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Vortrag von Dr. Yavuz Özoguz zu Aschura am 14. 12 (Zusammenfassung)

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Von Fatima Özoguz am 15. Dezember 2010 16:21:44:

Vortrag von Dr. Yavuz Özoguz zu Aschura am 14. 12 (Zusammenfassung)

Nun sind wir auf der Reise weiter vorangekommen. Wir haben Mekka in Richtung Kufa verlassen. Es gab schon den ersten Shahid (Märtyrer) auf dem Wege der Wahrheit, Muslim ibn Aqil. So viele sind doch aus Medina mit Imam Hussain (a.s) mitgekommen, warum sind es jetzt nur noch so wenige? Wir kennen alle den Vers im Qur´an: „Es mag sein, dass euch manches, was euch missfällt, gut für euch ist, während das, was euch gefällt, schlecht für euch ist.“ Manches, was uns erst mal als etwas Schlechtes erscheint, entpuppt sich später als etwas Gutes. Die Mystiker erklären immer alles mit Geschichten, wie das gemeint ist.
Hier gibt es noch so eine Geschichte:
Ein Mann saß einmal unter einem Apfelbaum, und schlief mit weit offenem Mund. Ganz langsam ritt ein bewaffneter Reiter heran, dabei sah er, wie dem Schlafenden eine Schlange in den mund kroch. Der Reiter stieg von seinem Pferd, zückte sein Schwert und befahl dem Mann „Iss einen Apfel.“ Der Mann war natürlich verwirrt und erschrocken, er fragte „Warum?“ , aber der Reiter bedrohte ihn weiterhin mit dem Schwert und befahl ihm, einen Apfel zu essen, ohne eine Begründung zu geben. Er zwang ihn immer weiter, bis er fünf Äpfel gegessen hatte. Der Reiter zwang ihn aber weiterhin, noch einen Apfel zu essen. Der Mann protestierte: „Wenn ich noch einen essen, muss ich mich übergeben.“ Aber es half nichts, er musste einen weiteren Apfel essen. Woraufhin er sich dann wirklich übergab. Mit dem gesamten Mageninhalt würgte er auch die Schlange aus. Der merkte er, dass der ihm so bedrohlich erscheinende Reiter ihn gerettet hatte, denn sonst hätte das Gift der Schlange ihn getötet. Es ist also manches gut für uns, was uns Schwierigkeiten bereitet.
Für die Gefährten Imam Hussains (a.s.) war es auch schwer, sich von der Hajj abzuwenden, die sie gerne vollziehen wollten. Aber sie taten es, aus Liebe zu Allah, denn es war für sie besser, bei Imam Hussain (a.s) zu sein. Denn was ist eine Hajj ohne Imam denn wert?
Es waren die letzten Tage, die sie miteinander verbrachten. Wie haben sie sie verbracht? Sie haben gelernt und gelehrt. Imam Hussain (a.s) hat auch da seine Familie und seine Gefährten gelehrt, obwohl sie unterwegs waren und in großen Schwierigkeiten. Imam Hussain (a.s) und auch die anderen hatten ihre Ehefrauen und Kinder dabei, sie führten also auch ein Familienleben. Die Mutter von Imam Zain ul Abidin (a.s) hießt Shehribanu oder auch Shahzanan. Manche sagen, sie war die Tochter des persischen Königs Yazdigerd, andere sagen, sie ist als Kriegsgefangene zu Imam Ali (a.s) gekommen. Wo ihr Grab liegt, darüber gibt es nur Vermutungen, aber es ist auf jeden Fall eine heilige Stätte. Sie kam zusammen mit ihrer Schwester zu Imam Ali (a.s). Imam ali (a.s) gab sie seinem Sohn Imam Hussain (a.s) zur Frau, weil sie sehr gelehrt und gebildet war. Sie kam aus einem nichtmuslimischen Haus, aber hatte sich Wissen angeeignet. Wie wir schon vor mehreren Tagen erwähnten, unsere Religion beginnt mit dem Befehl „iqra´“, „lies!“. Ihr e Schwester heiratete Muhammad ibn Abi Bakr. Als Abu Bakr gestorben war, heiratete Imam Ali (a.s) dessen Witwe Asma bint Umais, und die brachte Mohammad in die Ehe mit. Imam Ali (a.s) liebte ihn sehr und pflegte über ihn zu sagen „Mohammad ist mein Sohn von Abu Bakr.“ Diese Schwester wurde dann die Großmutter von Imam Sadiq (a.s). Diese beiden gebildeten Frauen haben je einen Imam erzogen. Es gab in der Karawane nach Kerbala noch mehr Ehepaare. Manche w aren erst sehr jung verheiratet, manche wurden auchgemeinsam Märtyrer, wie Wahhab und seine Frau. Aber alle Bildung hilft nichts, wenn man die Heiligkeit der Ehe nicht verinnerlicht.
Die Ehe ist grundsätzlich etwas Heiliges. Wer die Heiligkeit der Ehe nicht versteht, der versteht auch nicht Kerbala. Wenn zwei Menschen zusammenkommen und eins werden, müssen sie sich gegenseitig achten. Zwei Seelen vereinigen sich, daraus entstehen neue. Leider gibt es in den Ehen viele Probleme. Oft werden meine Frau und ich angesprochen von Ehepaaren, die miteinander Probleme haben. Ein sehr häufiges Problem ist leider das Schlagen der Frauen. Liebe Brüder, hört auf damit! Wie kann ein Mensche einen Teil von sich selbst schlagen? Die Frau ist ein Teil von euch! Welcher Anhänger Imam Hussains (a.s) schlägt einen Schwächeren?
Ein anderes Problem tritt oft auf, wenn manche Frauen sich einen höheren Lebensstandard wünschen, als der Mann ihnen bieten kann. Manche möchten immer die modernsten Möbel, auch wenn die alten noch gut sind, eine neue küche , neue Teppiche, ein neueres und besseres Auto etc. Das führt viele ihrer Ehemänner in Schulden. Warum ?Wird uns ein neues Wohnzimmer, eine neue Couchgarnitur, ein neues Auto uns zu besseren Anhängern von Imam Hussain (a.s) machen? Kommen wir ihm dadurch näher? Was besaßen denn die Ashab von Imam Hussain(a.s)? Nicht nur die wenigen Habseligkeiten auf der Reise, sondern auch das, was sie zurückgelassen hatten, ist nur ein Hundertstel von dem, was wir besitzen! Wir sagen, wir sind die Anhänger von Imam Hussain (a.s), aber wir leben in unvorstellbarem Luxus. Wir sitzen hier im Warmen, weinen ein bisschen, und das wars. Liebe Geschwister, wenn wir Anhänger von Imam Hussain (a.s) sein wollen, dann müssen wir unser Leben ändern. Damit ist nicht gesagt, dass wir arm leben müssen. Aber dass wir dankbar sind für das, was wir haben, statt immer mehr zu verlangen. Kommen wir wieder zu den Eheproblemen: Wie kann ein Dankbarer seine Frau schlagen? Wie kann eine dankbare Ehefrau von ihrem Mann immer mehr wollen, als er zu leisten imstande ist?
Imam Hussain (as) ist also weiter mit s einen Gefährten unterwegs, sie lernen und lehren, jedes Wort von ihnen geht in die Geschichte ein und füllt Bände der Werke der Gelehrten und Überlieferer.
Leben wie Zainab, sterben wie Imam Hussain, das ist unser Motto, bzw. sollte es sein. Sie haben die wenige Zeit, die sie noch zusammen hatten, nicht verschwendet, sondern segensreich genutzt, so dass wir über 1400 Jahre später noch davon profitieren. Wie viel Zeit vergeht mit sinnloser Unterhaltung und Klatsch und Tratsch? Warum können die Schwestern, wenn sie zusammensitzen, mal nicht nur über andere Leute, Hausarbeit und Kinder reden, sondern auch mal zusammen einen Quranvers lernen oder ein Hadith, oder sonst etwas Sinnvolles? Das Gleiche gilt auch für die Brüder. Wenn sie dann abends zusammenkommen, hat jeder etwas zu berichten, was er gelernt hat, und davon profitieren auch die kinder. Die Kinder sehen, dass die Eltern sich Wissen aneignen.
Außerdem ist der Islam nicht dagegen, dass die Liebe zwischen Mann und Frau deutlich ausgesprochen wird, wenngleich Sexualität nichts in der Öffentlichkeit verloren hat. Aber wenn jemand wütend auf seine Frau ist, sollte er sie lieber küssen, statt sie anzuschreien oder gar zu schlagen. Aber dafür braucht man Liebe. Wie es mit der eigenen Liebe bestellt ist, kann man leicht an sich selbst testen: Freut man sich mehr, wenn der Ehepartner oder sonst ein geliebter Mensch „ich liebe dich“ sagt, oder ist man wütender, wenn ein Bösewicht einen beleidigt? Die Liebe muss immer stärker sein als die Wut. Wir sind nicht aus Hass gegenüber Yazid (la) Anhänger von Imam Hussain (a.s), das wären wir auch, wenn es nie einen Y azid gegeben hätte. Sondern weil wir ihn, den Propheten, die Ahl al- Bait und Allah lieben. Aus Liebe zu Allah küssen wir auch den Quran, vor und nach dem Lesen.
Mit der Ankunft in Kerbala werden wir fortfahren, insha állah.



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