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Es gibt kein „auserwähltes“ Volk.

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Von Kurt Nickel am 22. September 2010 13:54:36:

Wenn Hochmut zum Größenwahn wird.

Schon immer in der Weltgeschichte gab es Epochen, in denen ein Volk, mehrere Volksgruppen oder Religionsgemeinschaften aus den anderen Gruppen des Menschengeschlechtes herausragten.

Und immer beherrschten diese Gruppen riesige Territorien und breiteten sich aus. Überlegende Waffentechnik und gleichzeitiges Bildungsniveau war der Ausdruck ihrer Überlegenheit. Sei es die Römer, Griechen, Türken, Hunnen und vor Jahrtausenden die Chinesen. Nun könnte man sich streiten, ob es Wissen oder Bewaffnung war, was der Ausschlag für Überlegenheit darstellt. Fest steht jedenfalls, dass das Eine ohne dem Anderen nicht möglich ist und umgekehrt. Fest steht zudem, dass immer eine angepasste soziale Struktur mit Ordnung und Disziplin den dominanten Aspekt darstellten.

In dieser Phase des Hochgefühls kamen natürlich Gedankengänge zutage, in denen sich der Überlegende auch als Auserwählter fühlen musste. Schnell waren Fürsprecher jeweiliger Thesen bereit, alle Aussagen der Auserwähltheit zu untermauern. Geschah das vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden unter dem Aspekt der Gottesgnade, lief dieser Prozess in der Neuzeit mehr auf der wissenschaftlichen Ebene statt. „Genetische Dispositionen“ oder die Gedanken, einer „außergewöhnlichen Rasse“ anzugehören, wurde dann gern als Grundlage der eigenen Anschauung dem Volk mitgeteilt, dass dann voller Stolz allen Aufrufen der Eroberung folgte und dadurch oftmals blindlings ihrem Untergang und Verderben entgegenstrebte.

Dieser Vorgang ist so ziemlich das Gefährlichste, was die Menschheit zu bieten hat. Ganze Völker haben sich in ihrem fanatischen Wahn und der blinden Gefolgschaft selbst um alles gebracht, was ihnen wichtig war.

So ganz nebenbei wurden dann noch ganze Gemeinschaften ausgerottet, da sie ja nicht jener Ausgewähltheit angehörten und somit keine Berechtigung des Daseins hatten. Wie Ungeziefer trieb man sie zusammen und vernichtete ihre Existenz.

Doch diese Ausbreitung der Kulturen ist immer nur bis zu einer Grenze der Übersättigung möglich, wenn dem Lustempfinden keine Steigerung mehr geboten werden konnte, kippte das Ganze um. Trägheit und Müßiggang ersetzten einstmalige Motivation und Innovationsdrang. Natürliche Vorgänge des Antagonismus zeigen sich dann letztendlich immer wieder als das stärkere Element. Im Grunde ein natürlicher Vorgang, der fortlaufend in allen Bereichen der Natur erfolgt.
Das Ende einer Dynastie erfolgte dann entweder von innen heraus oder sie wurde von außen überrollt. Kulturen, die teilweise über Jahrhunderte existierten, fanden so ihr Ende oder wurden wieder auf ein erträgliches Maß zurückgesetzt.

Doch wie ist es überhaupt möglich, dass das eine Volk dem anderen Volk überlegen wird?? Sind nicht alle Menschen in ihren Grundvoraussetzungen gleich, oder sind es doch genetische Dispositionen...?

Es ist einzig die Bildung, die die Volksgruppen voneinander unterscheiden!!

Alle am Beginn des Beitrages erwähnten Volksgruppen waren in ihrer Epoche vom Bildungsniveau ihren Konkurrenten überlegen!!

Die Ressourcen eines Menschen oder einer Volksgruppe sind immer begrenzt. Ob man den Schwerpunkt seiner zur Verfügung stehenden Energie nun in Stammesfehden, Gebete und Glaubensrituale einsetzt oder in massiver Bildung der Bevölkerung investiert mag jedem selbst überlassen sein. Und es gibt in jeder Kultur geistige Elemente, die für ihn wichtig sind und die gepflegt sein sollten. Nur möge man aufpassen, dass man vor lauter Gebet und Bruderzwist nicht den Anschluss verliert und einzig der Terror übrig bleibt, um sich gegen die Übermacht von außen zu erwehren.

Die Liebe und die Achtung zu Gott werte ich als äußerst wichtig und die Methoden, die jeder für sich dazu benötigt seien ihm überlassen. Doch das Augenmaß und die Wichtigkeit hierfür sollten entsprechend angepasst werden, so dass die Zufriedenheit auf allen Seiten erfolgt.
Jemand, der den ganzen Tag im Gebet verbringt mag zwar das Gefühl zu haben, dass Gott mit ihm zufrieden ist, doch seine Arbeitsleistung und die Bildungsbereitschaft leiden dann erheblich, denn Bildung und Wohlstand muss nun mal erarbeitet werden.

Es gibt Länder, die sind sehr strenggläubig und halten trotzdem einen hohen Bildungsstandart aufrecht und es gibt Länder mit gleicher Strenggläubigkeit, da verpufft die Energie, die ihnen zur Verfügung steht, mehr in religiösen Fanatismus. Die Toleranzgrenze ist dort derart niedrig angesetzt, dass kreative Gedanken sogar mit Lebensgefahr verbunden sein können. Doch ohne eine gewisse Portion Toleranz ist eine Entwicklung nicht möglich, man verharrt praktisch immer auf den Stand von einst und ist auf (z.B. technische) Innovationen Anderer angewiesen, die von der eigenen Ideologie verteufelt werden.

Jemand, der seine gesamte Energie auf die Gläubigkeit konzentriert, nimmt sich selbst die Freiräume, der Entwicklung. Mag sein, dass es ihm Befriedigung bereitet, Gott sehr nahe zu sein, doch Entwicklung und Kreativität bleiben begrenzt. Doch hierfür benötigt man eine gewisse Freiheit, die oftmals durch Verbote und Einschränkungen ausgebremst wird. Die Kreativität wird dann von der Angst blockiert. Angst, die den Menschen lähmt und verunsichert, durch innovative Gedanken den ideologischen Vorgaben noch zu entsprechen.

Wenn ich jemanden lieben muss, vor dem ich Angst habe, so ist das erzwungene Liebe, die niemals wachsen kann. Insofern ist das Element Angst ein denkbar ungeeignetes, um Gottes Liebe zu verkünden und gleichzeitig mit Strafe und Sanktionen zu drohen. Liebe zu Gott muss von innen heraus kommen. Insofern sollte die Liebe zu Gott verkündet und nicht die Strafe von Gott gedeihen. In diesem Fall stimmt (für mich) das System nicht, es liegt ein elementarer Systemfehler bei den Methoden der Anwendungen vor. In allen Epochen unserer Geschichte waren Angst und Einschränkungen immer nur Hilfsmittel für absehbare Zeiträume, bis dass sich die Masse dagegen wehrte. Doch gegen Liebe und Freiheit hat sich noch nie jemand gewehrt! Allein von der Logik her werden sich diese Elemente letztendlich durchsetzen, ob es den jeweiligen Machthabern passt oder nicht.

Doch ich fürchte, leider wird die Menschheit hierzu noch sehr lange brauchen, bis sie begreift...

Abschließend sei nochmals betont: Es gibt keine auserwählten Völker, es gibt keine niederen Rassen und es gibt keine genetischen Dispositionen für Völkerstämme, die als dummer eingeordnet werden können, als Andere.
Es gibt einzig das Element Bildung, das allen Menschen im gleichen Ausmaß zur Verfügung stehen sollte!! Dann wären für genetische Dispositionen und rassistischen Zuordnungen kein Raum mehr gegeben...

Ich hoffe sehr, dass sich Niemand gekränkt fühlt, dessen Glauben als tragendes Element seiner Religion das Gebet darstellt. Das war wirklich nicht die Absicht des Beitrages. Ich selbst suche jeden Tag den Kontakt zu Gott und weiß, wie wichtig das ist. Aber man sollte dabei nicht das Leben vergessen und wie wichtig es ist, hierfür Grundlagen zu schaffen. Ich wollte nur behutsam auf etwas hinweisen, wobei ich mich gern eines Anderen belehren lasse falls ich mich irren sollte...




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