Das Himmelfahrtsbesäufnis
Muslim-Markt, 14.5.2007 - In wenigen Tagen steht ein christlicher
Feiertag bevor, der eine der zentralen Botschaften des Christentums
beinhaltet. In der Realität ist der Tag zu einem kollektiven
öffentlichen Besäufnis verkommen. Eine derartige "Integration" stellt
man sich auch bei Muslimen vor.
Christi Himmelfahrt (in der Schweiz: Auffahrt genannt) bezeichnet
nach dem christlichen Glauben aller Konfessionen die Rückkehr Jesu zu
Gott. Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag nach dem Ostersonntag
gefeiert, wobei wie in alter Zeit üblich der Ostersonntag und der
Himmelfahrtstag selbst beide mitgezählt werden. Deshalb fällt das Fest
immer auf einen Donnerstag. Und beim bevorstehenden Donnerstag ist es
wieder so weit. Die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens ist,
dass Jesus den Tod zu Ostern überwindet. In der anschließenden
Himmelfahrt am 40. Tag (der 40. Tag hat auch im Islam eine zentrale
Bedeutung nach dem Ableben bzw. dessen Überwindung) ist die Vollendung
seines Sieges und der Aufstieg in die höchsten Sphären für denjenigen,
der im irdischen Dasein die niedrigsten Stufen durchleben musste. Der in
der Welt von Menschen erniedrigte wird von Gott erhöht. Und dieser
aufgestiegene Geist Gottes (Ruhullah), wie er im Islam heißt, wird eines
Tages zurückkehren, um seine Anhänger um sich zu scharen und Frieden auf
Erden zu realisieren.
Sicherlich können obige Beschreibungen aus der Feder eines Muslim
nicht den Bruchteil der Faszination wieder geben, die ein gläubiger und
praktizierender Christ an jenem Tag empfindet, und so mögen die
christlichen Leser die Unzulänglichkeit der obigen Beschreibung
entschuldigen. Allerdings wird man an jenem Tag lange suchen müssen, um
solch einen Christen zu finden. Den der Tag ist in Deutschland vor allem
bekannt als "Vatertag" und hat vergleichsweise wenig mit Jesus zu tun,
der ja bekanntlich kein Vater war. Und ein Bezug auf den "Vater im
Himmel" ist auch nicht beabsichtigt. Vielmehr handelt es sich um eine
US-Erfindung als Pendant zum Muttertag und existiert erst sein einem
Jahrhundert.
Und wie jeder "traditionelle" Feiertag, zeichnet sich der Vatertag
auch dadurch aus, dass man eben nicht nach dem Ursprung der Tradition
fragen darf sondern die Riten mitmachen muss, sonst ist man out -
unabhängig davon, wie sinnentleert die Riten sind! So bestehen die Riten
daher auch nicht darin, dass man irgendetwas mit der Kirche macht oder
Jesu gedenkt - weit gefehlt - vielmehr besteht der Hauptritus darin,
dass man sich kollektiv und öffentlich besäuft. Überall in der
Landschaft laufen Gruppen von im späteren Verlauf des Tages weniger
gerade laufenden Menschen, die einen Karren hinter sich herziehen, der
voll mit "Sprit" ist. Manche Gruppen zeigen ihre Gruppensolidarität
dadurch, dass sie gemeinsam eine Flasche Hochprozentigem um dem Hals
baumeln haben. Wer nicht mitmacht, schließt sich aus und gehört nicht zu
dem Verein. Zur allgemeinen Belustigung und um die sexuelle Affinität
nicht zu kurz kommen zu lassen, dürfen seit einigen Jahren auch Menschen
mitlaufen, die nie Vater werden können, weil sie Frauen sind.
Da wird also zunächst der Himmelfahrtstag dadurch entwürdigt, dass
man ihn "umlenkt" in einen Vatertag. Und am ende hat es nicht einmal
mehr irgendetwas mit dem Vater zu tun, denn die meisten, die sich
besaufen, sind gar keine Väter, weil sie Frau oder ohne Kinder sind.
Laut dem Statistischen Bundesamt steigt die Zahl an Christi Himmelfahrt
der durch Alkohol bedingten Verkehrsunfälle auf das Dreifache des
Durchschnitts der sonstigen Tage an und erreicht einen Jahreshöhepunkt.
Für manche findet dann tatsächlich eine Himmelfahrt statt, die in diesem
Sinn aber weniger geplant und gewünscht gewesen sein dürfte.
Was aber hat das alles mit dem Islam zu tun, warum schreibt ein
Muslim über dieses Thema? Nun, dieser Tage geht es immer wieder um
"Integration von Muslimen" in die Gesellschaft und die Akzeptanz der
Werte der Gesellschaft usw., ohne dass irgendjemand konkret sagen
könnte, was damit gemeint ist. Daher müssen Muslime sich an der
Integration der Christen orientieren, um zu verstehen, was mit
"Integration von Muslimen" gemeint ist.
Wie viele Kirchenprediger wettern gegen den Ungeist des Tages und
verurteilen aufs Schärfste den Missbrauch jenes heiligen Tages für
sicherlich nicht als "christlich" einzustufende Ziele? Kaum ein Prediger
wird sich in seiner Predigt deutlich dagegen stellen, denn er hätte
Angst noch weniger Besucher in seiner Kirche empfangen zu können, als
ohnehin schon kommen. Wie viele christliche Gruppen gehen an dem Tag auf
die Straße und versuchen deutlich zu machen, dass dieser extreme
Missbrauch an Gotteslästerung grenzt und versuchen dem entgegen zu
wirken? Wie viele Kirchenväter setzen ein deutliches Zeichen durch eine
öffentliche Verlautbarung, dass hier ein extremer Missbrauch
stattfindet? Wie viele sich christlich nennende Politiker äußern sich
zumindest gegen den Tag mit der höchsten Alkoholunfallquote im Jahr, der
ja auch einen volkswirtschaftlichen Schaden und damit Schaden für die
gesamte Gesellschaft bedeutet, einmal abgesehen von den unzähligen
betroffen tragischen Einzelschicksalen!?
Ja, so ist es mit den integrierten Christen. Ihr Feiertag wird genau
in das Gegenteil von dem verkehrt, was er bewirken soll. Die Mehrheit
der Christenheit schweigt oder macht sogar mit und Christi Himmelfahrt
wird zu einem gemeinschaftlich geförderten
Massenverstandsertränkungstag. So funktioniert "Integration", wie es
sich die Gesellschaft vorstellt. Das ist das Ergebnis der angeblich so
"jüdisch-christlichen" Wurzeln, auf die sich so viele islamfeindliche
Politiker gerne berufen und dabei den eigenen Glauben verhöhnen! Genau
solche "Christen" aber wünschen sich jene Herrscher, die das "C" im
Parteinamen missbrauchen und nicht nur die. Denn ein Christ, der dieser
Tage wirklich an die Himmelfahrt Jesu denkt, verbunden mit der Hoffnung
seiner baldigen Rückkehr, der würde sich für eine gerechtere Welt
einsetzen. Der Einsatz für eine gerechtere Welt ist aber so ziemlich das
Letzte, was sich viele herrschenden Politiker - nicht nur in Deutschland
- wüschen, denn es wäre die Ablehnung ihrer Herrschaft und Politik. Wird
aber der weltliche Kummer "ersäuft", droht den Politikern wenig Ärger.
Der Islam lässt sich aber nicht dieser Art "integrieren". Einmal
abgesehen vom absoluten Alkoholverbot für Muslime - an das sich immer
mehr Muslime auch halten - fordert der Islam Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit in der Wirtschaftspolitik, in der Innenpolitik, in der
Außenpolitik, in der Familienpolitik, kurz in allen Lebensbereichen.
Insofern wäre eine echte Integration der Muslime in die Gesellschaft
eine Bereicherung für das Land. Davon aber sind wir noch sehr weit
entfernt.
Eine echte Integration der Muslime in dieses Land würde auch die
"jüdisch-christlichen" wurzeln retten, in dessen missbrauchten Namen
Werte vermittelt werden, die weder mit dem Judentum noch mit den
Christentum vereinbar sind. Eine wahre Integration des Islam könnte
Christi Himmelfahrt wieder zu einem religiösen Feiertag machen, denn
eine zunehmende Zahl von Alkoholablehnern im Land würde nach neuen
Inhalten für den Vatertag suchen. Und was läge da näher, den
eigentlichen Sinn wieder zu beleben?
Eine zumindest kurzzeitig symbolische Integration der Muslime ist
bereits jetzt auch an Christi Himmelfahrt möglich! Wenn schon die
Muslime nicht bereit sind, sich öffentlich zu besaufen, wie wäre es,
wenn der eine oder andere hier lesende Christ sich mit seinen
muslimischen Mitbürgern solidarisiert und zumindest diesen einen
einzigen Tag auf jeglichen Alkoholkonsum verzichtet? Wenn auch nur ein
einziger Christ, der bisher am Himmelfahrtstag die unchristlichen Riten
mitgemacht hat, am kommenden Donnerstag darauf verzichtet, dann haben
sich diese Zeilen gelohnt.
Und gemeinsam, Hand in Hand, können Juden, Christen und Muslime in
diesem Land eine neue Kultur der "Integration" vorleben, eine
Integrationskultur der Besonnenheit, der Vernunft und der geistigen
Wachheit! Und davon kann die gesamte Gesellschaft profitieren.