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Re: Warum gibt es überhaupt Terroristen...?

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Von Willi Übelherr am 26. November 2010 02:39:24:

Als Antwort auf: Warum gibt es überhaupt Terroristen...? von Kurt Nickel am 18. November 2010 12:35:48:

hallo lieber herr nickel und alle,

wir wissen inzwischen, daß sich unsere wahrnehmungen der welt und ihrer inneren kräfte und den daraus abgeleiteten folgerungen extrem unterscheiden. nicht in den perspektiven einer friedlichen, auf gegenseitiger achtung und anerkennung beruhenden welt.

ihre frage 'warum gibt es terroristen' haben sie selbst nicht beantwortet. zurecht wurde die frage nach der begrifflichkeit gestellt, die sie anwenden. aber auch hier entziehen sie sich einer klaren haltung.

ihr umgang mit dem begriff 'terroristen' finde ich in vielen bürgerlichen, oberflächlichen, verschleiernden organen der meinungs- und anschauungsdestruktion. das soll wirklich kein persönlicher angriff sein. ich sehe sehr wohl, daß sie an humanistischen prinzipien sich binden. nur genügt dies nicht.

wie in vielen bereichen geht es um die begriffliche deutungshoheit. um all die assoziationen, die ein wort als begriff hervorruft. wir sehen dies ebenfalls am begriff demokratie, der ins lächerliche verstellt wurde. und im begriff semiten und anti-semitismus, der in seiner verwendung abhebt von der tatsache, daß die palästinenser die semiten sind, und nicht die siedler und landräuber aus den osteuropäischen gebieten.

terror verstehen wir als methode der angst- und schreckenskonstruktion. und hier finden wir die bandbreite der offenen anwendung durch direkte gewaltakte als auch die indirekte form der strukturellen gewalt. wir haben eine graduelle ausprägung der methodendichten, die allerdings immer darauf abzielen, die menschen zu haltungen und handlungen zu bringen, zu denen sie aufgrund des eigenen entscheidens nicht gewillt sind.

unter welchen bedingungen entstehen nun solche methoden? wir finden sie verdichtet und kontinuierlich in europa seit der organisierung des christentums als staatsdoktrin. und die theoretiker für die entwicklung dieser methoden sind auch in diesem raum konzentriert vorzufinden. zweck war immer, die elitäre gesellschaftsstruktur zu reproduzieren, die sich gründet auf die ökonomischen privilegien und vorrechte, umrankt mit dem konstrukt der elitären wertigkeitsskala zunächst gleicher menschen durch christliche ideologien.

terrorismus ist die basis staatlicher wirkung. dem steht die gesellschaftliche selbstorganisation gegenüber, die kraft der ratio, des verstehens der realität, keine zwangmaßnahmen erfordert und auch keine stationären zustände erhalten muß. die gesellschaft ist die zusammenfassung der menschen in ihren lokalen lebensbezügen. und so wie die menschen sich in der aktion mit ihrer umwelt entwickeln, so entwickelt sich auch ihr ausdruck, die gesellschaft. nur antagonistische erhaltungszwänge setzen die methodischen antagonismen in gang.

nicht die ausbildung von monotheoismen sind die grundlage für terroristische staatsmechanismen, sondern ihre formale anwendung auf filigrane soziale netzwerke und der verfestigung und erhaltung. auch im christentum finden wir sehr humanistische und pazifistische strömungen und die jüdischen gemeinden hatten ähnliche prinzipien. aber in ihrer friedlichen und empathischen orientierung waren sie gefahr zur zerstörung manifester strukturen und wurden deshalb ausgelöscht. allerdings nicht heimlich und vorsichtig. sondern offen brachial und mit absoluter konsequenz.

in der diskussion um terrorismen wird dies bewusst ausgeblendet. die machtapparate und ihre wahnsinnsakte werden als legitim behandelt. der widerstand gegen sie wird zum terrorismus umbenannt und propagandistisch als gefahr für alle bürger umdeklariert. wenn dies dominant vollzogen wird, unter zuhilfenahme vieler teilaspekte wird schuldübertragung und ablenkungsprojektionen, dann entsteht so ein begriffkörper wie in ihrem text hergeleitet wird und sie sich bemühen, in der unterstützung von widerstandsaktionen nur ja nicht in die nähe prinzipieller anerkennung der legitimität auch bewaffneter aktionen zu kommen, weil dies dann gleich, in ihrem sinne, terrorunterstützung wäre.

in den jüdischen bewegungen in den 40er jahren des letzten jahrhunderts entbrannte der streit um die notwendigkeit des bewaffneten widerstands. mit den SS-leuten zu diskutieren wäre wohl wenig sinnvoll gewesen. so hätte jeder noch einige dieser schergen mitnehmen können, wenn der tod eh vor ihnen stand. stattdessen haben sich die älteren an der selektion beteiligt, wer wohl als nächster widerstandslos in die gaskammer geht.

im widerstand der indios und kleinbauern gegen die oligarchie in südamerika, gegen die bewaffneten killer- und mordkommandos, die die vertreibung organisieren, damit dort das ethanol für okologischen sprit in europa produziert werden kann, ist wohl die diskussion mit diesen killern auch nicht besonders hilfreich. da hilft nur der bewaffnete kampf, weil die menschen sonst als märtyrer enden und nicht ihre kinder ernähren können.

und der friedliche widerstand hier in deutschland wie in gorleben oder stuttgart? solange der raum da ist, die gestaltung durch demokratische prozesse zu übernehmen, werden wir ihn nutzen. weil er die verhärtung von uns selbst, die jeder widerstand begleitet, verhindert. in den fotos und videos zu den polizeieinsätzen sehen wir allerdings die gewaltbereitschaft und das potential zum terrorismus durch staatliche organe.

was bringt nun menschen dazu, als helfershelfer sich an den gewaltexzessen gegen die bevölkerung zu beteiligen ohne eigentlicher nutznießer zu sein? hier treffen wir auf die spezifische form der ökonomie, ihre geldgetriebenheit bei gleichzeitiger auflösung der subsistenz. das sind die wesentlichen vorraussetzungen, um überhaupt menschen unter die ideologische kontrolle zu bringen, um sie systematisch der empathie zu berauben, ihre eigenständigkeit zu brechen und sie willfährig zu machen.

zu recht haben sie darauf hingewiesen, daß die sozialen bedingungen menschen zu den wahnsinnigsten handlungen treiben. allerdings meinten sie hier wohl diejenigen, die sich im widerstand gegen die zerstörung ihrer lebensgrundlagen befinden oder zumindest dies meinen, zu sein. mit 'wenn sie Nahrung, Arbeit und Wohnraum hätten' war dies wohl gemeint. mal abgesehen von dem unsinn, hier in dieser kette den begriff arbeit gleichwertig einzubringen, gilt dies doch wesentlich für die bezahlten terroristen der staatsgewalten aller orten. also für menschen, selbst nicht zur elite zugehörig, die die drecksarbeit als gekaufte schergen ausführen und relativ etwas besser gestellt werden.

all diese ökonomischen ausprägungen, und sie sind immer die basen, entfalten den raum und erhalten seine wirkungsfähigkeit. wenn wir etwas ändern wollen, dann sollten wir an den grundlagen ansetzen. rassismen, der hass gegen anders sich verhaltende und lebende menschen, der kampf um kleinste vorteile, der fokus auf eigenste interessen, all dies löst sich nebenher auf, wenn die materiellen grundbedingungen für alle im gleichen 'Maße' gegeben sind.

mit grüßen, willi



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