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Die zionistische Frage in Deutschland

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Von Yavuz Özoguz am 20. Februar 2010 13:58:47:

Wenn es Fragestellungen gibt, die mit dem Judentum zusammenhängen, trauen sich viele deutsche Politiker nicht an das Thema heran. Sie merken dabei nicht, dass ihre Schweigsamkeit den Antisemitismus fördert.

Stellen Sie sich vor, die gesamte Führungsriege z.B. der Türkei, Regierung und Opposition, würde das Staatswesen der Türkei auf ein “reinrassiges“ “Türkentum“ von vor 3000 Jahre zurückführen wollen. Stellen sie sich vor, dass die Abstammung von (als türkisch definierten) Mongolen der Maßstab dafür wäre, ob jemand in der heutigen Türkei gleichberechtigter Staatsbürger sein darf oder nicht. Stellen Sie sich vor, dass türkische Spitzenpolitiker nach Finnland reisen und teile der dortigen Bevölkerung aufrufen, in die Türkei einzureisen, da sie von Mongolen abstammen. Und stellen sie sich vor, dass die gleichen Politiker die einheimischen Kurden enteignen, vertreiben und ihnen mindere Staatsrechte zubilligen, weil sie eben nicht von Mongolen abstammen. Wie würde man das in Deutschland beurteilen? Es gibt keinen Zweifel: Man würde derartige Politiker als schlimmste Rassisten ächten, den Kontakt mit ihnen auf ein Minimum reduzieren und sie auffordern, ihren Rassismus zu beenden!

Szenenwechsel: Stellen sie sich vor, in Berlin Kreuzberg gibt es Ausgrabungen beim Bau eines neuen Hochhauses. Während der Ausgrabungen stößt man auf archäologisch wertvolle Funde, die belegen, dass die Mongolen, als sie in Richtung Finnland zogen genau im heutigen Berlin Kreuzberg einen Tempel errichtet hatten, von dem Sie ihren Gott angebetet haben. Stellen sie sich vor, dass rassistisch-nationalistisch gesonnene Türken dann immer mehr nach Berlin-Kreuzberg ziehen, die einheimische deutsche Bevölkerung immer weiter verdrängen und eines Tages den Staat Berlin-Türkistan ausrufen (ohne die Grenzen jenes Staates jemals zu nennen). Die einrückende deutsche Polizei wird mit unerwartet massiver Waffengewalt zurückgeschlagen und das Berlin-Türkistan behauptet sich und baut sogar eines Tages eine Mauer um den eigenen “Staat“. Stellen sie sich vor, dass jener “Staat“ die Mongolen im heutigen China bittet, in Berlin-Türkistan einzureisen, während es gleichzeitig die einheimische deutsche Bevölkerung vertreibt. Vorwürfe, dass das unmenschlich sei, begegnet man mit dem Hinweis, dass der mongolisch-türkische Charakter des Staates geschützt werden müsste. Wie gefällt Ihnen jene Schilderung? Was empfinden Sie dabei? Jeder deutsche Staatsbürger, sei er Muslim oder nicht, sei er türkischstämmig oder nicht, müsste eine tiefe Abscheu empfinden bei solch einer Vorstellung. Und jeder halbwegs vernünftige Mensch, der ein Minimum an Menschlichkeit in sich bewahrt hat, müsste solch eine Vorstellung entschieden zurückweisen und den tief verwurzelten Rassismus dahinter verurteilen.

Wie aber kann es sein, dass genau jenes gesunde Empfinden eines jeden vernunftbegabten Menschen in weiten Teilen Deutschlands bei exakt der gleichen Konstellation in Palästina aussetzt? Wie kann es sein, dass der offene Rassismus des Zionismus verleugnet wird und gleichzeitig Antizionisten mit Antisemiten gleich gesetzt werden? Es hängt damit zusammen, dass es Zionisten teilweise gelungen ist, der Menschheit einzureden, dass das Judentum eine “Nation“ sei. Diese Konstellation führt zu sehr merkwürdigen Blüten. Wäre das Judentum eine Religion, wie z.B. Christentum, Islam, Buddhismus usw., dann könnte es deutsche Muslime geben, wie es türkische Christen gibt. Die Heimat eines türkischen Christen ist die Türkei und wer sie ihm streitig macht, der ist unmenschlich! Er verstößt gegen die Menschenrechte! Wäre das Judentum eine Religion, dann gäbe es deutsche Juden, wie es marokkanische Juden gibt. Die Einheimischen in Jerusalem wären Juden, Christen und Muslime.

Aber so versteht der Zionismus das Judentum eben nicht, was ein deutlicher Beweis dafür ist, dass Zionismus und Judentum eben nicht dasselbe ist! Für Zionisten ist jeder Jude ein Israeli! Und die Heimat eines jeden Israeli ist Israel! Für Zionisten gibt es keine “Einheimischen“ Nichtjuden in Israel, denn Israel ist das Land der Israelis und die sind nach zionistischer Definition Juden (übrigens völlig unabhängig davon, ob sie an Gott glauben oder nicht)! Solch ein Ansatz wird außerhalb des Zionismus stets als Rassismus bezeichnet.

Dementsprechend kann es aus zionistischer Sicht gar kein Rückkehrrecht der vertriebenen Palästinenser geben. Man bestreitet ja nicht, dass Palästinenser vertrieben wurden. Aber die haben nach zionistischer Denkweise in Israel nichts zu suchen. Oder sie drücken es so aus, dass der “jüdische“ Charakter Israels verloren ginge, wenn die Mehrheit der Einheimischen keine Juden wären. Das Zionistische Projekt gibt mit diesem Argument ganz offen zu, dass Israel auf Vertreibung gegründet ist und weiterhin Vertreibung begehen muss, um zu existieren, denn die heute dort lebenden Juden bekommen zu wenig Kinder und seit letztem Jahr ist die Auswanderungsrate von Juden größer als die Einwanderungsrate.

Das Judentum ist eine Tausende Jahre alte Religion. Der Zionismus ist eine rassistische Ideologie von einem Jahrhundert! Was veranlasst nun heutige Deutsche dazu, beides gleich zu setzen und jeden Antizionisten zum Antisemiten abzustempeln? Der Grund liegt im “Existenzrecht“ Israels, das neuerdings in Deutschland offenbar einen höheren Stellenwert hat, als das eigene Grundgesetz. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass in einem Koalitionsvertrag einer Bundesregierung das Existenzrecht Israels als “jüdischer Staat“ festgeschrieben wird, was zweifelsohne dem eigenen Grundgesetz widerspricht. Man stelle sich einmal vor, irgendeine Bundesregierung würde das Existenzrecht Südzyperns als christlichen Staat festschreiben! Jene Regierung könnte sofort den Hut nehmen, obwohl der Konflikt um Zypern weitaus unbedeutender ist, als der Konflikt im Nahen Osten.

Dennoch, es bleibt die Frage: Was bewegt deutsche Politiker, Intellektuelle, Journalisten und viele andere mehr dazu, den offenen Rassismus des Zionismus zu fördern und jeden zu bekämpfen, der den rassistischen Zionismus anprangert. Ein Teil dieser Leute sind selbst überzeugte Zionisten. Und ein Teil der Menschen werden mit der Holocaustkeule auf “Linie“ gebracht.

Was aber bewegt Menschen dazu, selbst Vorträge von Holocaustüberlebenden und deren Nachkommen verhindern zu wollen, wenn sie antizionistisch sind? Was bewegt Menschen dazu, selbst gläubige praktizierende orthodoxe jüdische Rabbiner zu ächten, wenn sie antizionistisch sind?

Die Antwort liegt in der Vermischung von Informationen und Lügen, der Vermischung von Wahrheit und Falschheit, der Unklarheit in allen Aspekten der Thematik. So ist bis heute die jüdische Frage nicht offen gestellt, debattiert und beantwortet worden. Was ist das Judentum? Wenn es eine Religion ist, dann gibt es keine Rechtfertigung dafür, einen Staat zu gründen, in dem nur Anhänger jener Religion leben dürfen und alle Anhänger der Religion aus anderen Staaten automatisch die Staatsbürgerschaft erhalten. Das gibt es bei keiner anderen Religion! Wenn es eine Nation ist, die sich ausschließlich von der Abstammung definiert, dann ist es im 21. Jh. als Rassismus zu bezeichnen und hat nichts mit Religion zu tun, denn Religion ist ein Bekenntnis. Das Problem besteht darin, dass Israel selbst keine Antwort auf die Frage gibt, außer dass alle Juden der Welt Israelis seien. Es gibt keine Verfassung Israels, in der man nachlesen könnte, welche Staatbürgerrechte es gibt und welche Recht Anhänger von anderen Religionen haben.

Der eigentliche Grund aber, warum Zionisten derzeit so erfolgreich damit in Deutschland sind, jede Form von Antizionismus zu unterdrücken – selbst den Antizionismus von Juden – liegt in der Feigheit vieler Menschen begründet, die heute gegenüber dem vermeintlich “Stärkeren“ buckeln, um morgen, wenn er nicht mehr so stark ist, den gleichen mit Füßen zu treten. Diese Art von Menschen sind es, die jede Form von Unterdrückung mittragen. Heute prügeln sie verbal auf einen muslimischen Geistlichen ein, weil der Zionismus stark wirkt, und morgen würden die gleichen Leute gegen einen Rabbiner hetzen, wenn er schwach erscheint.

Solch ein Verhalten ist einem gottesehrfürchtigen Menschen nicht erlaubt! Muslime müssen sich für Gerechtigkeit einsetzen und stets auf der Seite der Unterdrückten stehen, unabhängig davon, ob es Muslime, Christen oder Juden sind. Ein Muslim muss heute die Rechte von Christen und Muslimen in Jerusalem genau so schützen, wie morgen die Rechte von Juden. Unvernünftig handeln diejenigen, die glauben, dass sie ewig mit Gewalt Unrecht praktizieren und aufrecht erhalten können. Das zionistische Projekt namens Israel ist auf Unrecht aufgebaut, wird mit Unrecht betrieben und wird stets das Unrecht fortsetzten müssen, um in seiner heutigen ungerechten Form weiter zu bestehen. Aber solch eine Perspektive lähmt die Menschen und verhindert die Entwicklung von Friedenspotentialen.

Dabei ist die Parole zum konstruktiven Frieden ganz einfach:
Juden, Muslime und Christen
Hand in Hand gegen Zionisten

Man wirft heutzutage Antizionisten vor, sie seien Antisemiten. Tatsächlich sind es die Zionisten und ihre Befürworter, die den schlimmsten Antisemitismus unserer Zeit vorleben, vereinnahmen sie doch das gesamte Judentum für die Verbrechen des Zionismus.

Deutliche Kritik muss in diesem Zusammenhang aber auch an uns Muslime selbst gerichtet werden. Was nützen all die Turbane, Verbände, Titel, Leiterfunktionen und Ausbildungen, wenn sie nicht dazu führen, dass man einem antizionistischen Geistlichen zur Hilfe eilt, wenn dieser in die Not einer massiven zionistischen Hetzkampagne gerät. Und einige Nichtmuslime werden heute mehr belohnt werden, als zahlreiche Muslime, da Erstere den Mut aufgebracht haben, sich auf die Seite des Unterdrückten gegen die Unterdrücker zu stellen!

Schlussbemerkung: Einige “merkwürdige“ Nachrichten aus Dubai deuten darauf hin, dass es in der innerzionistischen Fraktion Machtkämpfe gibt. Denn der Mossad hat schon immer und überall gemordet, ohne dass die Westlichen Medien daraus ein Theater gemacht haben und in Dubai gehen die Menschen – laut ironischer Angabe von Taxifahrern – zum Freitagsgebet, wenn die Amerikanischen “Schützer“ am Donnerstag beschließen, dass Freitag sei. Insofern deutet viele darauf hin, dass eine bestimmte Fraktion des Kapitalismus einen Warnschuss in Richtung Israel abgefeuert hat, um zu verdeutlichen, dass man nicht gewillt ist, den dritten Weltkrieg mit einem Angriff auf den Iran einzuläuten, denn das, was man dabei verlieren könnte, ist größer, als das, was man gewinnen könnte. Insofern könnte das Ende des kolonial-imperialistischen Projektes Namens Israel sich tatsächlich dem Ende nähern und ein friedliches Miteinander der einheimischen Bürger, seien es Juden, Christen oder Muslime, könnte absehbar geworden sein. Der Kapitalismus ist bereit selbst Israel zu opfern, wenn dadurch der Kapitalismus zumindest zeitweise gerettet werden kann.



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