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Re: Eigennutz und sonstiger Unsinn

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Von Willi Übelherr am 16. April 2010 12:08:20:

Als Antwort auf: Eigennutz und sonstiger Unsinn von Willi Übelherr am 15. April 2010 01:53:43:

liebe freunde,

mit sicherheit habe ich es versäumt, zu googeln, um etwas über den namen kurt nickel zu erfahren. und wie herr özoguz darlegte, ist herr nickel schon viel umfassender in erscheinung getreten. das beruhigt mich enorm.

ich habe den text in seiner alleinigen wirkung auf mich hinterfragt. gewissermaßen '- Es gilt das gesprochene Wort! -' angewandt, frei von lasten und bezügen der historie.

christoph sanders hat es für sich sehr gut beschrieben, auch wenn ich in bezug auf tier/mensch doch ein ganz anderes verständnis habe. ich möchte daran erinnern, daß in allen kulturen, und dies insbesondere im judentum, christentum und islam, es immer phasen und bewegungen gab, die wegen ihres eintretens für den frieden und der gleichen wertigkeiten massiv verfolgt und zerstört wurden. im christlichen umfeld waren es die biblianer, die sich ausschließlich auf jesus von nazareth beriefen, und die epikuraner. kennzeichnend war die verweigerung von militärdiensten und steuerleistung für einen gewaltorientierten überbau. ähnliches gilt für die täuferbewegung.

selbst in unserer kürzeren zeit, z.b. im dritten reich, gibt es tausende von familien, die gegen den offiziellen wahn sich solidarisch organisiert und mit gegenseitiger hilfe gewirkt haben. die grundlage der gewaltorientierten machtsysteme ist die individuelle konkurrenz, organisiert bis in die kleinsten sphären der gesellschaft. jeder lebensausdruck wird dann als private leistung verstanden und gegen die allgemeinheit gewandt. die grundlagen, die allgemeinheit und ihre schöpfungen, werden negiert oder als nebenher bedeutungslos abgewickelt.

auch die islamische revolution im iran verstehe ich so. diese organisation des eigennutzes auf der grundlage der privaten aneignung des allgemeinen im schah-system wurde durch das bewusste eintreten für das allgemeine und das zurückdrängen der individuellen inanspruchnahme und privaten aneignung des allgemeinen überwunden, auch wenn es in den figuren wie rafsandshani weiterlebte. die bewusste anerkennung des natürlichen und der naturgesetzlichkeiten in unseren persönlichen ausprägungen sind die vorraussetzung für das verstehen produktiver gesellschaften.

yavuz özoguz hat sich nicht weiter mit dem text beschäftigt, konnte ihn auch nicht für sich allein wirken lassen und kennt kurt nickel wohl persönlich. hat ihn vielleicht auch schätzen gelernt. ich will mich auch jetzt nicht weiter mit den weiteren texten von kurt nickel befassen. ich habe das interesse, daß wir unsere historischen betrachtungen etwas von den speziellen kulturräumen befreien, weil wir dann das gemeinsame, und dies hat viel mit unseren gesellschaftlichen existenzbedingungen zu tun, erkennen. all die wirklich großen denker haben dies verstanden und nicht umsonst haben sie nie etwas schriftlich überliefert. das gilt für sokrates, für jesus, für mohammed. für die vielen menschen in unserer geschichte, die weit über ihr persönliches umfeld gewirkt haben.

christoph sanders schreibt:
> Herr Nickel berücksichtigt die Seele des Menschen nicht.
> Den göttlichen Teil des Menschen. Von Gott "erleuchtete"
> Menschen handeln üblicherweise nicht sonderlich eigennützig.

ich erweitere es auf alle menschen, die ihrer natur treu bleiben, die ihr verhalten an den natürlichen bedingungen orientieren, die uns menschen als lebewesen mit millionen jahren alten biologischen erfahrungsmustern verstehen können und diesen bedingungen den notwendigen respekt und die anerkennung verleihen.

jeremy rifkin hat sich viel mit der frage der natur der menschlichen spezie beschäftigt und kommt zu dem schluss, das der urtrieb des menschen das soziale ist, dem ich mich ohne wenn und aber verpflichtet fühle. damit wird der text von kurt nickel zu einem pamphlet des egomanischen, dem ich jederzeit und jederorts mit allen mir zur verfügung stehenden mitteln entgegentrete. ich lasse es nicht zu, daß die bürgerliche ideologie des egoismus als grundlage des antriebs gesellschaftlicher entwicklungen installiert wird. und in diesem text von kurt nickel kommt sie so verlogen hervor, wie in den schulen, wenn den kindern der ganze blödsinn des kriegs jeder gegen jeden ideologisch eingeträufelt wird. wir finden ein tiefes misstrauen schon bei jungen menschen gegenüber den anderen. und erst durch das rücksichtslose nachdenken und den praktischen erfahrungen, insbesondere durch reisen in ferne länder, verstehen wir etwas mehr von unserer natur.

das christentum ist die organisationsinstanz zur entwicklung des gehässigen egomanismus einschließlich der entfaltung des krieges gegen die natur. in den letzten 2000 jahren blicken wir auf 16500 kriege zurück, die immer irgendwie mit den christlich orientierten akteuren zu tun haben. wichtig dabei ist zu verstehen, daß noch nie ein konflikt ein religiöser war. es geht und ging immer um ökonomische interessen, um ressourcen, kontrolle zur nutzung von natur und ihrer lebewesen. das christentum ist nur die zugespitzte form der ideologischen organisation zur rücksichtslosigkeit, konkurrenz, der gegenseitigen entwertung, der egomanie. es ist nicht das philosophische bett der frühchristlichen, weil jüdischen, gemeinden, sondern der ideologischen absicherung des römischen staatskonstrukts, einer instanz des raubs und der sklaverei.

mit lieben grüßen, willi



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