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Re: Ein ungewöhnlicher Weihnachtsgruß - Erinnert Ihr Euch?

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Von Katrin Masuma Brezansky am 27. Dezember 2010 20:57:51:

Als Antwort auf: Re: Ein ungewöhnlicher Weihnachtsgruß - Erinnert Ihr Euch? von Karsten Tempelmann am 25. Dezember 2010 10:28:43:

"Ich finde, man kann auch so ein netter Mensch sein und nett oder hilfreich zu anderen sein.
Wenn ich zum Beispiel einer muslimischen Verkäuferin bei Tesco an der Kasse etwas nettes sage oder sie einfach nur als Mensch behandele oder etwas sage, daß sie nicht erwartet denn sie ist ja nur Kassierin, (oder auch jede andere Verkäuferin dort), dann bekommt man ein Lächeln geschenkt. Und für einen winzigen Moment sehe ich, daß ich jemand etwas geben konnte: Wichtig sein, in einem Getriebe von vielen kleinen Rädchen, die obendrein auch noch jederzeit austauschbar sind."

Wieso soll sie nicht erwarten, dass sie jemand freundlich grüßt?
Weil sie "nur" Kassiererin ist.
Weil sie "nur" Muslim ist.
Weil sie "nur" ein kleines Rädchen im Getriebe ist?

Als muslimische Frau weiß sie, daß es egal ist, ob sie als Kassiererin oder als Bundespräsidentin arbeitet. Sie weiß, sie ist ein Diener des Einen Gottes. Genau das gibt ihr eine Würde, die die Frau Bundeskanzlerin offensichtlich niemals erfahren hat, und gleichezitig das Gefühl von Demut und Verantwortlichkeit, nicht vor irgendeinem Menschen, sondern vor ihrem Schöpfer selbst. Dieses Gefühl wiederum verbindet sie so innig mit anderen Menschen und Geschöpfen, daß es für sie keine Rolle spielt ob diese als Verkäufer, Straßenkehrer oder als Könige in dieser Welt leben, denn sie sieht in diesen Menschen Brüder und Schwestern, in ihrer Dienerschaft gegenüber dem Einen Gott. Sie nimmt sich nicht wahr als kleines Rädchen im Getriebe, sondern weiß, in ihrem Herzen befindet sich der gesamte Kosmos, wenn sie sich im Gebet vor ihrem Schöpfer verneigt. Sie weiß, ihre Vorfahren waren keine Affen und sie führt ihre Identität auch nicht auf solche zurück, denn sie weiß, ihre Vorfahre war Adam, Statthalter Gottes, und sie erkennt darin ihr eigentliches Wesen und ihr Potential.

Als muslimische Frau weiß sie, wir alle sind Kinder Adams, unsere Kultur, unsere soziale Position, unser Beruf, mit dem wir uns in dieser Welt ehrlich unseren Unterhalt verdienen, all das, nichts weiter als ein bisschen Schminke auf dem Gesicht von Adam, die die Erde darunter zum Vorschein kommen läßt, wenn sie an manchen Stellen abblättert. Das geheime Lächeln unter Fremden, wenn sie einen anderen Gottesdiener grüßt, entspringt der geteilten Kenntnis, daß niemand von uns in dieser Welt zu Hause ist. Wir sind hier nur im Transit. Dieses Wissen, das wir in unserem Herzen tragen, das ist Religion. Die Richtung in unserem Herzen, das ist Religion.
Und mit jedem Tag der Zweifel, ob wir es überhaupt verdient haben, Diener solch einer unvorstellbaren Macht sein zu dürfen. Zweifel, ob wir unser Bestes geben konnten. Tränen der Dankbarkeit, weil unsere Herzen überfließen vor dieser Barmherzigkeit. Liebe zu unseren Propheten, die stärksten aller Geschöpfe, die Lichter in der Dunkelheit des Transits, die uns den Weg zum Ziel zeigen. Liebe, die uns zu verbrennen vermag, bis der Hochmut in uns getilgt wird, der uns das Gefühl gibt besser zu sein, als Andere. Es ist die Richtung in unserem Herzen, der wir uns zuwenden 5mal täglich im Gebet. Das Licht der Propheten, das uns diese Richtung weist. Und nur wer blind ist im Herzen, kann dieses Licht nicht sehen. Nur wer verwirrt den Kopf in den Sand gesteckt hat, leugnet die Existenz der Sonne und des Mondes.

Und doch, mag auch dieser für einen kurzen Moment sehen, daß da etwas ist, daß er oder sie selbst mehr ist, als ein austauschbares Rädchen.
Doch wieso gibt er sich damit zufrieden mit diesem winzigen Moment und strebt nicht nach der Quelle dieser Erfahrung zu suchen?

Wieso immer der Spruch: ich kann auch ein netter Mensch sein.



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