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Re: Sie haben Sturm gesät und Wahnsinn geerntet

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Von Christoph Sanders am 06. März 2010 14:10:36:

Als Antwort auf: Sie haben Sturm gesät und Wahnsinn geerntet von Yavuz Özoguz am 06. März 2010 10:10:53:

Lieber Herr Özuguz,

eine sehr schöne Zusammenfassung unseres degenerierten Systems. Nur Ihre Brandmarkung des Zölibats als unmenschliches Lügengebilde hinterlässt einen schlechten Nachgeschmack. Ihnen ist schon klar, dass Sie damit nicht nur die Katholiken angreifen? Mich würde einmal interessieren, wie Sie den Begriff Lügengebilde in diesem Zusammenhang begründen. Das Zölibat in der christlichen Kirche ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein heiß diskutiertes Thema.

Rein weltlich gesehen, kann das Zölibat als auferlegte Selbstbeschränkung gesehen werden. Unsere irdischen, tierischen Triebe werden im Zaum gehalten. Weltliche Selbstbeschränkung gibt es ja nicht nur in Bezug auf Sexualität. Es gibt mehr als eine Art der körperlichen Selbstbeschränkung. Und das Zölibat hat schon auf weltlicher Ebene mindestens zwei Komponenten. Ehelosigkeitszölibat und Enthaltsamkeitszölibat sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, was die Konsequenzen angeht. Auch wenn es real kein Ehelosigkeitszölibat ohne Enthaltsamkeitszölibat geben kann.
Die Ursachen der Probleme mit dem Zölibat liegen in der mangelhaften Gottesnähe einiger Geistlicher. Erfüllt von Gott, spielen irdische Bedürfniss nur noch eine sehr geringe Rolle für das persönliche Leben. Und Menschen sollen sich ja nicht aus irdische Gründen für den Priesterberuf entscheiden, sondern der Grund soll eine Berufung (von Gott) sein. In der Realität ist das natürlich nicht so. Viele Priester hängen sehr an weltlichen Dingen und bekommen aus diesem Grund auch mit dem Zölibat Probleme. Priester, die in Gott leben, betrachten das Zölibat wahrscheinlich als Selbstverständlichkeit und nicht als Fessel. Nur gibt es zu wenig gotterfüllte Priester. Die Bibel schreibt das Zölibat auch nicht vor, sondern es wird auf die Vorteile hingewiesen. Das hat aber immer mit Gott zu tun und nicht mit irdischen Dingen. Spirituelle Gotteserfahrungen sind höchst real und keine Einbildungserscheinungen des menschlichen Gehirns.
Die Ursache für viele Übel und Nachlässigkeiten unserer Zeit ist die mangelhafte Gottesnähe, in seelischer Hinsicht. Findet man Gott, so sieht man auch den rechten Weg ganz klar und muss diesen gar nicht erlernen.
Die christliche Kirche hierzulande ist fast gar nicht mehr in der Lage, den Menschen den wahren Weg zu Gott zu zeigen. Sie poetisiert die Religion, neigt zu Platitüden und lehrt die Religion fast ausschliesslich aus dem Kopf heraus. Schriftgelehrte! Kein Wunder, dass es Probleme mit dem Zölibat gibt. Wäre ganz interessant, einmal zu erfahren, wie weit der Islam schon damit gekommen ist, die Muslime seelisch zu Gott zu führen. Denn ohne diese seelische Gottesnähe der muslimischen Gemeinschaft wird auch der Islam irgendwann verfallen.

Ein sehr gutes Beispiel für die gefährliche Verweltlichung der Religion findet sich in den vernebelnden Interpretationen (es gibt einige im Netz) von Lukas 14,26: "Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein." Prophetische Worte; und soweit mir bekannt ist, gilt Jesus unter Muslimen ja als Prophet. Doch wie ist das zu verstehen? Was sagen Muslime mit starker familiärer Bindung dazu?
Der Verstand alleine ist definitiv nicht in der Lage diesen Ausspruch zu verstehen. Nur in Verbundenheit mit Gott ist das möglich. Jesus hat ja nicht dem Gebot "Du sollst Vater und Mutter ehren" widersprochen. Erfüllt von Gott ist hinter diesen Worten, absolut gesehen, sogar eine Aufwertung der Familie zu erkennen. Die Abwertung steht in Bezug zu einer anderen Sache (nicht Gott selbst). Und diesen Zusammenhang sollten in unserer Gegenwart gläubige Muslime besser nachvollziehen können als gläubige Christen.

Das Zölibat ist nur für die Geistlichen unangenehm, die seelisch nicht sehr nahe bei Gott sind. Für das Leben und Wirken der anderen sollte das Zölibat keine große Rolle spielen. Es gibt ja bekanntermaßen Geistliche, die prima mit dem Zölibat zurechtkommen.

Wir leben in einer Zeit, in der sich so langsam die Spreu vom Weizen trennt.

Hochachtungsvoll,

Christoph Sanders



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