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Moharram-Ansprache von Dr. Yavuz Özoguz am 10. 12. in Bremen

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Von Fatima Özoguz am 12. Dezember 2010 16:24:51:

Moharram-Ansprache von Dr. Yavuz Özoguz am 10. 12. in Bremen

Als Imam Hussain (a.s.) sich von Medina nach Mekka aufmachte, um die Pilgerfahrt zu vollziehen, waren ca. 50 Jahre nach dem Ableben seines Großvaters, des Propheten Muhammad (s.a.s) vergangen. Viele der Muslime hatten den Propheten noch gekannt, aber zumindest haben sie sich noch an die Zeit Imam Alis (a.s) erinnert. Aber dennoch herrschte e in Verbrecher über die Ummah!
Yazid hatte den Gouverneur von Medina beaufragt, Imam Hussain (A.s.) den Treueid (Bai´a) an ihn, Yazid, abzupressen. Sollte sich Imam Hussain (a.s.) weigern, hatte der Gouverneur die Anweisung, ihn dazu zu zwingen. Imam Hussain (a.s.) erfuhr davon und wollte nicht, dass die Heilige Stadt Medina, wo sich das Grab des Propheten (s.a.s.) befindet, Schauplatz solcher Auseinandersetzungen wurde. So verließ er Medina, um in Mekka die Hajj-Riten zu vollziehen. Ob er und seine Gefährten tatsächlich Mekka betreten hatten, darüber sind die Historiker nicht ganz einig. Manche sagen, er hätte zwei Tage dort verweilt, andere sagen, dass sie Mekka gar nicht erst betreten hätten.
Kerbala ist die Geschichte ständiger Reisen. Erst von Medina nach Mekka, dann reist Imam Hussain (a.s.) von Mekka nach Kufa, wo er aber nie ankommen sollte. Die Überlebenden reisen von Kerbala nach Kufa zu Ubaidullah ibn Ziyad, von dort nach Damaskus, dann noch w eiter. Also ein ständiges Reisen, das Imam Hussain (a.s.) und nach ihm die Überlebenden von Kerbala unter der Führung von Zainab auf sich nehmen mussten.

Wir müssen das alles ganzheitlich betrachten, im Sinne des Tauhid-Prinzips. Diese Einheit äußert sich im einheitlichen Schauen auf die Ereignisse. Hier im Saal sind ca. 300 Personen versammelt, alle sind verschieden. Auch die Karawane von Kerbala bestand aus lauter unterschiedlichen Menschen. Imam hussain, Ali Akbar, Zainab, Sukaina, Imam Zain ul – Abidin (a.s), wie auch später Hurr. Jeder ist anders- aber dennoch einheitlich!

Die Parabel von Rumi mit den 5 Leuten in einem dunklen Raum und dem Elefanten ist weltweit bekannt. Fünf Männer waren mit einem Elefanten in einem absolut dunklen Raum, manche Varianten sprechen auch von 5 Blinden. Jedenfalls ertastet der eine ein Bein und meint, ein Elefant ist wie ein Eimer. Der nächste ertastet den Rüssel und hält den Elefanten für einen Schlauch. Der dritte erfasst den Schwanz und sagt „Ein Elefant ist wie ein Besen“, der vierte ergreift den Stoßzahn und sagt „ein Elefant ist hart wie Stein“. Der Fünfte bekommt die Ohren zu fassen und sagt „Ein Elefant ist wie ein Lappen“, und sie fangen an zu streiten ob ihrer völlig unterschiedlichen Sichtweisen. Das nur deswegen, weil sie alle nur einen kleinen Teil des Elefanten erfassen konnten. Als das Licht angeht, sehen sie, dass sie nur einen Teil erfasst hatten, aber nicht den Elefanten als Ganzes. So erkannten sie, dass ihr jeweiliger Bruder durchaus AUCH Recht hatte, aber sie hatten nur sich selber gesehen und ihre eigene Betrachtungsweise absolut gesetzt.
Es ist wie mit dem Auge im Gesicht des Menschen. Wenn es im menschlichen Gesicht seinen Platz einnimmt, ist es das Schönste am Gesicht. Würde man es aber herausnehmen und auf den Tisch legen, sähe es ziemlich ekelerregend aus. Das heißt alles muss seinen Platz haben, jeder muss sich einordnen. Die Ashab von Imam Hussain (a.s) wussten, dass sie ein Teil der Ummah des Propheten waren, daher kannten sie ihren Platz genau! Jeder muss seinen Platz kennen, wie das Gebet veranschaulicht:

Im Gebet muss jeder wissen, wo er steht. Imam kann nur EINER sein! Wenn alle Imam sein wollen, dann geht es nicht. Einer muss dafür gewählt werden. Jemand, der unbedingt Imam sein WILL, hat schon deamit gezeigt, dass er für diese Aufgabe nicht geeignet ist. Es muss jemand sein, der als adil bekannt ist, d.h. mit untadeligem Ruf , und der auch das nötige Wissen dafür hat. In der ersten Reihe müssen dann die hinter ihm beten, die gut den Quran können, damit sie dem Imam helfen können, falls dieser durch einen Hustenanfall oder was auch immer ins Stocken gerät.
Wiederum sind manche in der Gemeindee, die auf Reisen sind, und nur bei einem Gebet , das normalerweise vier Rak´at umfasst, nur zwei beten. Sie sollten ihren Platz am Rande der Reihen einnehmen, damit die Einheit nicht gestört wird. Also jeder muss seine Position kennen, an der er zu stehen hat.
Genauso in der Ehe. Zwei völlig verschiedene Menschen bilden dabei ein Ganzes, aber das kann auch nur funktionieren, wenn jeder seine Aufgabe und Position wahrnimmt. Wie kann es denn sein, dass viele schiitische Muslime sagen, ja, wir sind Anhänger von Imam Hussain, wir machen das alles mit, aber gleichzeitig ihre Frauen schlecht behandeln? Wie kann es sein, dass ein Anhänger Imam Hussains (a.s.) seine Frau schlägt?! Seit über 1400 Jahren verbietet uns dies unsere Religion. Wer seine Frau oder Kinder schlägt, hat seine Rolle nicht verstanden. Leider wollen viele Imam sein. Selbst Imam Hussain (a.s.) selber hatte nicht den Wunsch, Imam zu sein! Aber Allah hat ihn erwählt, und er hat sich in seine Aufgabe gefügt. Das gilt auch für die, die mit ihm waren.
Erst die vollständige Ergebung unter den von Allah bestimmten Imam bedeutet auch Ergebung gegenüber Allah! Denn dann passiert, was Allah in einem Hadith Qudsi sagte:
„Wenn Mein Diener sich vollständig ergibt, dann schaut er mit Meinem Auge und hört mit Meinem Ohr“ Also haben alle Ashab von Imam Hussain (a.s) mit dem Auge und Ohr Allahs geschaut und gehört! Sie befanden sich nicht auf Teilreisen, sondern auf der ständigen Reise zwischen Geburt und Grab. Es ist genauso, wie wenn man in einem Zug reist. Irgendwann ist der zu Ende, und man muss umsteigen. Einer steigt in den Zug zur Hölle, ein anderer in den zjm Paradies. Auf die Reise nimmt man normalerweise nur das nötigste mit, keiner wird goldene Häuser im zug bauen, weil er weiß, dass die Reise nur begrenzt ist und man nach Erreichen des Ziels nichts mitnehmen kann. Nur die guten Taten kann man mitnehmen. Imam Hussains Gefährten, die bis zuletzt blieben, war Irdisches egal, sie wollten nur mit ihrem Imam zusammensein. Mehr als 10000 brachen von Medina nach Mekka auf, weil sie sich erhofften, dass etwas vom Glanz des Imams auf sie abfallen würde. Als er sich aber auch von Mekka abkehrt, weil er nicht wollte, dass Mekka mit Blut besudelt wird, wollten sich sehr viele nicht anschließen und wollten statt dessen lieber die Hajj verrichten. Da wurden seine Anhänger schon weniger. Solche Leute haben die Hajj nicht verstanden, denn eine Hajj ohne Imam geht nicht! Der Hl. Quran ist ohne die Imame, die Ahl al- Bait, unvollständig! Wir haben das Imamat nicht verstanden, und deswegen wurden wir zu dem , was wir heute sind. Nämlich zu den weltweit Gehasstesten! Haben wir gebetet? Ja. Gefastet? Ja, Wir haben Zakat und Khums gegeben, Hajj gemacht, aber wir hatten keine Beziehung zum Imam unserer Zeit! Unsere Generation ist die erste, die einen Imam ul Ummah hat, der uns zu Imam Zaman (aj) bringen kann. Es ist ein Imam, der sagt, dass wir die Gesetze des Landes einhalten sollen, in dem wir leben.
Die Karawane verließ also Mekka in Richtung Kufa, aber damit wollen wir uns insha´allah am kommenden Sonntag beschäftigen.

Wa salam



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