Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen


Re: Sie haben Sturm gesät und Wahnsinn geerntet

Neues Thema eröffnen

Neuste Beiträge

Einzelansicht

Themenansicht

Archiv

Registrieren

Foren-Links

Kontakt

Muslim-Markt

Von Fatima Özoguz am 07. März 2010 18:40:09:

Als Antwort auf: Re: Sie haben Sturm gesät und Wahnsinn geerntet von Christoph Sanders am 06. März 2010 14:10:36:

Lieber Herr Sanders,

abgesehen vom Zölibat möchte ich noch ergänzend anmerken:

Wäre ganz interessant, einmal zu erfahren, wie weit der Islam schon damit gekommen ist, die Muslime seelisch zu Gott zu führen. Denn ohne diese seelische Gottesnähe der muslimischen Gemeinschaft wird auch der Islam irgendwann verfallen.

Es ist gerade diese seelische Gottesnähe, die den wahren Islam ausmacht. Leider wurden von tyrannischen Herrschern, die vorgaben, im Namen des Islam zu regieren, die Religion zu einem reinen Verbots- und Gesetzeskatalog degradiert. In Saudi-Arabien war es sogar so, dass die sogenannte "Religionspolizei" (mutaawa) die Leute in die Moscheen prügelte, ob es heute noch so ist, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall darf sich niemand während der Gebetszeiten auf der Straße aufhalten, im Auto seltsamerweise aber schon, doch das gehört wohl zu den Abstrusitäten des gelebten Wahabitentums.
Auf jeden Fall gehört das Gebet, das rituelle wie das Bittgebet zu den höchsten spirituellen Erfahrungen, die ein Mensch machen kann, im Idealfall ist das Gebet die Himmelfahrt des Gläubigen!
Oder nehmen wir die Gedenktage zu Aschura, dem Märtyrertum Imam Hussains, Friede mit ihm, die mit Gebeten, Gesängen und Prozessionen begangen werden. Die Leute weinen, manche geraten gar in Extase. Dabei gedenkt man der Botschaft Imam Hussains, seiner Bereitschaft, das Leben für Gerechtigkeit hinzugeben, statt seine Seele für einen vergänglichen, weltlichen Vorteil zu verkaufen.
Ein katholischer Theologe sagte mal, dass man das Wesen der Islamischen Revolution im Iran nicht begreifen kann, ohne Aschura und Imam Hussain verstanden zu haben. Viele Nichtmuslime stellen sich derzeit gegen die bösartige Propaganda gegen Iran. Das ist erfreulich, aber ich wünsche diesen aufrichtigen Menschen so sehr, dass sie auch die spirituelle Seite dieser Revolution werden erfassen können, denn mit reiner Politik ist das nicht zu erklären ,was dort geschah und geschieht.
Es geht also nahtlos ineinander über. Ohne Spiritualität "vertrocknet" eine Religion förmlich, wird zu einer Ideologie der Rechthaber, im Extremfall der Pharisäer und Heuchler. Oder aber sie ergibt sich dem Zeitgeist, wie vor allem die protestantische Kirche.

>Ein sehr gutes Beispiel für die gefährliche Verweltlichung der Religion findet sich in den vernebelnden Interpretationen (es gibt einige im Netz) von Lukas 14,26: "Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein." Prophetische Worte; und soweit mir bekannt ist, gilt Jesus unter Muslimen ja als Prophet. Doch wie ist das zu verstehen? Was sagen Muslime mit starker familiärer Bindung dazu?

Im Heiligen Quran gibt es viele ähnliche Verse, davon nur zwei:

O ihr, die ihr glaubt, nehmt nicht eure Väter und eure Brüder zu Beschützern, wenn sie den Unglauben dem Glauben vorziehen. Und diejenigen von euch, die sie zu Beschützern nehmen - das sind die Ungerechten.
"Sprich: "Wenn eure Väter und eure Söhne und eure Brüder und eure Frauen und eure Verwandten und das Vermögen, das ihr euch erworben habt, und der Handel, dessen Niedergang ihr fürchtet, und die Wohnstätten, die ihr liebt, euch lieber sind als Allah und Sein Gesandter und das Kämpfen für Seine Sache, dann wartet, bis Allah mit Seiner Entscheidung kommt; und Allah weist den Ungehorsamen nicht den Weg."

9 :23 - 24

Natürlich gebietet der Islam eine starke familiäre Bindung, aber die Bindung zu Gott muss schwerer wiegen. Der Mensch soll um Gottes willen seine Familie lieben, aber wenn beides miteinander im Konflikt steht, dann muss die Liebe zu Gott stärker sein. Sie haben es ja weiter unten schon schön erklärt.

>Wir leben in einer Zeit, in der sich so langsam die Spreu vom Weizen trennt.

auf jeden Fall. In der Hoffnung, dass wir nicht zur Spreu gehören werden

Der Friede Gottes sei mit Ihnen



Antworten: