Weder Ismael noch Isaak
Muslim-Markt, 10.1.2005 - Das große Fest, das Opferfest der Muslime
erfolgt in Gedenken an das Opfer, das der große Prophet Gottes und
vorbildhafter Gottesdiener bringen sollte, nämlich seinen eigenen Sohn
eigenhändig opfern. Muslime bestehen darauf, dass jener Sohn Ismael war,
Juden bestehend darauf, dass jener Sohn Isaak war, und Christen
konzentrieren sich auf das Lamm, dass als Ersatz geopfert wurde. Und
viele vergessen heute dabei, dass die Hautgestalt der Geschichte weder
Ismael noch Isaak noch das Lamm waren sondern Abraham, der im Heiligen
Qur´an sogar zu der nächsten Nähe Gottes erhöht wird!
Abraham war ein Mensch, der in seinem tiefsten Inneren die Einheit
Gottes spürte und sich des Tempels und Throns Gottes in seinem Herzen
erfreute. Sein Leben und Wirken waren einzig und allein dem Einzigen,
dem Allmächtigen gewidmet. Sofort hätte er sein eigenes Leben geopfert,
wenn es von ihm verlangt worden wäre, ohne mit der Wimper zu zucken.
Aber Allah erhöht die Menschen gemäß ihrem Rang in noch höhere Gefilde
des Daseins. Und so war die Aufforderung an Abraham sein Liebstes,
seinen eigenen Sohn zu opfern; nicht weil Gott ein Opfer bräuchte,
sondern weil die Liebe zu seinem Sohn diesem unermesslich aufrichtigen
Menschen in seiner Liebe zu seinem Schöpfer beeinträchtigen könnte. Nur
wer bereit ist, alles auf dem Weg der Wahrheit zu opfern, wird alles
gewinnen! Wer aber unbedingt fest halten will; noch dazu gegen Gottes
Willen (Gott bewahre), der wird verlieren.
Abraham hat gewonnen! Er hat gewonnen für alle, die das Bewusstsein
haben, den Thron des Allmächtigen im eigenen Herzen tragen zu dürfen!
Und genau das feiern Muslime in dem Fest, das als das größere der beiden
Feste gilt, während die Pilger in der Hadsch-Zeit ihre wichtigsten Riten
in Erinnerung an Abraham ausüben!
Aber sind wir alle eigentlich auch berechtigt zu feiern? Sind heutige
Juden bereit, ihren Isaak zu opfern, angebliche auf Blut gründende
Auserwähltheit aufzugeben und alle Menschen gleichberechtigt miteinander
in ihrer Heimat leben zu lassen? Sind sie bereit, die Verbrecher in den
eigenen Reihen als solche zu brandmarken und die Menschheit vor ihnen zu
schützen? Und sind Christen bereit, wirklich nur das Lamm zu opfern und
nicht im Namen ihres Lammes Herrscher zu unterstützen, die das Blut
unschuldiger Menschen in der Welt auf dem Gewissen haben und rauben und
plündern und Morden? Sind sie bereit, die Verbrecher in den eigenen
Reihen als solche zu brandmarken und die Menschheit vor ihnen zu
schützen? Und sind Muslime bereit, den eigenen Ismael wirklich zu
opfern; Uneinigkeit gepaart mit falschen nationalen Gefühlen und
unislamischen Verhaltensweisen aufzugeben? Sind sie bereit, Gottes
unverfälschtem Befehl zu gehorchen und nicht dem Befehl von
irgendwelchen Königen, die es im Islam gar nicht geben könnte oder
Möchtegernanführern! Sind sie bereit, am richtigen Tag in Arafat zu
stehen und nicht einen Tag zu früh, selbst wenn es Opferbereitschaft
benötigt? Sind sie bereit, den besten der Umma zu folgen und nicht dem
„Landsmann“? Sind sie bereit, die Verbrecher in den eigenen Reihen als
solche zu brandmarken und die Menschheit vor ihnen zu schützen?
So lange wir alle, Juden, Christen und Muslime bei obigen Fragen erst
lange nachdenken müssen und nicht zu einer klaren Befürwortung kommen,
so lange haben wir Abraham nicht verstanden. Von Abraham wurde verlangt,
sein liebstes zu opfern. Von uns wird nur verlangt unsere hässlichsten
Seiten zu opfern, und nicht einmal dazu können viele unter uns sich
durchringen! Haben wir es dann verdient, so befreit zu werden, wie
Abraham? Und können wir dann verstehen, welchen Ismael unser Prophet
Muhammad opfern sollte? Können wir verstehen worin die wahre Befreiung
liegt? Nein, ganz sicher haben die Meisten von uns Älteren es nicht
verdient zu feiern!. Aber die jungen Unschuldigen unter uns dürfen nicht
die Last der Älteren tragen. Sie sollen feiern, sie sollen sich erfreuen
über das Zeugnis Abrahams für die Freiheit, und daher feiern wir mit
ihnen.
Möge Gott der Barmherzige und bald den Erlöser senden, der uns von
den Gefängnissen, in die wir uns selbst begeben haben, befreit. Der
Friede Gottes sei mit allen Propheten, die hier erwähnt wurden! „Abraham
war weder Jude noch Christ! Er war vielmehr ein Gott ergebener Hanif und
gehörte keineswegs zu denen, die Gott andere Gottheiten beigesellen.“
(Heiliger Qur’an 3:67)
PS: Die islamische Republik Iran hat einen Tag vor dem Fest (dort
wird erst morgen gemäß Mondphase gefeiert) die auf Heuchelei und
Unterdrückung basierenden Beziehungen der EU zum Iran geopfert für die
eigenen Unabhängigkeit in der Hoffnung, dass darauf aufbauend
Wahrhahftigkeit, auch in bilateralen Beziehungen entstehen. Die EU kann
aber auch das tun, was fast alle von ihr erwarten: Ihr wahres Gesicht
des imperialen Unterdrückers zeigen!
Mit herzlichen Grüßen von
Ihrem Muslim-Markt-Team