden, warum die von der Westlichen Welt so intensiv unterstützte Umsturzbewegung derart kläglich gescheitert ist, dass von ihr nichts mehr übrig blieb, und warum der erst neuerdings vorhergesagte neuerliche Aufstand nach dem Wegfall der Subventionen für Benzin und Brot ebenfalls ausgeblieben ist. Einmal abgesehen davon, dass hier stets immer nur die halbe Wahrheit als Propaganda missbraucht und so nur die eigene Leserschaft betrogen wird, wäre der Iran das erste Volk in der Geschichte der Menschheit, dass aufgrund von zunehmender Armut nicht mehr rebellieren könnte! Waren alle vorherigen Armutsproteste in der Welt denn von Reichen durchgeführt worden? Tatsächlich hat der Abbau von Subventionen im Iran, die den Benzinpreis teils vervierfacht und die Brotpreise verdoppelt haben, zu großem Jubel in der Bevölkerung geführt. Denn sie ging einher mit der Einfuhr einer Art Grundgehalt für die Bevölkerung und neuen Subventionen für die Armen, die direkt unterstützt werden. Hatten bisher von den Subventionen Arme und Reiche gleichermaßen profitiert – Reiche sogar mehr, denn sie haben mehr Benzin konsumiert – so führt die Umverlagerung der Subvention dazu, dass die Armen gezielt gefördert werden und die Reichen mehr bezahlen müssen. Während in der Westlichen Welt eine Umverteilung von Armen auf Reiche zur Normalität geworden ist, führt die Umverteilung von Reichen auf Arme im Iran zu einer verständlichen Unterstützung durch das Volk. Westliche Medien, die es in der Regel vorziehen mit betuchten Iranern zu kommunizieren, können und wollen solch eine Entwicklung nicht verstehen. Der zuvor genannte Fall der zum Tod verurteilten Frau im Iran hat zu einer weiteren kuriosen Aktion geführt. Der Bild-am-Sonntag-Reporter Markus Hellwig und sein Fotograf Jens Koch sind – so die Angaben hier im Westen – im Oktober in den Iran gereist ohne Journalistenvisum und waren dennoch journalistisch tätig. Dabei wurden sie erwischt und sitzen seither in Untersuchungshaft. Es ist kaum vorzustellen, dass die beiden diese Aktion von sich aus geplant und durchgeführt haben. So ist davon auszugehen, dass es in deutschen Chefetagen jenes Kulturkampfblattes, das entblößte Frauenkörper als Kulturgut verkauft, Menschen sitzen, die zu Straftaten in fremden Ländern aufgerufen haben! Hat eigentlich jemals jemand darüber nachgedacht, was es für eine Demokratie bedeutet, wenn die Chefredakteure der meistgelesenen Zeitungen ihre Mitarbeiter zu Straftaten aufrufen und niemals dafür belangt werden? Der aktuelle vergleichsweise harmlose Fall dürfte dabei nicht der Einzige sein. Über die beiden genannten Personen ist im Internet kaum etwa zu finden. Markus Hellwig war wohl bei seinen Reportagen nicht immer sehr zimperlich, so dass die eine oder andere von seriösen Wissenschaftlern verfasste Gegendarstellung gegen seinen Artikel auftaucht, aber das dürfte eher zur Regel bei Bild-Zeitungs-Journalisten gehören. Ohnehin ist jene Person mehr gestraft durch seinen Job als durch die aktuelle Abwesenheit von seinem Job. Warum aber lässt der Iran die beiden nicht frei? Aus deutscher Sicht hat man zwar Verständnis dafür, dass für jenes Vergehen eine Art Geldstrafe verhängt werden würde (wie man gemäß der von der Bildzeitung geförderten materialistischen Kultur wohl alles und jeden mit Geld kaufen kann), aber eine dreimonatige Haftstrafe erscheint aus hiesiger Sicht unverhältnismäßig. Was die 100 Prominenten, die sich für die Freilassung einsetzen, insbesondere die Regierungsmitglieder, dabei nicht bedenken, ist die Tatsache, dass der Iran auf Druck, den sie für ungerecht erachtet, mit Gegendruck reagiert! Hier liegt wieder eine Art Fehlwahrnehmung im Fall der zum Tode verurteilten Frau vor. In der Westlichen Welt wurde der Eindruck erweckt, als wenn die Steinigung nur aufgrund von westlichem Druck nicht vollstreckt wurde. Im Iran hingegen will man von einem Steinigungsurteil gar nichts wissen und ist eher verwundert, dass es immer noch Menschen in der Westlichen Welt gibt, die denken, dass man den Iran mit einem ungerechtfertigten und unverhältnismäßigen Druck zu irgendetwas bewegen könnte. Wenn die dreimonatige Haft der zwei Deutschen unverhältnismäßig ist, wie ist dann der Einsatz von 100 Prominenten für sie in aller Öffentlichkeit zu werten? Oder anders gefragt: Wie viele aus deutscher Sicht unter viel schwierigeren Umständen in Haft befindlichen Deutschen in aller Welt haben jemals solch eine öffentliche Unterstützung erhalten? Der Grundfehler bei all dieser Auseinandersetzung besteht darin, dass die führenden Köpfe der Westlichen Welt, darunter auch die bundesdeutsche Kanzlerin, offensichtlich immer noch davon ausgehen, dass man die Islamische Revolution irgendwie “loswerden“ kann und der Kapitalismus letztendlich obsiegen wird. Selbst wenn die kapitalistisch-imperialistischen Kräfte heute eine Atombombe auf Teheran schmeißen würden, könnten sie die Islamische Revolution nicht mehr aufhalten, ganz im Gegenteil, sie würde beschleunigt werden. Alle USAmas, alls Al-CIAdas, alle Talibans, alle Diktatoren und Tyrannen westlicher Gnaden, mit denen man vor allem Muslime bekämpft hat, alle Terroranschläge, von denen zweifelsohne bei einem Teil westliche Geheimdienste verwickelt waren, werden das Licht der Islamischen Revolution nicht auslöschen können! Man kann Menschen ermorden aber niemals eine überlegene Befreiungsideologie, weil sie glaubwürdig ist! Der Kapitalismus hat stets mit “Frieden“ und “Freiheit“ geworben. So lange die Menschen in den kapitalistischen Ländern freier waren und mehr Frieden hatten, ist jene Propaganda aufgegangen und es bestand eine berechtigte ideologische Überlegenheit. Die Islamische Revolution wirbt mit “Gerechtigkeit“ als Basis für Frieden und Freiheit. In der Folge geben die kapitalistischen Länder sowohl den Frieden als auch die Freiheit auf, um diese nunmehr überlegene Ideologie zu bekämpfen. Aber sie haben keine Chance – so Gott will. Denn nach Gerechtigkeit streben alle Menschen dieser Welt, und ohne Gerechtigkeit gibt es weder Frieden noch Freiheit. Die USA und Israel sind die Speerspitze des heutigen Unfriedens und der Unfreiheit in der Welt. Wer sich an diese beiden imperialistischen Mächte koppelt, koppelt sich an Ungerechtigkeit. Iraner verstehen – bei allen Unterschieden in so vielen Bereichen – bis heute nicht, warum die Bevölkerung in Deutschland sich an Ungerechtigkeit und Unfrieden koppelt. Bei den Herrschenden kann das auf den Herrschaftsanspruch zurückgeführt werden. Aber wie ist es bei der Bevölkerung. Warum gehen “Wutbürger“ wegen einem Bahnhof zu Hunderttausenden auf die Straßen, aber die Umgestaltung der eigenen Armee in faktisch eine Angriffsarmee interessiert kaum jemanden. Warum nimmt die Gesellschaft es so duldsam hin, wenn die Schwere zwischen Reichen und Armen immer weiter auseinandergeht? Zurück zu den beiden deutschen Journalisten, die im Iran gefangen gehalten werden. In wie weit hat es die Bundesregierung in den drei Monaten versucht, über eigene deutsche namhaften Muslime einen Kontakt zum Präsidialamt im Iran aufzubauen, um auf einem Gnadenweg die Freilassung zu bewirken? Noch gar nicht? Warum nicht? Gibt es in der ganzen Bundesregierung nur Berater und Experten, die glauben, den Journalisten einen Gefallen zu tun, wenn man sich ausgerechnet in der Bild-Zeitung dazu äußert? So dumm kann doch die Führungsebene nicht sein? Oder geht es möglicherweise gar nicht um die Freilassung der beiden?
Deutschland wird lernen müssen, dass es ohne Gerechtigkeit keine Freiheit und keinen Frieden in der Welt geben kann. Dieser Lernprozess mag ein schmerzlicher Prozess sein, aber er ist unvermeidbar. Und jeder Bürger hat seinen Anteil daran. |
- Re: Warum verstehen Deutsche und Iraner sich nicht mehr? Albert von Bieren 04.01.2011 11:53
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- Pro-zionistische Leithammelkultur Muhammad Krüger 04.01.2011 00:19
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