Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen


Sollen wir zum Vatertag gratulieren?

Neues Thema eröffnen

Neuste Beiträge

Einzelansicht

Themenansicht

Archiv

Registrieren

Foren-Links

Kontakt

Muslim-Markt

Von Yavuz Özoguz am 13. Mai 2010 11:49:33:

Als muslimische Minderheit in Deutschland gratulieren wir der Mehrheitsbevölkerung in der Regel zu ihren großen Feiertagen, aber sollen wir auch zum Vatertag gratulieren?

Heute ist eigentlich – auch wenn es die meisten Bürger im Land nicht wissen – eines der größten christlichen Feiertage, denn es geht um nichts Geringeres als Jesu Himmelfahrt! Auch aus muslimischer Sicht kann der Tag so gesehen mitgefeiert werden, denn auch Muslime glauben, dass Jesus zeitweilig aufgestiegen ist und eines Tages wieder kommen wird. Aber wozu sollten wir heute im Einzelnen gratulieren?

Sollen wir dazu gratulieren, dass die Menschen den heutigen christlichen und spirituellen Feiertag “Christi Himmelfahrt“ einfach umbenannt haben in “Vatertag“, obwohl Jesus nie verheiratet war, nicht Vater ist und die Umbenennung lediglich als Gender Mainstreaming Konsumproporz zum vorher aus rein kapitalistischen Zwecken erfundenen Muttertag umbenannt wurde?

Oder sollen wir dazu gratulieren, dass es ohnehin kaum noch Väter im Land gibt, dafür aber heute eine Vielzahl von Männern mit dem Fahrrad unterwegs ist, weil die praktische Bedeutung des Tages nicht einmal mehr mit Vaterschaft, sondern eher mit kollektivem Besäufnis zu tun hat (Achtung! Auch als Fahrradfahrer kann man seinen Führerschein verlieren!).

Die Gratulation ließe sich Ausweiten auf die offensichtliche Rettung des Abendlandes vor der Überschwemmung mit Burkas. Die einzigen Burkas und Gesichtsschleier, die man in Deutschland in Gruppen gesichtet hat, waren vor allem in den teuersten Luxus-Schicke-Micki-Läden von Münchens Innenstadt zu sehen, wo aufgedunsene Könige und Prinzen die Gelder, die sie dem eigenen Volk gestohlen haben, verschwenderisch in Gold und Diamanten umsetzen. Wie wäre es, wenn ab sofort auch in Deutschland (insbesondere in München) ein Einreiseverbot für Frauen mit Gesichtsschleier und Männer mit Übergewicht und weißem Pyjama (pardon Kleider) verordnet wird als Beitrag zur Wahrung der Menschenrechte in den ganzen Königtümern? Das Verbot sollte zudem ausgeweitet werden auf jeden Militärvertreter, der mit seiner Burkafrau zum Kauf von Waffen nach Deutschland reist! Ja, wäre das nicht ein Anlass zur Gratulation?

Man könnte – angesichts der Fixierung des Tages auf Männer – auch gratulieren, dass Deutschland seit einigen Jahren auch eine Gruppe von Männern hat, die an diesem Tag ganz sicher nicht trinken können (und auch nicht wollen), weil sie ihr gesamtes Bewusstsein dafür brauchen, um ihr eigenes Leben irgendwie zu schützen, weil sie sich in Ländern herumtreiben, in denen die einheimische Bevölkerung keine Besatzungssoldaten mag! Und merkwürdigerweise empfinden große Teile jener Bevölkerung die bis an die Zähle bewaffneten und uniformierten Soldaten als Besatzungssoldaten und können sich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass jene Truppe für einen “versehentlich“ ermordeten Zivilisten, sage und schreibe, ca. 2000 EUR (in Worten Zweitausend) locker macht als Entschädigung. Zu allem Übel achten jene “Terroristen“ nicht einmal den Christi Himmelfahrtstag (ist nicht jeder ein “Terrorist“, wenn er Deutsche Soldaten auf seinem eigenen Boden bekämpft?).

Oder sollen Muslime heute den Christen dazu gratulieren, dass zumindest bei den Katholiken heute die Pfingstnovene beginnt und mindestens neun von zehn Katholiken – und fast alle anderen Christen – gar nicht wissen, was das ist?

Man könnte aber auch dazu gratulieren, dass sich Deutschland in einem neuen Finanzweltkrieg befindet (nicht gegen Russland, nicht gegen China, nicht einmal gegen den Iran oder Afghanistan), sondern gegen die USA, an dem viel mehr eigene Bürger und fremde Zivilisten zugrunde gehen werden, als in sämtlichen “echten“ Kriegen, in die Deutschland verwickelt ist, und dennoch es an der “Heimatfront“ kaum jemand merken möchte und die gesamte politische Führung zudem mit dem Kriegsgegner paktiert.

Man könnte ja auch zu einem ökumenischen Kirchentag gratulieren, in der eine durch Missbrauchsfälle gebeutelte Geistlichkeit auf der einen Seite mit der durch einen Alkoholskandal betroffene Geistlichkeit auf der anderen Seite ausgerechnet am heutigen Tag zu Ehren Jesu über folgende Themen offiziell diskutieren wird:
11.00-12.30 Christliche Homophobie: drei theologische Diskurse - Vortrag mit Diskussion - Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft “Schwule Theologie“
11.00-12.30 Gesegnet auf gemeinsamen Wegen - Kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften - Pfarrerin Dankeskirche II, München
14.00-15.30 Oue(e)rgelesen - Literaturcafe - Vorstandsmitglied des Vereins "Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e.V. (HuK)"), Bochum
14.00-16.00 SchwullesbIsche Stadtführung Christine Schäfer, Forum Homosexualität München - Lesben und Schwule in Geschichte und Kultur, München
14.00-16.00 Homosexuell und christlich - das geht! Diskussion mit dem Autor
16.00-18.00 Sexualität und Spiritualität Vortrag mit anschließendem Workshop - Homosexuelle und Kirche

Und noch einmal könnte man zur Rettung des Abendlandes gratulieren, da der deutsche Innenminister selbst bestimmten möchte, wer die Muslime im Land zu vertreten hat und daher eine Konferenz einberuft, die nicht einmal ihm nützen kann, geschweige denn irgendjemandem anderen.

Nicht zuletzt könnte man gratulieren, dass eine mehrheitlich Gott kaum kennende Gesellschaft in der Anbetung des Kapitals ein neues goldenes Kalb gefunden hat und dieses seelenlose Wesen inzwischen mehr anbetet, als jemals zuvor den wahren Gott.

Oder sollte man für den unerträglichen Sarkasmus des Autors dieser Zeilen gratulieren, den der betrunkene Vatertagssäufer ohnehin nicht verstehen wird?

Es gibt aber auch einen Weg zu gratulieren, der sich vom obigen Weg unterscheidet! Auch in diesem Land gibt es noch immer – man glaubt es kaum – gläubige und praktizierende Christen. Sie fahren heute kein Fahrrad und viele sind auch nicht auf dem Kirchentag, aber sie glauben wahrlich an Jesus als Offenbarung Gottes, als gelebtes Wort Gottes, als Erlöser. Und Muslime glauben an den Geist Gottes, der sich in Jesus offenbart. Der Tag, an dem dieser Geist aufsteigt – sei er heute oder an einem anderen Tag – ist es wert, dankbar zu sein, dass die Menschheit solche Heiligkeiten auf Erden gesehen hat. In dieser Dankbarkeit kann die konstruktive Hoffnung mitschwingen, dass der Mensch als Liebesempfänger Gottes für ein sehr hohes Ziel erschaffen wurde und daher sich in diese Richtung bemüht zu entwickeln. Ist nicht der Weg das Ziel? Und sagt nicht Jesus in einer Art “Hadith-Qudsi“, in einer Art heiligen Überlieferung, in der die Zunge des Sprechers zur Zunge Gottes wird: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“? Ja, allein für solche Worte lohnt es sich zu gratulieren und dankbar zu sein. Daher gratulieren wir allen christlichen Mitbürgern, die sich an solchen Worten Gottes erfreuen, zu diesem heiligen Tag.



Antworten: