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Woher stammt der Mordaufruf gegen einen Springer-Presse-Autor?

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Von Yavuz Özoguz am 06. Dezember 2010 10:27:08:

Woher stammt der Mordaufruf gegen einen Springer-Presse-Autor?

Die periodisch wiederkehrenden Meldungen über angebliche Mordaufrufe von “Islamisten“ weltweit bei gleichzeitiger Ermordung von Tausenden von Muslimen stumpfen selbst feinfühlige Menschen immer mehr ab.

Doch jedes Individuum ist ein Geschöpf Gottes und jedes Geschöpf Gottes hat ein individuelles Lebensrecht, so dass gerade wir Muslime uns unsere Menschlichkeit niemals nehmen lassen dürfen. Und so war ich – zugegebenermaßen zu meiner Schande – einmal mehr zunächst fast teilnahmslos, als ich folgende Meldung in der FAZ las:

„Morddrohung - "Welt" streicht Mohammed-Artikel
Nach Morddrohungen gegen einen Autor hat "Welt online" einen Artikel
gelöscht, der sich mit dem Leben Mohammeds auseinandersetzt. Auf Bitten des
Autors habe man nach den Auftauchen der Morddrohungen den Artikel
anonymisiert, später offline gestellt und Anzeige erstattet, sagte der
stellvertretende Chefredakteur Oliver Michalsky. Vorausgegangen war ein
Eintrag auf der Internetseite "islambruederschaft.com". Dort heißt es: "Wir
fackeln nicht, wenn es darum geht, die Ehre von Mohammed zu verteidigen!"
Daneben ist ein Bild des ermordeten niederländischen Regisseurs Theo van
Gogh zu sehen, der 2004 von einem islamischen Fundamentalisten ermordet
wurde. (F.A.Z., 04.12.2010, Nr. 283 / Seite 40)

Wie oft musste ich diese Meldung weltweit lesen, wie oft waren es dubiose Angaben, dubiose Seiten, dubiose Hintergründe und irgendwann verliert man auch die Lust nachzuforschen. Viel zu leicht habe ich mich wohl auf die Propaganda-gegen-Islam-Begründung zurückgezogen und es einfach “geschluckt“. Zugegeben, es tut weh, wenn die eigene Religion, die man selbst als Liebes-Religion versteht, tagtäglich mit solch einem Dreck beworfen wird. Aber was kann man schon gegen solch eine geradezu Überschwemmung mit solchen Nachrichten ausrichten? Ohnehin ist es nervig, dass wir Muslime von allen diesen Dingen – die uns ja angeblich direkt betreffen – erst dann erfahren, wenn alle anderen schon reagiert haben. Obwohl die Hoffnungslosigkeit zu den größten Sünden im Islam gehört, kann man sich bei manchen Fronten einer gewissen Art der Resignation nur schwer entziehen.

So reiße ich mich also einmal mehr zusammen und gebe – eher routinemäßig – die Begriffe “Morddrohung“ und “die Welt“ in Google News ein, um etwas mehr zu erfahren, liegt doch die Meldung gerade einmal zwei Tage zurück. Merkwürdigerweise finde ich keinen einzigen relevanten Treffer. Das erscheint schon kurios angesichts des Propagandapotentials, das in der Meldung steckt. Also gebe ich die genannte Mordaufruf-Internetseite in Google News ein. Dieses Mal kein einziger Treffer. Meine Sinne werden wach. Was ist da los?

Normalerweise gehe ich nicht auf solche Seiten, um sie mir anzusehen, denn es steht ja ohnehin immer das Gleiche drin, und sie sollen durch meinen Besuch nicht unnötig einen weiteren “Besucher“ erhalten und denken, irgendjemand hätte Interesse an ihrem Dreck. Doch dieses Mal will es dann doch wissen. Es gibt aber nichts zu lesen auf jener Seite. Denn sie sei im Umbau. Jetzt muss der Cache-Speicher von Google helfen. Dort finde ich Überschriften wie: „Nein zur Demokratie!“, „Haessliche Versagerin Merkel ehrt einen Anfuehrer des Kuffr“, „Die Abtruennigen/Murtaddin raechen sich an unsere Geschwister“ usw.. Das ist die altbekannte Salafisten-Sprache. Aber wer steckt hinter der Seite? Meine als eher gelangweilte Anfangsroutine weicht und die Warnmechanismen wecken meine Sinne. Also ab zu der Internetsuche: Wem gehört denn die Seite?

Der Besitzer der Seite ist nicht so leicht ausfindig zu machen. Aber er sitzt ganz offensichtlich in der Türkei bei Adana und die Seite wird gehostet in Hongkong. Die Seite wurde erst im Frühjahr 2010 gegründet und hat eine Besucherzahl, die eher gegen Null neigt. Es gibt aber eine spezielle You-Tube-Kanal der Seite mit angeblichen deutschen Konvertiten, die in einem völlig akzentfreien Deutsch eine Art Salafisten-Islam verbreiten. Doch ich kann diese Märchen nicht einmal mehr den Salafisten zuordnen. Es klingt eher wie der “Islam“ aus der Labor eines westlichen Geheimdienstes. Dort zeichnet ein Mustafa al-Farsi (Mustafa der Perser) aus angeblich Khorasan. Aha, der Iran soll einmal mehr mit reingezogen werden. Doch mit dem Namen Mustafa – den gibt es einige Millionen Mal in der islamischen Welt – komme ich auch kaum weiter.

Dann gibt es doch einen Namen: Suat Secim soll dahinter stecken. Doch über ihn ist wiederum kaum etwas Substantielles herauszufinden. Merkwürdigerweise scheint jene Person (oder Firma) vor allem für übelste Porno-Seiten verantwortlich zu sein. Das ist ja wirklich ein toller “Islamist“.

Zurück zur Webseite, die jetzt mein Interesse geweckt hat. Sie soll auch in Facebook mitmischen. Da ich selbst aber von der Plattform nichts halte und nicht Mitglied bin, komme ich hier nicht weiter. An anderer Stelle erfahre ich, dass USAma bin Ladens Video dort erschienen sein soll. Ich wusste gar nicht, dass sein Phantom sich dieses Jahr schon wieder gemeldet hat?! Aber Seiten, auf denen jener USAma auftaucht, sind ohnehin eher einer bestimmten Richtung zuzuordnen, die sicher mit Islam nichts zu tun hat.

Weiter geht die Suche nach der IP-Adresse. Zumindest einstmals muss die Seite die IP-Adresse 89.107.224.116 gehabt haben. Angeblich wurde die IP wegen fehlender Zahlungen suspendiert. Es gibt aber eine Seite, die heute noch darauf verweist, welche anderen Adressen zur gleichen Zeit unter der gleichen IP zu erreichen waren. Dazu gehören – wie kaum anders zu erwarten – auch eine Reihe von Pornoseiten aber auch ein Roulette-Casino. Sollen so moralschwache Personen “rekrutiert“ werden? Unter der gleichen IP soll aber auch Premium-Umsonst.com arbeiten. Auf jener Seite gibt es tatsächlich einmal auch eine Kontaktadresse: Michael Schmidt, Dauerwaldweg 1, 14055 Berlin. Ein wirklich seltener Name!? Im Telefonbuch gibt es ihn jedenfalls nicht unter der Adresse. Die Internetrecherche, woher die Seite stammt, landet wieder in Adana. Ich dreh mich im Kreis.

Was hat eigentlich jener Mann geschrieben, dessen Artikel jetzt aus dem Internet verschwunden ist? Warum habe ich nicht zuerst danach gesucht? Natürlich gibt es jenen Artikel zuhauf im Internet. Er ist eine Sammlung von Abscheulichkeiten und dreisten Lügen. Dennoch finde ich es schade, dass die Springer-Propagandisten den Artikel aus dem Internet gelöscht haben. Denn darin befinden sich solche “Weisheiten“ wie: „Im Jahre 595 lernte der völlig mittellose Mohammed die reiche Witwe Chadidja kennen. Schnell wurde er „Geschäftsführer“ und Liebhaber der wesentlich älteren Dame. Damit begann sein sozialer Aufstieg. Chadidja wollte das Verhältnis zu ihrem jungen Galan legitimieren, doch ihr Vater sah in Mohammed nur einen dreisten Erbschleicher und verweigerte seine Zustimmung zur Heirat.“ Das dürfte eine Neuerung in der Weltgeschichte sein, dass ein bereits verstorbener Vater die Ehe seiner Tochter verhindert, aber diesen Muslimen ist wirklich alles zuzutrauen! Prophet Muhammad war gerade einmal 15 Jahre alt, als Chadidschas Vater starb und erst mit 25 Jahren haben sie geheiratet! Es gibt aber auch andere Weisheiten in jenem gelöschten Welt-Artikel: “Als Mohammed sein Ende nahen fühlte, zog er aus dem ihm verhassten Mekka wieder nach Medina.“ Selbst die islamfeindlichsten Orientalisten müssten über solch historischen Schwachsinn eher schmunzeln, denn Muhammad lebte seit der Auswanderung in Medina! Und solch ein historischer Unsinn füllt so ziemlich jede Zeile jenes Artikels in der Springer-Presse, der jetzt gelöscht wurde.

Ist der Artikel womöglich gar nicht wegen irgendeiner dubiosen Morddrohung (wer weis, von wem sie stammt) entfernt worden, sondern weil jeder Leser sofort erkennen könnte, dass solch eine extrem den Islam hassender Autor nicht einmal die geringste Spur von Ahnung über den Islam hat?! Nur, würde das die Springer-Presse jemals zugeben, dass sie islamhassenden Autoren ein Podium bietet, die noch nicht einmal die geringsten Anforderungen an Sachlichkeit erfüllen? Vielleicht hat die ganze Geschichte auch gar nichts mit irgendwelchen Mordaufrufen zu tun, sondern damit, dass ein sonst angeblich angesehener Autor der völligen Unsinnigkeit in der Islam-Hasser-Front überführt worden wäre?!

Ja, dieses Mal hat die Geschichte wohl weder mit einem Mordaufruf, noch mit irgendeiner Geheimdienstaktion zu tun, sondern einfach damit, dass ein “angesehener“ Autor sich als das geoutet hat, was diese Art von Schreiber ausmacht: Grenzenloser Islamhass mit Überschreitung jeglicher eigener ethischer und moralischer Grenzen und völlige Unkenntnis! Das würde auch erklären, warum in Google News wirklich kein einziges Wort darüber zu finden ist. Wie es aber für die Springer-Presse so zeitlich “passend“ eingerichtet wurde, dass jener inzwischen ebenfalls gelöschte Mordaufruf so zeitlich “geeignet“ erschienen ist, vermag ich nicht zu beantworten. Doch das können ja vielleicht die Geheimdienste, deren Interesse jetzt möglicherweise auch geweckt wurde.



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