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Wahrhafte Christen sind gar nicht scheu

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Von Muhammad Krüger am 30. Oktober 2010 03:26:21:

Als Antwort auf: Die Scheu des Westens vor den Muslimen von Kurt Nickel am 29. Oktober 2010 19:07:46:

Lieber Kurt,

möge Gott dir immer beistehen, dein gutes und großes Herz vor allem Schlechten zu schützen!

Deine langen Ausführungen haben für sich schon eine entsprechende Würdigung verdient, ich hoffe dazu komme ich später einmal. Zunächst möchte ich versuchen, deine Frage zu beantworten.

> Was fällt dem muslimischen Bürger spontan ein, wenn er das Christentum schildern soll?
> Eine ehrliche Antwort würde mich sehr interessieren...

Meine Position ist nicht die eines geborenen Muslim aus orientalischem Kulturkreis, sondern der eines Menschen, der bewusst dem Islam den Vorzug über das Christentum gegeben hat.

Jesus der Sohn Marias ist für mich die zentrale Verbindung zwischen Christen und Muslimen. Die Worte und Taten Jesu und die Worte und Taten Muhammads sind von absolut gleicher Reinheit und Fehlerlosigkeit. Die wichtigste Botschaft beider war es, den Menschen den Weg Gottes zu zeigen: Gottes unendliche Liebe, und der verzweifelte, sehnende, verlangende Wunsch des Menschen, diese Liebe zu erwidern zu können.

Das Christentum ist für mich -von weitem betrachtet und ohne auf die verschiedenen Richtungen einzugehen, so wie du es im Fall des Islam getan hast- eine göttliche Religion. Diese Religion wurde jedoch in ihrer Ursprünglichkeit verändert. Ganz genau wie "der Islam" und "das Judentum", das wir heute wahrnehmen.

Alles und jedes Göttliche auf dieser Welt, das der freien Entscheidung des Menschen unterliegt, ist der Gefahr der Veränderung ausgesetzt. Nicht durch "Juden", "Christen", Muslime" oder "Ungläubige", sondern durch einen Störenfried von Gottes Gnaden: den Teufel. Der Teufel versucht (auf Gottes Geheiß!) dem Göttlichen das Weltliche entgegenzusetzen und den Menschen abzulenken. Auf den Weg von materiellem Reichtum und Macht zu leiten.

Die gravierendste Veränderung erlitt das ursprüngliche Christentum, als im Jahr 333 auf dem Konzil von Nicäa die Doktrin von der Dreifaltigkeit Gottes eingeführt wurde, und der Sohn der Maria zum Sohn Gottes erklärt wurde. Für mich persönlich weder mit dem Herzen noch mit der Vernunft nachvollziehbar.

Der Christ
von heute nehme ich sehr uneinheitlich wahr. Bleiben wir hierbei in Deutschland. Ich sehe eine Reihe bewusste, religiöse Christen, denen die Liebe zu Gott aus den Augen abzulesen ist. Es ist eine Freude, solche selbstlosen, unaufdringlichen und hilfsbereiten Menschen im Nachbars- oder Freundeskreis zu haben!

Die Mehrheit der Christen in unserem Land lebt diese Prinzipien nicht erkennbar. Einige verlassen sogar die Kirchen; die Materialisten aus rein weltlicher Sicht: um Kirchenstauer zu sparen. Oder die Überzeugungstäter, weil sie das Verhalten und die Position ihrer Kirche nicht teilen.

Etwas das mir auffällt ist die extrem individuelle Interpretation christlicher Werte bei den Einzelnen, mit denen ich spreche. Es ist teilweise sogar widersprüchlich.

Was mir auch auffällt, ist dass solche Christen, die ihre Religion ernst nehmen, ein aufmerksames Auge auf den Islam haben, teils hervorragend informiert sind und ihre Informationen direkt von Muslimen geholt haben. Wenig Medienvertrauen aufweisen! Die kaum Berührungsängste mit Muslimen haben, oft sogar Vertrauen. An den vergangenen Tagen der deutschen Einheit, dem Tag der offenen Moschee, habe ich zahlreiche wunderbare Gespräche in dieser Richtung gehabt.

Die Christenheit
Gesellschaftlich gesehen bemerke ich, eine versuchte Einflussnahme auf die Christenheit. Das Christentum ist nunmal die herrschende Religion in der reichen ersten Welt. Wer Reichtum und Macht für sich will, wird versuchen die Menschen dort wo der Reichtum ist, zu manipulieren und für sich einzuspannen. Brot und Spiele sind eine Möglichkeit, aber die Ausnutzung christlicher Gefühle ist eine andere. Und das beobachte ich in diesem Land täglich.

Bei jedem Mal, bei der ein Christ zusammenzuckt, auch nur innerlich, wenn er irgendwo Angst vor einem Muslim hat, hat er Angst vor mir.

Die Definition einer christlichen-jüdischen Leitkultur ist nur eines der wenigen sichtbaren Merkmale, wie auf dem Rücken der christlichen Religion Politik gemacht wird.

Was ich im Christentum ganz klar vermisse, ist Führung! Führung in Richtung der Ideale. Stattdessen solche Politiker die Religion, obwohl es ihnen nur um Prozentpunkte bei dieser oder jener Wählerschicht geht. Solche Leute benutzen heute die Religion, morgen die Angst vor Rezession, übermorgen die Sorgen um eine möglichst hohe Rente für ihre Ziele - und am besten es gibt ein klares religiös-ideologisches Feindbild.

Das Christentum ist in seiner Gesamtheit führerlos, um es gegen solche Instrumentalisierungen zu schützen. Alle Religionen können in Frieden miteinander leben. Den besten Beweis finden wir in Jerusalem der letzten 1000 Jahre. Machthaber der Muslime eroberten Jerusalem, Machthaber der Christen (Könige)schickten Kreuzzügler, nach der Rückeroberung gab es mehrere Jahrhunderte Frieden unter überwiegend religiöser Führung, 1948 besetzten Machthaber der Juden (Zionisten) das Land. Immer wenn weltliche Machthaber im Spiel waren, wurde Religion instrumentalisiert. Das Extrembeispiel, das ich als Muslim wahrgenommen habe, war George W Bush und sein christlicher Kreuzzugswahn. Die Führungsmacht der Welt ist christlich, und sie ist ausbeutend und unterdrückerisch - und ihre Führer rasseln mit Säbeln gegen die Muslime. Auch Obama! Das ist alles andere als ein gutes Aushängeschild für das Christentum.

Ich wünsche dem Christentum eine globale spirituelle Führung, die sich an reinen göttlichen Prinzipien orientiert, die sich von (italienischer [[zwinker]] ) Geheimniskrämerei distanziert und offen und transparent ist, auf die Bedürfnisse des Menschen ausgerichtet, die weise und mäßigend ist und die Machenschaften von politischer Instrumentalisierung der Religion entlarvt und unterbindet.

Wah welch ein Satz, so etwas hat die muslimische Weltgemeinschaft selber nicht.
Daher wünsche ich es auch allen Muslimen, und selbstverständlich auch allen Juden.



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