Muslim-Forum
Willkommen im Forum der Muslime für deutschsprachige Gottesehrfürchtige

Alle Autoren des Forums zeichnen mit ihrem realen Namen


Wie Frankfurter Muslime “zwangsintegriert“ werden sollen

Neues Thema eröffnen

Neuste Beiträge

Einzelansicht

Themenansicht

Archiv

Registrieren

Foren-Links

Kontakt

Muslim-Markt

Von Yavuz Özoguz am 21. Februar 2010 14:30:50:

In der Haut des Generalsekretärs der Fatima Zehra Moschee in Frankfurt möchte derzeit kein Muslim stecken. Der unmenschliche, Druck der auf ihn ausgeübt wird, ist ein Beleg dafür, was die Verantwortungsträger in diesem Land unter “Integration“ verstehen.

Der Countdown läuft. Bis spätestens Dienstag muss sich der Generalsekretär der Fatima Zehra Moschee vom Imam der Moschee, Hudschat-ul-Islam Türkyilmaz, distanziert haben, ansonsten drohen “Konsequenzen“. Der Vorwurf gegen den Imam: Er sei Antizionist, habe sich öffentlich dazu bekannt und auch gegen zionistische Verbrechen demonstriert! Der Imam hat diesen “Vorwurf“ nie bestritten, betrachtet aber das friedliche Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen nur dann für möglich, wenn Gleichberechtigung zwischen den Anhängern der Religionen herrscht, was dem Geist des Zionismus widerspricht! So besteht er unzweifelhaft darauf, dass das Judentum zu schützen, der Zionismus aber abzulehnen ist. Das aber wird in Deutschland von einer mächtig erscheinenden pro-zionistischen Lobby faktisch zu einem Verbrechen und der Antizionist selbst zu einem Verbrecher erklärt. Man belässt es nicht dabei, dem Antizionisten sein Recht auf freie Meinungsäußerung zu nehmen, sondern will alle anderen von ihm isolieren.

Ein Blick in die Frankfurter Medien zeigt, wie dabei mit Muslimen und in diesem Fall mit einer ganzen Gemeinde und dem Generalsekretär der Gemeinde verfahren wird:

Pfarrer Athenagoras Ziliaskopoulos von der griechisch-orthodoxen christlichen Gemeinde in Frankfurt, die gegenüber der in Bau befindlichen Fatima Zehra Moschee liegt, verlangt vom Generalsekretär, dass dieser sich vom Imam der Moschee zu trennen hat und wirft dem Imam wahrheitswidrig Antisemitismus vor. Er deutet an, dass eine “Freundschaft“ zum Generalsekretär bestehe und diese problematisch werden könnte, wenn sich jener nicht vom Imam der Moschee distanziert.

Rabbiner Menachem Halevi Klein lässt laut Medienangaben seine Mitgliedschaft im Rat der Religionen ruhen, bis der Fall geklärt sei. Für ihn ist offenbar klar, dass er mit jemandem, der Israel ablehnt, nicht an einem Tisch sitzen kann. Allerdings geht er anscheinend wie selbstverständlich davon aus, dass Muslime mit ihm an einem Tisch sitzen können, selbst wenn er sich nicht von einem einzigen Verbrechen Israels, von den sogenannten Siedlern oder den Kriegsverbrechen distanziert.

Neben den “Religiösen“ sind es erwartungsgemäß auch die Politiker der Stadt, die mit Forderungen an den Generalsekretär herantreten. Der hessische Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) fordert nach Medienangaben von der Frankfurter Moscheegemeinde, sich von angeblich antisemitischen Äußerungen zu distanzieren. Es stellt sich die Frage, welche Äußerungen des Imams denn “antisemitisch“ gewesen sein sollen? Und wie kann man weiterhin mit Politikern einen noch so kritischen Dialog betreiben, die schlicht und einfach die Unwahrheit gegenüber einem muslimischen Würdenträger verbreiten? Welchen Sinn macht da der Dialog?

Jener Politiker fordert zudem von der Moscheegemeinde, dass das Existenzrecht Israels anzuerkennen sei! Eine Forderung an die jüdischen Gemeinden oder gar an die FDP-Politiker, das Existenzrecht Palästinas anzuerkennen, hat es noch nie in diesem Land gegeben und allein der Gedanke daran würde von solchen Politikern als “antisemitisch“ abqualifiziert werden. Wie naiv muss man auf muslimischer Seite sein, zu glauben, dass mit solchen Menschen, die den muslimischen Gesprächspartner als reine Befehlempfänger betrachten, ein sinnvoller Dialog geführt werden kann? Und was hat der Rat der Religionen in Frankfurt mit Ansichten zu politischen Konflikten in der Welt zu tun? Wird der Rat in Zukunft auch die Anerkennung der Besatzung Afghanistans und des Iraks und die Befürwortung von Guantanamo verlangen?

Der Minister erklärte, es könne “keine Zusammenarbeit“ mit Personen oder Vereinigungen geben, an deren Haltung Zweifel bestünden. Das sollten sich Muslime in diesem Land sehr genau durchlesen! Wie kann es eine Zusammenarbeit mit Menschen geben, bei denen Zweifel in ihrer Haltung zu Guantanamo, der völkerrechtswidrigen Besatzung des Irak und der zionistischen Siedlungsbesatzung geben?

Die Ehre und Würde eines Muslim und der Schutz der ehrenvollen Religion des Islam verlangt von einem Muslim, dass er mit seinem Gegenüber zwar barmherziger umgeht, als dieser es mit ihm tut, aber eben niemals “unterwürfig“. Ein Muslim kann jederzeit mit einem zionistischen Rabbiner einen kritischen Dialog führen, wenn dieser akzeptiert, dass man selbst Antizionist ist. Auch kann ein Muslim jederzeit einen kritischen Dialog mit Befürwortern der US-Verbrechen im Irak führen, wenn dieser akzeptiert, dass man gegen jene Verbrechen ist. Wenn aber der Dialog darin besteht, dass sich Muslime kritiklos in jede Vorstellung westlicher Politiker zu unterwerfen haben und dabei nicht einmal die eigene Vorstellung äußern dürfen, dann ist jener Dialog nicht nur eine Farce, sondern auch schädlich für den Islam und die Muslime. Der Bau einer Moschee, der zur Voraussetzung hat, dass man zu den Massakern an der palästinensischen Bevölkerung schweigt, würde zu einer Moschee führen, die auf Blut gebaut wird, und von solch einer Moschee kann kein Segen ausgehen, selbst wenn das Gebäude äußerlich noch so schön aussieht.

Auch die Frankfurter Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (die Grünen) fordert die Absetzung des Imams; eine Distanzierung von den Äußerungen des Imams reiche nicht aus. Damit maßen sich Politiker dieser Stadt an, über die Besetzung von religiösen Positionen unter Muslimen mitentscheiden zu dürfen. Wie aber wäre es, würde man der gleichen Politikerin nachweisen, dass ein bestimmter Rabbiner in ihrem Einflussbereich sich zu völkerrechtswidrige Aktionen Israels bekannt hat? Was wäre, wenn ein Rabbiner klare Verbrechen gegen die Menschlichkeit gutheißt oder zu einer Gruppe von Rabbinern gehört, die das tut? Der Imam der Fatima Zahra Moschee hat kein Verbrechen begangen und auch keines befürwortet! Aber würde ein Rabbiner gegen das internationale Recht argumentieren, welche Grünenpolitikerin würde dann von der jüdischen Gemeinde verlangen, dass man sich von jenem Rabbiner distanziert? Diese Sachlage sollte jeder Muslim in diesem Land bedenken, bevor er in irgendeinen zukünftigen Scheindialog tritt, der nur zum Sinn hat, Muslime zu unterdrücken!

Kein Muslim darf sich einem kritischen Dialog verweigern; vielmehr verlangt seine Religion, dass er sich sprachlich und inhaltlich weiterentwickelt, dass er den Dialog auch führen kann. Aber gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung, dass man dem Dialogpartner klar macht, dass man sich dem faktischen Zionismusdiktat in diesem Land niemals unterwerfen wird! Die Integrationsdezernentin verlangt “die Gesetze und Werte dieses Landes zu wahren und selbst zu verteidigen“. Genau das tut ein Antizionist, wohingegen ein Befürworter des Zionismus gegen das eigene Grundgesetz verstößt!

Auch der Fraktionsvorsitzender der SPD, Klaus Oesterling, schwimmt im Unterwerfungsdiktat mit. Ihm würde die Distanzierung vom Antisemitismus nicht genügen. Er verlangt zudem die Distanzierung vom Großayatollah Imam Chomeini. Von einem Schiiten zu verlangen, er solle sich von einem Großayatollah distanzieren, kommt der Aufforderung an Katholiken gleich, sich vom Papst zu distanzieren. Oesterling fordert faktisch gleichzeitig, dass sich die Hazrat-Fatima-Gemeinde vom Geistlichen des Islamischen Zentrums Hamburg, der höchsten schiitischen Geistlichkeit in Nordeuropa, distanziert. Welch einen Sinn macht ein Islam, bei dem Fraktionsvorsitzende der SPD vorgeben, woran man zu glauben und welche Geistliche man zu akzeptieren hat? Ein Gebäude, das auf solchen Voraussetzungen erbaut ist, kann man ja dann gleich den nichtmuslimischen Politikern übergeben.

Die integrationspolitische Sprecherin der Linken, Yildiz Köremezli-Erkiner, fordert ebenfalls, dass Türkyilmaz nicht mehr als Imam tätig sein dürfe. Damit verdeutlicht die “Linke“, dass sie sich beim “Dialog“ mit Muslimen kaum von den “etablierten“ Parteien unterscheidet. Der innenpolitische Sprecher der hessischen CDU-Landtagsfraktion, Holger Bellino, blies ins gleiche Horn.

Übereinstimmend heißt es in den Medien, dass die Gemeinde der Hazrat-Fatima-Gemeinde isoliert werden würde und ihr Moscheebauprojekt keine “breite Legitimation“ mehr fände, wenn sie sich nicht von ihrem Imam trennt. Es stellt sich allerdings die Frage, wer den Bau einer Moschee “legitimiert“ und vom wem jene Gemeinde dann “isoliert“ werden würde. Eine schiitische Moscheeleitung, die sich von der höchsten Geistlichkeit der Schia in Nordeuropa distanziert, würde sich tatsächlich isolieren, und zwar sowohl von den anderen muslimischen Gemeinden, als auch von den eigenen Gemeindemitgliedern!

Es ist an den Restverstand all jener hervorpreschenden Gestalten zu appellieren, sich einmal die Frage zu stellen, wem ein wunderschönes Gebäude nützt, wenn es von den Muslimen isoliert ist? Wem nützt ein Gebäude, das Moschee heißt, das sämtliche Vorstellungen von Juden, Christen, Grünen, SPD, FDP, Linke und CDU erfüllt, aber von der muslimischen Jugend abgelehnt wird? Solch einen Dialog wünscht der gebildete Teil der muslimischen Jugend in diesem Land, Akademiker und Fachkräfte, die gut deutsch sprechen und sich konstruktiv in die Gesellschaft einbringen möchten, auf keinen Fall!

Alle Muslime beten für den Generalsekretär der Gemeinde, dass er die richtigen Worte, die richtigen Auswege aus der Falle, die ihm gestellt wurde, finden möge! Aber kein praktizierender Muslim in diesem Land hat Zweifel daran, dass ein Dialog auf solch einer unterdrückerischen Basis sinn- und wertlos ist. Der Rat der Religionen in Frankfurt hat sich zum Gehilfen des Zionismus degradiert, und es sind die Mitglieder jenes Rates, die zunächst das Existenzrecht eines jeden Palästinenser in seiner Heimat bekennen müssen, bevor ein sinnvoller Dialog wieder entstehen kann. Diese Eskalation ging nicht von Muslimen, sondern von der Politik und den Vertretern anderer Religionen aus!

Die muslimische Gemeinde wird einen neuen schiitischen Geistlichen benötigen, falls sie sich von dem aktuellen Imam trennt. So einen Geistlichen zu finden dürfte schwer genug werden angesichts der eigenen Idealvorstellung, einen deutschsprachigen Geistlichen engagieren zu wollen. Aber es gibt keinen ausgebildeten schiitischen Geistlichen, der Israels Verbrechen akzeptiert! Mag sein, dass der eine oder andere diesbezüglich leiser agiert, aber es gibt keinen islamischen Geistlichen weder unter Sunniten noch unter Schiiten, der jemals akzeptieren wird, dass die Vertreibung von Palästinensern rechtens sein soll! Da können sich deutsche Politiker noch so sehr auf den Kopf stellen. Eher wird sich jeder muslimische Geistliche darüber wundern, dass christliche Geistliche die Unterdrückung und Besatzung der Geburtstadt Jesu so klaglos hinnehmen und manche jüdische Geistliche nicht gegen die Vereinnahmung aller Juden der Welt durch den Zionismus klagen.

Es macht keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden! KEINE muslimische Organisation in Deutschland mit praktizierenden Muslimen wird jemals die Verbrechen des Zionismus gegen Muslime und Christen akzeptieren! KEINE muslimische Organisation wird sich dem verfassungswidrigen Diktat unterwerfen, seine Meinungsfreiheit in Bezug auf die Verbrechen Israels aufzugeben. Es mag sein, dass der eine oder andere Gelehrte, die eine oder andere Gemeinde unter dem Druck einer Ausweglosigkeit kurzzeitig schweigt. Aber der Islam ist eine Religion, die allein aus religiösen Gründen nicht akzeptiert, dass man Ungerechtigkeit schweigsam hinnimmt. Eine muslimische Gemeinde, die nicht zumindest für die Befreiung aller unterdrückten und besetzten Völker dieser Erde betet, und damit auch gegen die Besatzung der Palästinenser betet, hat mit einer Hingabe in Gott nichts zu tun.

An der aktuellen Entwicklung sind aber viele Muslime entscheidend selbst mitschuldig! Hunderte von islamischen Geistlichen, Dutzende von schiitischen Geistlichen, die teils aus dem Ausland importiert sind, gehen auf zeitweilige Tauchstation, wenn der “öffentliche Druck“ zunimmt. Sämtliche deutschen Verbände der Muslime, ob die großen sunnitischen Verbände oder die bisher eher bedeutungslosen schiitischen Vorzeigeverbände verkriechen sich in solch einer Situation, anstelle sich klipp und klar zu positionieren! Die heranwachsende muslimische Jugend, die muslimische Zukunft in diesem Land, sieht sich von solchen Verbänden schon lange nicht mehr repräsentiert. Früher oder später wird sich jene Jugend von solchen Verbänden emanzipieren und ihre eigenen Organisationen gründen.

Es kann nicht im Sinn und Interesse der deutschen Politik sein, zwar einige Verantwortungsträger “auf Linie“ zu stutzen, aber dadurch den Kontakt zu den Menschen zu verlieren, mit denen man eigentlich in den kritischen und/oder konstruktiven Dialog treten will. Anders als von vielen Nichtmuslimen vermutet, folgen Muslime ihren Vorstehern eben nicht “blind“ und verlassen diese, sobald das islamische Ideal der Gerechtigkeit einem Dialog- und Integrationsdruck geopfert wird.

Der Zionismus ist nicht nur für Juden eine Sackgasse, sondern auch für alle Nichtjuden, die sich ihm unterwerfen. Und der universelle Wert “Gerechtigkeit“ ist eine Basis, ohne die ein Dialog nicht möglich ist. Der Fatima Zahra Moschee ist zu wünschen, dass sie einen Ausweg der Gerechtigkeit aus dieser Zwangslage findet; auch mit Blick auf den heiligen Namen, den sie trägt. Allen Muslimen ist zu wünschen, dass sie den Sinn von Solidarität mit jenen versteht, die Gerechtigkeit einfordern. Und der Mehrheitsgesellschaft ist zu wünschen, dass sie endlich versteht, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht die Träume des Zionismus beinhalten, sondern u.a. der Artikel 3 (3): „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“



Antworten: