Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen


Wie kann es Fremdenfeindlichkeit ohne Fremde geben?

Neues Thema eröffnen

Neuste Beiträge

Einzelansicht

Themenansicht

Archiv

Registrieren

Foren-Links

Kontakt

Muslim-Markt

Von Yavuz Özoguz am 14. Oktober 2010 10:24:44:

Wie kann es Fremdenfeindlichkeit ohne Fremde geben?

Rassisten denken und hantieren grundsätzlich in Kategorien der pauschalisierten Hetze. Daher wird es Zeit, einige Begriffe zu hinterfragen.

Als “fremd“ gilt jeweils das, was nicht den eigenen Vorstellungen entspricht bzw. derart ist, dass man nicht weiß, wie man darauf eingehen soll, weil man es nicht kennt. Daher fühlt man sich “fremd“ in einer Umgebung, die so völlig anders reagiert und handelt, als man es “gewohnt“ ist. Jenes “Fremde“ kann aber nicht nur zur Verunsicherung, sondern auch zur Bereicherung führen, wenn man dadurch aus seinem gewohnten Trott herausgeholt und in ein konstruktives sich stetig entwickelndes Leben “integriert“ werden kann.

Das “Fremde“ oder das “Andersartige“ ist in den Grundlagen der Schöpfung bereits verankert. Es gibt keine zwei “gleiche“ Menschen. Und so lange man einander nicht kennt, ist der Andere “fremd“. So sind z.B. Mann und Frau einander “fremd“. Kein Mann kann sich vorstellen, wie es ist, ein lebendes Wesen im Leib zu tragen oder gar mit dem eigenen Körper zu nähren. Eine Frau hingegen kann das (selbst wenn sie noch kein Kind bekommen hat). So gesehen sind sie einander “fremd“. Sie lernen aber einander kennen und ihre Vereinigung kann zur größten Bereicherung der Menschheit führen. Islamisch betrachtet handelt es sich sogar um eine “Wiedervereinigung“, sind sie doch aus einer Seele erschaffen.

Und so ist es auch bei allen Menschen! Alle Menschen sind Kinder Adams und Evas. Selbst wenn Evolutionsbiologen dem widersprechen mögen, so ist es eine ideologische Aussage, die alle Menschen zusammenführt. Sicher erscheint ein Dunkelhäutiger einem Hellhäutigen zunächst “fremd“, aber wenn sie in einer Wohngemeinschaft über einen längeren Zeitraum zusammen leben, sind sie es nicht mehr.

Und so ist der praktizierende Muslim dem Nichtmuslim zunächst auch fremd. Der Nichtmuslim reicht der Muslima die Hand, die entschuldigt sich und sagt, dass sie keine fremden Männer berührt. Das ist “fremd“. Er kann sie nicht zum Tanzen auffordern, nicht mit ihr flirten. Sie geht nicht mit ihm an Strand und die Bockwurst mit Pommes isst sie auch nicht mit, geschweige denn, dass sie das Bier mittrinken würde. Das ist zunächst fremd. Aber wie lange? Wenn diese Leute Nachbarn sind, dann wundert man sich auch darüber, dass sie einem ab und zu etwas von dem überschüssigen Kuchen abgeben oder zu Weihnachten beschenken – obwohl man doch sonst keine Beziehung hat. Und wenn man einmal wirklich Hilfe braucht, lassen die alles stehen und liegen und kommen zur Hilfe. Auch das ist zunächst fremd. Doch wie lange?

Nichtmuslimische Bürger, die mit praktizierenden Muslimen zusammen leben, mit ihnen benachbart sind, wissen diese Dinge nach kurzer Zeit, und dann ist das alles nicht mehr fremd! Manche kommen mit jenen Sitten gut zurecht andere weniger, manche mögen sie, andere weniger, aber fremd sind sie nicht mehr! Dieses falsche “Fremdheitsgefühl“ wird bestätigt durch die Umfragen und Statistiken, die deutlich darauf hinweisen, dass dort, wo es weniger Muslime gibt, mehr Islamhass herrscht, als dort, wo es Muslime gibt.

Tatsache ist, dass der Zuzug von Muslimen ins Land in den letzten Jahren kaum noch stattfindet! Nur ein geringer Teil der “Migranten“ sind Muslime. Dort, wo sie leben, müssen sie nicht “fremd“ sein. Jedes Jahr öffnen tausende Moscheen am Tag der offenen Moschee die Türen für die Bevölkerung. Aber auch außerhalb jenes Tages kann man die meisten Moscheen besuchen und sich dort über die “Bräuche“ informieren. Der Islam und die Muslime brauchen nicht “fremd“ zu sein für alle jene, die das Fremde überwinden wollen. Und möglicherweise erkennen sie dann darin eine Bereicherung.

Nun gibt es aber auch Herrschaften, die – obwohl es nicht fremd ist – das “Andere“ ablehnen. Sie behaupten, dass ihr Lebensstil der Wahrheit letzter Schluss ist und bestehen darauf, dass sich die Menschheit ihrer “Leitkultur“ anzuschließen hat. Es wirkt sehr “befremdlich“, wenn Menschen auftreten und behaupten, dass sie für alle Zeiten ein kopftuchfreies Land wünschen und dieses sogar gesetzlich durchsetzen wollen. Geht es diesen Menschen um “Heimat“, um “Fremde“, um ein friedliches Zusammenleben aller Menschen, oder geht es diesen Menschen um Unterdrückung und gewaltsamer Monopolisierung bzw. Uniformierung? Was geht es diesen Menschen an, wenn eine Gruppe von Menschen sich anders kleiden möchte? Der Islam ist seit 40 Jahren in diesem Land unübersehbar, hat aber auch vorher im Land existiert! Wie kann er da noch fremd sein? Und wenn er immer noch für einige “fremd“ erscheint, wer ist dann Schuld daran? Sind für jene Menschen nicht auch körperlich Behinderte, Superintelligente, geistig Behinderte, Nonnen und Mönche, Menschen, die sich die Haare lila färben, Frauen, die liebend gerne Mutter und Hausfrau sind, und viele Andere mehr auch fremd?

Bedauerlicherweise wird an dieser Stelle das “Fremde“ mit der sozialen Komponente und dem Fehlverhalten einiger Mitglieder jener Gruppen vermischt. Ein verbrecherischer Junge in der Hauptschule, der mit seiner Gang andere ausraubt und Drogen verkauft ist doch nicht so, weil seine Mutter möglicherweise ein Kopftuch trägt? Wer käme auf solch einen absurden Gedanken? Und ein “Sozialschmarotzer“ ist doch nicht deshalb eine Belastung für die Gesellschaft, weil sein Vater betet und eine Bart hat.

Das Problem der kapitalistischen Welt ist, dass das System sich im unaufhaltsamen Zusammenbruch befindet. Schon immer hat das System vor allem dadurch bestanden, dass es bestimmte Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt hat, so dass eine wirklich “fremde“ Gruppe, die Gruppe der Superreichen, machen konnte, was immer sie wollte, während die Armen damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zu bekämpfen. Die derzeitigen “Unruhen“ im Land sind geradezu ein Witz gegenüber dem, was uns allen noch blühen wird, wenn es immer weniger Geld für die Bürger und immer mehr Geld für die Zinsen und damit Banken geben wird. Die sozialen Unruhen werden tagtäglich zunehmen. Man muss kein Prophet sein, um das vorherzusagen. Und gegen wen müssten sich jene Unruhen richten? Normalerweise gegen jene, die Hunderte von Milliarden an Steuergelder veruntreuen und nicht gegen jene, die nicht einen Bruchteil davon verbrauchen könnten, selbst wenn sie “Sozialschmarotzer“ wären. Doch die Machthaber haben nicht das große Interesse daran, dass sich der Unmut gegen sie entlädt. Und so jagen sie den einen Teil der Bevölkerung auf den Anderen, heute massiver denn je zuvor. Die beiden größten kapitalistischen Verlagskonzerne haben es zum Kochen gebracht, und jeden Tag folgt entweder eine weitere Studie, ein weiterer profiliergieriger Politiker oder ein sonstiger Hetzer, der auf den fahrenden Zug aufspringt. Es ist zu einem Selbstläufer geworden.

In der Folge lassen sich einige Idioten aufhetzen und reißen mitten auf Deutschlands Straßen einer Frau das Kopftuch vom Kopf mit der Aussage, dass man in Deutschland kein Kopftuch trage. Ist das nicht das eigentliche “Befremdliche“? Sind nicht die Hassprediger der Bildzeitung und ähnlicher Medien die “fremden“ im Land. Sie werden nicht mehr als „fremd“ empfunden, weil so viele sich an sie “gewöhnt“ haben. Aber würden jene Leser es einen Tag schaffen, sich davon zu befreien und einmal sachlich darüber nachzudenken, würden jene Leser sich ein Mal in die Rolle eines Opfers jener Hassprediger versetzen – und es kann jeden erwischen – dann würden Sie erkennen, was “fremd“ ist, und was nicht.

Der Kapitalismus ist eine unmenschliche Ideologie, die den Rassismus allein schon deshalb benötigt, um die Menschen gegeneinander aufhetzen und sie ausbeuten zu können. So wird es in einem kapitalistischen System immer eine “Leitkultur“ geben, allein schon, um andere auszugrenzen. Jene “Leitkultur“ ist vor allem deshalb so perfide, weil sie sich der gestohlenen Kleider anderer bedient. So tritt z.B. derzeit die kapitalistische Leitkultur im missbrauchten Namen von Judentum und Christentum auf. Während jene Religionen aus ihrem Selbstverständnis heraus für Nächstenliebe eintreten müssten, wird in ihrem Namen für Nächstenhass geworben!

Das wirklich Fremde ist der Kapitalismus, denn er ist unmenschlich! Weisen wir also das Fremde aus und verjagen wir ihn, damit er nie wider Menschen aufeinander hetzten kann!

Muslime sind in diesem Land schon lange keine Fremden mehr. Und Feindlichkeit gegenüber Mitmenschen schadet auch jedem feindlich gesonnenen; das zumindest behauptet das christlich-jüdische Erbe. So gibt es keine Fremden im Land, und damit dürfte es auch keine Fremdenfeindlichkeit geben. Der vermeintlich “fremde“ ist daher möglicherweise nur ein Spiegelbild der eigenen inneren Einstellung, die sich völlig von der Menschlichkeit “entfremdet“ und zum Götzendienst unter dem Kapitalismus entwickelt hat. Das Fremde ist nicht die Frau mit dem Kopftuch, sondern die eigene Seele, die durch diesen fremden Hass derart verstümmelt ist, dass der Geist Gottes in seinem eigenen Herzen nicht mehr zu erkennen ist.

Würde er sich selbst kennen, dann würde er aber erkennen, dass wir letztendlich alle “fremd“ in dieser Welt sind und sie eines Tages Richtung unserer wahren Heimat verlassen werden. Auch das sagt das christlich-jüdische Erbe. Also bereiten wir uns gemeinsam auf die Heimreise vor, alle gemeinsam durch Nächstenliebe und Hass auf den fremden Sklavendienst am Kapitalismus.



Antworten: